Kaum fertig gespielt, will man Stray gleich wieder anfangen – das katzigste Spiel des Jahres hat auch das Potential zu einem der besten Spiele des Jahres. Immerhin kann man auf Knopfdruck miauen.
von Sophie Neu
26. Juli 2022: Katzenaffine Gamer lauerten schon länger auf Stray, das seit 19. Juli auf Playstation 5 und PC spielbar ist. Ihre Erwartungen hat das parkourslastige Jump ‘n’ Run vom Indie-Entwicklerteam BlueTwelve Studio erfüllt, wenn nicht sogar übertroffen. Das sieht und liest man auch in den sozialen Netzwerken – böse Stimmen könnten sagen, dass jeder “Cat Content” im Internet garantiert zum Erfolg führt, egal wie die Qualität aussieht. Aber Stray macht mehr aus als das – wobei der flauschige Protagonist natürlich zum Erfolg beiträgt.
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Friede Freude Eierkuchen in der postapokalyptischen Katzen-Kolonie: Ein rothaariger Stubentiger genießt sein Leben mit seiner Katzenfamilie in den überwucherten Ruinen der menschlichen Zivilisation. Bei einem Ausflug kommt es dann, wie es kommen muss und der Streuner wird von seiner Familie getrennt. Er fällt in die Abgründe der Ruinen der menschlichen Zivilisation, die vor langer Zeit verschwunden ist. Und wacht auf in einer unterirdischen Welt, in der Roboter ihre menschlichen Erschaffer überlebt haben. Um wieder zurück nach oben ans Tageslicht zu kommen, muss der Streuner Umgebungsrätsel lösen, den Robotern helfen und seine Parkoursfähigkeiten in der unterirdischen Welt der Roboter unter Beweis stellen.
Gerade in Sachen Parkours weiß das Indie-Entwicklerteam von BlueTwelve Studios zu überzeugen. Die Bewegungen des kleinen Streuners ergeben Sinn und sehen natürlich fließend aus. Springt die Katze auf ein Objekt, wirken die Animationen wie bei einer echten Katze. Etwas traurig stimmt anfangs, dass man nicht auf alle Objekte springen kann. Später erkennt man den Sinn dahinter: Unauffällig erspart man dem Spieler so sinnlose Parkoursrunden ins Nirgendwo. Wo man als Streuner hinkommt, gibt es etwas zu entdecken, alle Wege greifen ineinander.
Dadurch irrt man nie lange durch die Map, sondern findet schnell seinen Weg. Trotzdem ist es schlau, ab und zu innezuhalten und sich die Cyberpunk-Welt von Stray anzuschauen. Denn die ist sehenswert. Von den Neonschildern über Hologramme bis zu einzelnen grünen Ecken. Auch die unheimlicheren Passagen in der zweiten Hälfte des Spiels, bei der einen plötzlich riesige Augäpfel anstieren, sind faszinierend und bedienen sich nicht nur an abgenutzten Klischees, sondern schaffen eine eigene Vision einer postapokalyptischen Welt. Einer Welt, ganz ohne Menschen.
Und ihre Bewohner kommen ganz gut ohne sie klar. Die Roboter in Stray, die unterirdisch zurückgeblieben sind, wirken nicht so, als ob sie ihre Erschaffer vermissen würden. Vielmehr sind sie mit ihren eigenen Problemen und schrulligen Charakterschwächen beschäftigt. Als Streuner hilft man ihnen, ihre kleinen und großen Probleme zu lösen. Dafür wird man mit liebenswürdigen Reaktionen und Bildschirmanimationen belohnt. Besonders befriedigend ist es, sich an ihre Metallbeine zu schmiegen und sanft zu schnurren – auch Metallherzen werden da schwach.
Schwach wird man als Spieler bei den zahlreichen putzigen Animationen, die sich die Entwickler für den Streunerhelden ausgedacht haben und die ihn richtig zur Katze werden lassen. Sei es das Krallenwetzen an der Blumentapete, das Nickerchen auf dem bequemen Kissen oder das Zwischen-den-Beinen-Laufen, das die Roboter zum Taumeln bringt. Und natürlich kann man auf Knopfdruck miauen, um auf sich aufmerksam zu machen oder Chaos zu verursachen.
Insgesamt sorgt unsere Katze aber für mehr Ordnung in der Roboterwelt, als für Chaos. Die Nachwehen der Menschheit plagen die Bewohner der unterirdischen Welt. Parasitäre Lebewesen haben die ärmlichen Roboterslums befallen, in der Stadt darüber herrscht der Polizeistaat. Scheint es anfangs, als könnte man als kleiner Streuner nicht viel ausrichten, zeigt Stray schnell, dass gerade in der kleinen Größe die Stärke des Katzenhelden liegt. Man schlüpft durch kleine Spalte, balanciert auf winzigen Vorsprüngen und schleicht sich durch enge Passagen.
Mit Stray liefert das Indie-Studio BlueTwelve Studio ein Actionspiel, dass sich nicht hinter jenen großer, etablierter Entwicklerteams verstecken muss. Und das liegt nicht nur am flauschigen Protagonisten, sondern auch an der durchdachten Parkours-Steuerung, der lebendigen Welt und den liebenswert schrulligen Robotern, die sie bewohnen. Besonders günstig ist es, Stray im PS Plus Abo zu spielen.
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Bilder: (c) Annapurna Interactive/ BlueTwelve Studio
Die Journalistin ist bei Videospiel-Tests und Wien Guides voll in ihrem Element. Seit 2021 verstärkt sie die Redaktion des KURIER.