90 Kilometer, von Wildwasser bis Zahmwasser, mit Packraft, Funyak, wendigem Wildwasser-Kajak oder gemütlichem Erholungskajak. Wir zeigen dir mit Video wie vielseitig und schön Flusswandern auf der Enns ist, mit nützlichen Tipps auf und abseits der Strecke, welche Sehenswürdigkeiten an der Strecke liegen und auf welche Guides du dabei zurückgreifen kannst.
von Christoph König
Das Ennstal in der Steiermark ist ja für einiges bekannt – die vielen Skigebiete, die schönen Wander- und Radwege, die Ennstal-Classic Oldtimer-Rallye. Was aber nicht so viele wissen: Hier fließt Österreichs größter Binnenfluss, die Enns, noch jung und wild ohne Kraftwerksregulierungen und bietet hervorragende Möglichkeiten für Wassersportler:innen vom Anfänger bis zum Könner. Egal, ob sportlicher Wildwasser-Paddler oder gechillter Flusswanderer – hier kannst du auf jede mögliche Art durch das wunderschöne Herz von Österreich schippern.
Kajak-Veteran Helmut Knauss hat dieses Potenzial erkannt. Der Salzburger aus Radstadt führt mit seinem kleinen bunten Team die Kajakschule Kajaktiv direkt an der Enns beim Aicher Badesee. Hier können Anfänger bei einem Schnupperkurs am kleinen Freizeitsee üben, bevor sie sich auf den Fluss wagen. Bei den rund 100 Booten ist vom wendigen Kajak über XL-SUPs bis zum Funyak alles dabei.
Seit drei Jahren bietet Knauss mit seiner Crew ein besonderes Angebot. Enns Flusswandern über 5 Etappen von Mandling in Salzburg über Schladming, Aich, Stein und Wörschach bis nach Admont. 90 Kilometer, die den Fluss und den Wassersport in all seinen Facetten zeigen – und einen auch in die Natur und Sehenswürdigkeiten eintauchen lassen. Ein Fall für die Helden der Freizeit! Wir haben die ganze Tour in 4 Tagen gemacht. Freilich lässt sich jeder Trip ganz nach Können und Vorliebe gestalten – beispielsweise auch nur für einen Tagesausflug. Die Kajakschule bietet dazu neben Kursen und Guides auch einen Verleih und Shuttle-Service an. Auch für die Steyr – die ebenfalls extrem reizvoll ist, wie ihr in unserem Erlebnisbericht Steyr Paddeln – so schön wie im Tolkien Film nachlesen könnt.
Bevor du hier unseren Erlebnisbericht liest, schau dir unser Video an. Da zeigen wir dir in 10 Minuten die coolsten Eindrücke unserer 4-Tages-Tour:
Unsere erste Strecke ist gleich die aufregendste. Auf den 10 Kilometern von Mandling nach Schladming bietet die Enns Wildwasser II+. Sie fließt hier noch schmäler und wilder, formt hohe Wellen und Walzen – daher muss man geeignetes Wildwasser-Equipment und Paddelerfahrung mitbringen. In unserem Fall ist das ein Kajakkurs (hier nachzulesen) und ein Packraft-Abenteuer auf eigener Faust (hier nachzulesen) auf der slowenischen Soca. Drei Held:innen sind mit wildwassertauglichen Packraft-Rucksackbooten, zwei mit Kajaks unterwegs.
Gut, dass unser Guide Wesley schon im Kajak gesessen ist, bevor er richtig gehen konnte. Der 25-jährige Kajak-Slalomfahrer hilft uns beim Einstieg in Mandling, direkt neben der Feuerwehr-Ansaugstelle – denn das Kehrwasser ist hier nur sehr klein und schmal. Nach den gemütlich fahrbaren ersten Metern geht es gleich in die ersten Schwälle. Durch die Regenfälle an den Vortagen ist der Pegel auf Mittelwasser angestiegen. Ideal für uns, denn bei Niedrigwasser sind mehr Steine zu umfahren, die nicht überspült sind. Und Hochwasser ist nur was für Profis wie Wes.
Während sich der Oberösterreicher mit britischen Wurzeln immer wieder mit Tricks und Eskimorollen bei Laune und uns dabei dennoch im Blick behält, sind wir konzentriert seiner Linie zu folgen. Nach vorsichtigen ersten Kilometern werden wir immer lockerer. Wir steuern die Boote bewusst in hohe Wellen und lassen uns das Wasser ins Gesicht spritzen. Ein dickes Grinsen steht uns ins Gesicht. Meistens ist die Flussmitte der beste und sicherste Weg. An einem Abschnitt mit besonders vielen Kehrwässern, erzählt uns Wes von seinen Plänen, hier eine Slalomstrecke zu errichten.
Kurz bevor das Helden-Quintett in Schladming unter der Brücke der B320 rechts aussteigt, erwartet uns eine letzte Schlüsselstelle. Da wo der Talbach in die Enns mündet, stoppen wir rechts im Kehrwasser. Denn nur ein paar Meter weiter ist eine Stufe, die nicht überall gut zu befahren ist. Wes steigt aus und besichtigt sie. Er rät uns links zu fahren und wartet im ersten Kehrwasser dahinter auf uns. Von oben sehe ich nur seinen hochgestreckten Daumen, der mir signalisiert, dass die Linie passt. Zwischen zwei massiven Felsen biegt sich mein Packraft über zwei große Wellen (zu sehen im Video). Wow, das war cool. Beim Ausstieg sind wir stolz, alles gemeistert zu haben.
Heute geht es auf leichteres Wildwasser I, auf dem wir einen Aufbaukurs bei Helmut Knauss absolvieren. Nach einer kurzen Auffrischung der wichtigsten Sicherheitsregeln und Zeichensprache am Wasser starten wir da, wo wir am Vortag ausgestiegen sind. Neben ein paar spaßigen Wildwasser-Abschnitten gibt es hier viele schöne Kehrwässer, die bei der Renaturalisierung gebaut wurden. Perfekt für uns, um Kehrwasser-Fahren zu üben.
Erklärung für Anfänger:innen: Kehrwässer sind Stellen am Fluss, an denen das Wasser hinter Hindernissen wie Steinen kehrt macht. Sie ermöglichen eine Pause von der Fahrt einzulegen und als Gruppe zusammenzuwarten. Helmut weist uns an, sie oben anzufahren und aus ihnen flussaufwärts mit Schwung und einer beherzten Kurve auf der Kante auszufahren. Das klappt mal besser, mal schlechter, bringt uns aber auf alle Fälle ordentlich ins Schwitzen. Unsere zwei Kajakfahrer:innen kentern dabei einmal – gar kein Problem. Nach einer erfrischenden kleinen Schwimmrunde in der Enns (Neoprenanzüge und Trockenanzüge schützen vor der Kälte) sitzen sie mit der Hilfe von Helmut schnell wieder im Boot.
Nachdem wir in Aich ausgesteigen sind, gönnen wir uns mit Helmut ein hervorragendes Essen beim Grafenwirt. Zur traditionellen gehobenen Küche lassen wir uns ein paar aufregende Schmankerl aus Helmuts wilden Kajakzeiten servieren. Von der Befahrung lebensgefährlicher Abschnitte mit Wildwasser V und VI in der Türkei und so mancher brenzliger Situation – da sind wir froh, dass es bei unserem Enns-Abenteuer gemächlicher zugeht. Da gehts ja auch ums Genießen der Landschaft und Sehenswürdigkeiten rund um den Fluss.
Neuer Tag, neue Strecke, neuer Guide. Als Andy beim Aicher Badesee unser Wiener Kennzeichen sieht, will er uns gleich verscheuchen. “Der Parkplatz ist nur für Wassersportler”. “Samma eh”, grinsen wir aus dem Fenster. Alle müssen lachen. Lustig sind auch unsere heutigen Boote. Funyaks – das ist eine aufblasbare Mischung aus Kajak und Raftingboot. Krumm geformt wie Bananen, für 1 bis 2 Personen und auch zum Schlafen extrem gemütlich.
Nachdem wir unsere actionhungrige jüngste Heldin Hannah noch einen Sprung aus drei Metern mit dem Kajak in den Übungssee machen lassen (siehe Video), geht es wieder in die Enns. Die Funyaks entpuppen sich als super stabil und spaßig. Zu zweit im Boot gilt es die Paddelschläge geschickt aufeinander abzustimmen. Der Fluss ist hier breit und bietet leichte Wildwasserabschnitte mit viel Zahmwasser dazwischen und guten Kehrwässern zum Üben. Nicht umsonst die erste Etappe, die die Kajakschule mit Anfängern angeht. Und weils an Tag 3 gar so gemütlich geht, hängen wir Etappe 4 auch gleich dran.
Hier wird der Fluss immer ruhiger. Bis auf ein paar kleine Schwälle und Wellen zum Surfen gibt es hier kein Wildwasser mehr. Landschaftlich ist es aber die schönste der 5 Etappen, vor allem wegen einer großen Anlandestelle nach Stein direkt vor der imposanten Bergkulisse des Grimming.
Andy ist der größte Allrounder unter den Guides. Wir bekommen eine Einschulung in Bushcraft, lernen, welche Pflanzen am Ufer essbar sind, wie wir uns ein Biwack aus Ästen und Buschwerk bauen und mit Birkenspäne und einfachen Werkzeugen Feuer machen. Die Sonne strahlt, wir liefern uns wie Kids kichernd Wasserschlachten und ziehen happy mit einem flotten Schwung ins letzte Kehrwasser, für den uns Helmut sicher loben würde.
Ausflugstipp! Die eindrucksvolle Wörschachklamm und Donnersbachklamm bieten sich für eine Halbtageswanderung an der Strecke an.
Zum Abschluss geben wir uns den kompletten Kontrast zum Wildwasser-Paddeln. Flusswandern mit den stabilsten Kajaks der Kajakschule, den Delsyk Tuktu. Die sind zwar weit weniger wendig wie unsere Wildwasser-Boote, dafür laufruhiger und schneller. Das kommt uns bei dieser langen Strecke, die unsere actionhungrige Hannah etwas langweilig findet, sehr entgegen. Weil es näher zu unserem Quartier liegt, steigen wir bereits vor Wörschach rechts unter der Salaberg-Brücke ein, wo Helmut die Boote schon am Morgen deponiert hat. Denn: Diese Strecke meistern wir problemlos ohne Guide. Tipp: Hier bietet sich auch ein Abstecher zum Putterer See an, an dem auch einer der schönsten Campingplätze der Steiermark liegt.
Brücke für Brücke, Kilometer für Kilometer paddeln wir mal beherzt oder lassen uns nur auf der Strömung treiben. Irgendwann kommt man dabei in einen fast meditativen Flow-Zustand. Die Enns ist hier sehr breit. Wir sichten Graureiher, Bachstelzen und Enten. Nach der Hälfte der Strecke geht es unter der Phyrn-Autobahn durch, dahinter ist die Auwald-Landschaft besonders reizvoll. Deshalb legen wir direkt nach der Mündung des Paltenbaches Rast ein. Eine so lange Strecke macht hungrig.
Auf den letzten Kilometern schlängelt sich der Fluss bis Frauenberg, wo wir die Türme der Wahlfahrtskirche hinter dem Berg erspähen. Gleich nach der Brücke in Admont sind wir am Ziel, landen gleich links bei der Mündung des Eßlingsbaches an. Wer möchte, kann noch 6 Kilometer weiterpaddeln, sollte aber unbedingt vor dem Gesäuse bei der Lauferbrücke aussteigen, denn danach geht es in nur für Könner befahrbahres Wildwasser V.
Wir haben genug für heute, steigen aus. Nur 15 Gehminuten von der Ausstiegsstelle entfernt liegt das prächtige Stift Admont mit der größten Klosterbibliothek der Welt. Nach diesem traumhaften Tag kutschiert uns Helmut mitsamt der Kajaks wieder zurück ins Quartier. Ein würdiger Abschluss unserer 5-Tages-Tour.
Enns Flusswandern ist extrem abwechslungsreich und vielseitig. Wir haben den Fluss von seiner sportlich-wilden und zahm-idyllischen Seite kennengelernt. Auch für Packraft-Fahrer ist die Enns ein heißer Tipp, weil direkt neben dem Fluss die Bahn fährt und so nicht unbedingt ein Auto erforderlich ist. Außerdem liegen Highlights wie die Wörschachklamm oder das Stift Admont direkt an der Strecke. Je nach Können und Vorliebe finden sich die richtigen Etappen, Boote, Guides oder Kurse.
Weitere Details zu den einzelnen Etappen findet ihr auf ennsflusswandern.at
Tipp! Falls du eine gemütliche anfängertaugliche Halbtages-Tour machen willst. Schau dir unbedingt den Bericht mit Video von unseren Thaya-Fahrt zur Ruine Kollmitz an.
In unserem Sportlerbereich findest du noch mehr Outdoor-Abenteuer. Von Paddeln auf der Soca, der Salza oder am Neusiedler See bis zu Canyoning, Klettersteige und vieles mehr.
Kajakkurs auf der Soca: So war unser erstes Mal
Ein Alligator auf der Salza
Canyoning in den Ötschergäben
13 tolle Klettersteige in NÖ
Steyr paddeln – so schön wie im Tolkien-Film
Abonniere uns auf YouTube, da gibts noch mehr Bootsabenteuer. So wie dieses:
Alle Fotos und Videos: (c) heldenderfreizeit.com
Advertorial-Hinweis: Dieser Bericht ist im Zuge einer Kooperation mit Enns Flusswandern zustande gekommen.
Der Chefredakteur der Helden der Freizeit hat das Onlinemagazin 2016 ins Leben gerufen und ist seit 2000 als Sportjournalist im Einsatz. Bei heldenderfreizeit.com ist er spezialisiert auf actiongeladene Outdoor-Aktivitäten, Ausflüge, Videos, Spiele, Filme, Serien und Social Media.