Ein Duo, drei Shows in die Stadthalle. Die Helden der Freizeit haben sich Pizzera und Jaus bei einem ihrer Konzerten in Wien angesehen. Was uns an “Wer nicht fühlen will, muss hören” begeistert und wann sie mit welchen Programmen wieder auf Tour sind.
von Christian Orou und Patrick Meerwald
Sie sind unerhört solide, lassen uns fühlen und nicht hören und zählen nicht umsonst zu den momentan erfolgreichsten Musikern, die die heimische Szene zu bieten hat. Von 25. bis 27. August war die Stadthalle drei Tage lang für Pizzera und Jaus reserviert. Ursprünglich sollten die Auftritte am 1. und 2. April 2020 stattfinden und damals noch im Gig-Doppelpack. Beide Termine wurden wegen Corona gecancelt. Jetzt, mehr als zwei Jahre danach, wurden aus zwei Abenden drei, und auch der dritte war rasch ausverkauft.
Tipp! Wenn du wissen willst, welche weiteren großartigen Konzerte in Wien anstehen – hier unsere Übersicht für September.
Was es braucht, um eine ausverkaufte Stadthalle zu unterhalten und zu begeistern, bewiesen Pizzera & Jaus bereits am ersten Abend: zwei hochmusikalische Persönlichkeiten mit einem Humor, der zwischen Zeltfest und Monty Python oszilliert, die hochintelligente und tiefe Pointen aus dem Ärmel schütteln und die hohe Kunst der Improvisation beherrschen.
Das Duo hat mehr als zwei Jahre darauf gewartet, sein Programm in diesem Rahmen zu präsentieren. Wie es ihnen dabei ging, könnt ihr in unserem Interview mit Paul Pizzera “Die Konzert-Geilheit bleibt trotz Absage-Frust!” nachlesen. Und tatsächlich: Die beiden starteten mit Vollgas in den Abend. Schon die Intromusik weist die Richtung, in die es gehen soll. Zu The Boys Are Back von den Dropkick Murphys betreten sie die große Bühne, die außer dem Keyboard und dem Schlagzeug von Otto Jaus leer ist, und schon bei der zweiten Nummer steht die ganze Halle.
In ihrem Programm wandern sie musikalisch von Klassik bis Metal, machen aus Chop Suey! von System of a Down eine Ballade, versehen Pophits mit eigenen Texten und verwandeln den Klassiker Zwickt‘s mi von Wolfgang Ambros in eine Impfhymne. Sie befreien die Lieder von ihrem Korsett und machen etwas Neues daraus.
Pizzera & Jaus gelingt es ohne Probleme, die große, leere Bühne in der Stadthalle mit ihrer Energie zu füllen. Es gibt eine solide Lichtshow und ein wenig Pyrotechnik. Sie arbeiten mit großen Gesten, es gelingt ihnen aber auch, bei den leisen Songs ganz intime Momente zu schaffen. Sie tragen ihre Haltung nicht wie eine Fahne vor sich her, es reicht, wenn sie sie immer wieder homöopathisch einfließen lassen. Sie nehmen Spritzengegner auf die Schaufel, stehen auf gegen Homophobie und fürchten sich auch nicht davor, ihrem Publikum leise Töne und schwere Themen wie zum Beispiel einen Song über Depression zu präsentieren.
Für das Lied absätze > hauptsätze hat sich das hat Duo zur Unterstützung die A-Capella-Kombo Das wird super eingeladen, die bei der Zugabe noch durch EAV-Mastermind Thomas Spitzer verstärkt wird. Das hat durchaus eine Logik, können sich doch die Texte von Paul Pizzera und Otto Jaus doch mit den Klassikern der EAV messen. Die Songs wie Hooligans oder Eine ins Leben zeugen vom Sprach- und Rhythmusgefühl, wie sie auch die großen Hits, die Thomas Spitzer geschrieben hat, besitzen.
Ist jetzt Wer nicht fühlen will, muss hören ein Kabarettprogramm mit Liedern dazwischen? Oder war es eine Musikshow mit ausgedehnten Moderationen? Genauso wenig wie sich Paul Pizzera und Otto Jaus in eine Schublade stecken lassen, lässt sich auch der Abend in der Stadthalle einordnen. Aber letztendlich ist es egal, welches Label an der Show hängt. Es war ein großartiger Abend, in der die beiden Künstler bewiesen haben, dass sie einzigartige Entertainer sind.
Pizzera und Jaus sind auch schon in voller Vorbereitung auf das kommende Jahr 2023. Davor holen sie erst noch vier Termine in den Bundesländern für verschobene Konzerte nach. Bei der neuen Tournee, die auf den Titel Comedian Rhapsody hört, setzen sie noch mehr auf ihre Konzert-Attribute. Vier Termine für dieses neue Programm, an dem sie aktuell noch arbeiten, stehen für Frühjahr 2023 schon fest. Weitere folgen bestimmt noch:
Wer nicht fühlen kann, muss hören
31. 8. 2022: Circus Krone München
27. 1. 2023: Kongress- und Kulturhaus St. Johann
Comedian Rhapsody Tour 2023
09. 3.: TipsArena Linz
11. 3.: Salzburg Arena
26. 3.: Stadthalle Graz
26. 5.: Rathausplatz Gmunden
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Aufmacherfoto (c) Christian Orou
Der Wiener Journalist ist seit 2016 Musik-Ressortleiter bei heldenderfreizeit.com, schreibt für diverse Musikfachmedien wie Stark!Strom berichtet dabei über Konzerte, Neuerscheinungen, führt Interviews und erstellt Besten- und Playlisten zu den Top-Liedern von Musikstars.