Jeder kann Informatik studieren – aber Rittertum? Two Point Campus zeigt die gleiche Kreativität wie Two Point Hospital. Wir verraten die lustigsten Lehrgänge der Simulation und unser Fazit zum Spiel.
von Sophie Neu
13. August 2022: Biologie, Soziologie, Physik – die Auswahl an Studiengängen an heimischen Unis scheint im Vergleich zu denen von Two Point Campus langweilig. Wer würde nicht lieber eine böswillige KI programmieren lernen, statt die x-te gleichaussehende Website? Gut, dass man sich zumindest im neuen Simulationsspiel von Two Point Studios ausleben kann. Diese fünf verrückten Lehrgänge an den verschiedenen Unis im Spiel sind uns ganz besonders in Erinnerung geblieben.
Two Point Campus spielt sich wie das letzte Spiel der Entwickler, Two Point Hospital. In der Strategiesim baut man diesmal aber kein Krankenhaus, sondern einen Universitätscampus auf. Und dann noch einen, und noch einen. Das Ziel: möglichst viel Geld verdienen. Das bedeutet auch, dass es den Studierenden auf dem Campus gut gehen muss – fliegen sie aus ihrem Studiengang, entgeht einem ihre Studiengebühr. Also baut man ihnen neben Hörsälen, Laboren und Bibliotheken Annehmlichkeiten wie Gemeinschaftsräume, Kaffeestände und Schlafsäle. Vor allem aber Duschen. Sonst miefen sie den Campus voll.
Die Lernkurve von Two Point Campus ist wesentlich softer als in Strategiesims à la Crusader Kings 3. Entsprechend kommt das Spiel eher als Entspannungssoftware denn als anspruchsvolles Planungsspiel daher. Dadurch ist es für Einsteiger ins Genre perfekt. Der Entspannungscharakter wird durch die lustigen Kurse, die kuriosen Campusdurchsagen und vor allem durch die liebenswürdigen schrulligen Studis und Uni-Angestellten verdeutlicht.
Die Universitäten von Two Point begnügen sich nicht mit langweiligen Fächern wie Informatik. Sie bauen Roboter, tauchen in die virtuelle Welt ein und spielen dann mit Mauseuniform eine Runde Cheeseball auf dem Feld. Diese verrückten Kurse in Two Point Campus haben es uns besonders angetan:
Perfekt für Fantasynerds. Im Studiengang Rittertum lernen die Studis, wie sie ritterlich sind – zumindest auf dem Turniergelände. Bogenschießen, Schwertschwingen, Turnierreiten – das volle Programm. In Kombination mit ausschweifenden Partys im Studentenzentrum scheint das vielleicht gesundheitsgefährdend. Aber hey: Wofür hat man die teure Krankenstation gebaut? Stolz sind die Studis auf ihre Rüstungen, die sie immer und überall tragen – sogar im Bett.
Was genau im Labor für Forschologie passiert, kann man als Spieler nicht wirklich beurteilen. Eine Aura des Geheimnisvollen umgibt die Studis und ihre Dozentin, wenn sie in ihrer Forschungsstätte ihre Glasfläschchen schwenken, Laserstrahlen abschießen und den Gummihammer bedienen. Vielleicht brauen sie Heiltränke für die Krankenstation, vielleicht mischen sie gerade am Rezept zur Zombieapokalypse. Eines ist jedenfalls sicher: Was sie tun ist wichtig und bringt der Uni Geld.
Wo wäre James Bond wohl zur Uni gegangen? Wahrscheinlich auf dem Two Point Campus. Hier lernen angehende Geheimdienstler, wie sie cool mit dem Jetpack fliegen, sich hinter Wänden verstecken und wie sie möglichst geheimnisvoll aussehen – Sonnenbrille und der Trenchcoat sind obligatorisch im Kurs. Sie entdecken den inneren Inspektor Gadget in sich, bauen Drohnen und schießen mit ihrem Regenschirm Zielscheiben ab. Was man als Agent eben so macht. Und auch, wenn die bunten Blöcke im Bällebad nach Kinderspiel aussehen, lernen sie hier für ihr ganzes Doppelleben.
Das perfekte Studium für alle, die das schwarze Loch in ihrer Seele mit etwas füllen wollen. Und für Harry-Potter-Fans. Man schaltet den Kurs auf dem Spiffinmoore College frei, das einer gewissen Schule für angehende Zauberer verdächtig ähnlich sieht. Rein zufällig versteht sich. Studis (vor allem Goths sind begeistert vom Kurs) müssen lernen, Zaubertränke zu brauen und Karten zu legen. Jeder Muggel kann es zum Zauberer schaffen, solange er sich anstrengt und nicht vorher in den Kessel fällt. Man lernt alles, was es für die Karriere als Todesser braucht. Oder das Betreiben eines Wahrsagerstandes auf dem nächsten Campusfest.
Auch Köche müssen in Two Point Campus die Schulbank drücken. Zwischendurch gibt es Praxiseinheiten mit dem Riesenofen, der den ganzen Unterrichtsraum füllt. Mal gibt es verbrannte Pizza, mal verbrannte Pastete. Erfahrener Studis können sich an verbranntem Kuchen versuchen. In bester TV-Koch-Manier messen sich die Nachwuchsköche in der Küche gegeneinander. Und stehen danach vor Erschöpfung schlafend in den Fluren der altehrwürdigen Uni.
Two Point Campus überzeugt uns mit dem Humor, der den ersten Titel des Entwicklerstudios schon zum Hit gemacht hat. Eine liebenswürdig schrullige Grafik, ebenso schrullige Studienfächer und ein ausgetüfteltes Campussystem machen das Spiel zur perfekten Strategiesim, bei dem man sich zurücklehnen und entpannen kann. Tipp: Two Point Campus ist auch im Xbox Game Pass enthalten.
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Bilder: (c) Two Point Studios/Sega
Die Journalistin ist bei Videospiel-Tests und Wien Guides voll in ihrem Element. Seit 2021 verstärkt sie die Redaktion des KURIER.