Resident Evil feierte gerade mit tollen neuen Games einen zweiten Frühling. Aber auch im filmischen Bereich will sich der Horror-Klassiker stärker denn je breitmachen. Bisherige Kino- und Serienableger waren zwar durchaus erfolgreich, qualitativ kamen sie aber nie wirklich an die Spielvorlage ran. Nun will es die Zombie-Hatz mit einer Live-Action-Serie nochmal wissen. Lest bei uns, ob sich der Netflix-Ableger von Resident Evil endlich für Fans der Spiele lohnt.
von Klaus Kainz
Resident Evil ist ein Gaming-Meilenstein, aber auch die Verfilmungen waren lange Hits – vor allem die mit Milla Jovovich. Allerdings galten die Kinoableger eher als seichte Trash-Unterhaltung statt würdige Adaptionen der Spiele. Schnell hatten sie nämlich nicht mehr viel mit den Games zu tun. Trotzdem gibt es mehr filmisches Resident Evil denn je. Resident Evil: Welcome to Raccoon City (2021) brachte den Film-Reboot und die Animationsserie Resident Evil Infinite Darkness (2021) verfrachtete das Franchise auf Netflix. Große Würfe waren beide nicht. Nun folgt direkt der nächste Versuch: Die Live-Action-Version auf Netflix namens Resident Evil.
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In Raccoon City sind mal wieder die Zombies ausgebrochen. Verantwortlich ist natürlich der böse Pharma-Konzern Umbrella. Die Resident Evil Prämisse teilt die neue Netflix-Serie diesmal in zwei Timelines. Im Jahr 2022 ziehen einerseits Superwissenschaftler Albert Wesker und seine zwei Töchter in die Umbrella High-Tech-Stadt. Während die beiden Wesker Zwillinge die Geheimnisse rund um Umbrella lüften, kommt es zu viel Familien- und Highschool-Drama. 2034 wiederum ist die Zombie-Apokalypse voll in Gange, während eine der nun erwachsenen Wesker-Schwestern den Umbrella-Herrschern in einem Mad Max-mäßigen Wasteland entkommen muss. Auch ein bisschen Comedy gibt es. Und viel Pop-Musik.
Fans haben es geahnt: Mit den Games hat das nicht viel zu tun. Man möchte fast sagen, gar nichts. Da helfen auch die ein oder anderen bekannten Serienmonster nicht, die alle paar Folgen (sehr kurz) auftauchen. In den Games ging es ironischerweise nie um die große Zombieapokalypse, geschweige denn Teenie-Drama. Im Vordergrund war das Gefühl von Isolation in klein gehaltenen Horrorhaus- oder Gruseldorf-Settings, bei denen klassische Zombies schon früh ausgetauscht wurden. Dieses Feeling gibt es im neuen Netflix Resident Evil nur sehr selten.
Das muss für die Qualität der Serie aber erst einmal nichts heißen. Tatsächlich ist Resident Evil auf Netflix kein Trash, auch wenn es wenig mit der Vorlage zu tun hat. Dank relativ aufwendigen Serien-Sets, Kostümen und kompetenter Kamera hat es einen ganz guten Look. Auf Netflix kennt man Schlimmeres. Serien-Urgestein Lance Reddick liefert zudem als Wesker-Neuinterpretation bis ans Ende ab und ist so ziemlich das Serienhighlight. Man ist außerdem irgendwie immer gespannt, wie die Story noch zu den Spielen passen soll. Soviel sei verraten, die Auflösung rund um Albert Wesker passt durchaus in die überdrehte Resident Evil-Lore, auch wenn es der Rest der Serie weniger tut.
Aber in zuviel Lobhudelei können wir nicht verfallen. Die schauspielerischen Leistungen, abgesehen von Reddick, schwanken qualitativ genauso stark wie die oft bescheuerten Dialoge. Ein paar blöde Momente – und davon gibt es viele, gerade gegen Ende – wären gar kein so großes Problem. Über die kann man ja schmunzeln. Das über die Serie immer stärker in den Fokus gerückte Familiendrama ist aber nicht originell und daher einfach nicht spannend. Die Dynamik zwischen den Wesker-Schwestern geht ein bisschen in Richtung des zurecht gelobten Arcane (hier unsere Serienkritik), nur leider weniger spannend. Außerdem irritieren die ständigen Wechsel zwischen den Zeitlinien irgendwann.
So weit wie die Netflix-Serie war Resident Evil noch nie von seinen Wurzeln entfernt, trotz ein paar Anspielungen und Zitaten. Es ist mehr eine etwas überdrehte Version von The Walking Dead, mit einer Mischung aus High School-Drama, Zombieland und Arcane. Für Fans der Spiele taugt das nicht wirklich. Als manchmal alberne Endzeit-Geschichte kann man sich Resident Evil schon geben, wenn man unbedingt neues Zombie-Futter braucht. Immerhin sieht sie ganz okay aus und hat mit Lance Reddick einen talentierten Hauptdarsteller, der die Sache Ernst nimmt. Dafür gewinnt Resident Evil auf Netflix aber keinen Preis für Originalität und hat mit langatmigen und prätentiösen Passagen zu kämpfen, die viel schwerer wiegen, als seine Albernheiten.
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Der Redakteur (APA, Helden der Freizeit) und Videospiel-Blogger reviewed für uns vor allem Games, Serien und Filme - ist aber auch so manchem Naturausflug nicht abgeneigt.