Christian Hummer ist, wie Wanda am 26. September 2022 bekanntgab, nach langer schwerer Krankheit gestorben. Dieses Interview haben wir noch im Mai 2022 mit dem Musiker geführt – lies hier übrigens, wie bewegend das letzte Wanda Konzert in der Stadthalle war:
Der Multi-Instrumentalist Christian Hummer im großen Helden der Freizeit Interview. Dabei erzählt der Wanda-Keyboarder von magischen Konzertmomenten und welche Rolle ein Raststellen-Klo bei der Gründung seiner eigenen Band LOEWELOEWE spielte. Und er verrät, welchen Gig er als Zuseher aus einem skurrilen Grund nicht vergessen wird.
von Patrick Meerwald
10. Mai 2022: Dieser Mann ist in der Tat musikalisch sehr breit aufgestellt. Bei Wanda haut Christian Hummer großartig auf die Keyboard-Tasten, bei LOEWELOEWE ist er Bandleader, singt und spielt Gitarre.
Im großen Interview erzählt er uns von einem unvergesslichen Live-Hopala einer Ikone und einem zum Bersten vollen Michaelerplatz, berichtet von seinem großen Ziel, mehrere Instrumente zu erlernen und bestenfalls auch zu besitzen und schwärmt von seiner Traum-Live-Kulisse.
Das war bei einer Szene, die sich an einer Raststätte abgespielt hat. Wir sind da auf dem Weg heim von einer Wanda Tour gewesen. Das war auf einer Toilette der Raststation. Im Radio hat es ein Lied der australischen Singer-Songwriterin Courtney Barnett gespielt. Ich habe sie da auch das erste Mal gehört, habe das Lied gleich shazamed, weil es mir so gut gefallen hat.
Der Moment eine Band zu gründen, war an einer Raststätten-Toilette.
Christian Hummer kam an einem speziellen Ort auf die Gründungsidee
Ich dachte mir dann: Wenn so eine Musik auf der Raststation einer Autobahn irgendwo im nirgendwo gespielt wird, dann ist auch das österreichische Publikum bereit für so eine Klangwelt, die ich deutschsprachig machen möchte. Das war ein Zündfunke eine Band zu machen. Innerhalb kürzester Zeit habe ich dann mit Freunden die Band zusammen gehabt.
Ich muss gestehen, generell rede ich nicht so gerne über die Bedeutung von meinen Liedern, weil das den Rezipient:innen den Interpretationsspielraum nimmt. Viel cooler finde ich es, wenn man selbst entscheiden kann, was man darin hört.
Natürlich habe ich mich über den Release davon gefreut. Auch wenn es anders war als bei Lauter als die Stimme im Kopf. Das war ja doch die allererste eigene Single von mir. Die war düsterer mit Themen, wie Einsamkeit oder Ängstlichkeit. Stop Lift Stop ist dafür energetisch. Da habe ich mich gefreut, das mit den Leuten zu teilen und zu schauen, wie die Reaktionen darauf sind. Die waren auf jeden Fall bis jetzt sehr gut. Vor allem, wenn ich höre, dass sie einen Ohrwurm haben. Ich freue mich, wenn ich bemerke, dass die Musik von meiner Band und mir Leuten helfen kann oder ihren Alltag versüßt.
Generell rede ich nicht so gerne über die Bedeutung von meinen Liedern.
Christian Hummer lässt seine Zuhörer lieber selbst interpretieren.
Es hat damit zu tun, wie man sich in der Vergangenheit Zukunft vorgestellt hat. Und dann zu sehen, wie diese Vorstellung in der tatsächlichen Gegenwart eintraf oder nicht. Ich finde es ja lustig, wie sie sich das vorgestellt haben und wie das jetzt ausschaut. Zum Beispiel haben früher Leute gedacht, dass ab dem Jahr 2000 die Autos fliegen. Wenn man sich Technikbücher der 1960er Jahren ansieht, stand dass tatsächlich so drin.
Die fliegenden und selbstfahrenden Autos würden mich nicht stören, dann müsste ich den Führerschein auch nicht fertig machen. (lacht)
Wir arbeiten und tüfteln fleißig an neuen Songs. Wenn alles glatt geht, kommen noch Releases und im Herbst sogar eine EP heraus!
Der grundlegende Unterschied liegt darin, dass bei Wanda großteils der Marco (Wanda, Anm.) die Songs schreibt. Da fängt mein Tun im Studio an, wenn die Songs schon da sind. Ich war schon aber auch beim Songwriting zum Teil dabei. Beim aktuellen Album CIAO übernehme ich auf der Nummer Vielleicht die Lead-Vocals zum Beispiel. Im Prinzip sind es aber Marcos Lieder. Bei LOEWELOEWE widerum sind es meine. Kurz: Es sind ganz verschiedene Gedankenwelten, aus denen sie entstammen.
Puh, sehr schwierig. Es kommt vor allem auf den jeweiligen Moment an. Man kann mit jedem Instrument andere Sachen machen und sich selbst auch anders ausdrücken. Mein erstes Instrument war das Klavier, das mir auch bis heute am nächsten ist. Aber ich habe auch regelmäßig Momente mit der Gitarre, die nie mit dem Klavier passieren könnten. Ich mag auch alles Perkussive sehr gerne. Bei so vielen Möglichkeiten möchte ich mich insgesamt eigentlich nicht festlegen.
Ehrlich, unendlich viele sind da dabei. Am liebsten möchte ich jedes Instrument spielen können. Ich stehe ja total auf Sound. Da wäre es schon cool, Blockflöte richtig gut spielen zu können. Egal, ob im Jazz der klassischen oder in sonstigem Bereich. Allgemein begeistern mich Blasinstrumente sehr. Da möchte ich mich gerne mehr hinein vertiefen. Zu Hause bei mir sind auch eine Klarinette und eine Bansuri. Das ist eine indische Bambusflöte. Am liebsten hätte ich von jedem Instrument ein Exemplar.
Ein Moment war auf jeden Fall als ich Stevie Wonder 2013 in Istanbul Open Air erlebt habe. Ich bin ein echter Fan von ihm. Ich zähle zu den Glücklichen noch Lebenden, die ihn öfter als einmal live sehen konnten. Der Moment an dem Gig in Istanbul war so besonders, weil er mitten in einem Lied sehr laut ins Mikrophon gerülpst und gesagt hat: “Ahhh, Turkish food!” Das vergisst man nicht so leicht. Mich hat vollkommen fasziniert, mit was für einer jugendlichen Energie der damals mindestens 60 Jahre alte Mann seine knapp 40 Jahre alten Songs performed hat. Das war auch überhaupt nicht aufgesetzt. Das war sehr toll.
Für mich war es auch sehr beeindruckend als wir mit Wanda 2014 beim Wir sind Wien Festival gebooked worden sind. Wir sollten da am Michaelerplatz spielen. Kalkuliert wurde mit ungefähr 150 Leuten in etwa. Da waren wir beim Booking auch noch nicht so bekannt. Bis zum Gig ist das dann so durch die Decke gegangen. Im Endeffekt waren dann 15.000 Leute dort. Die Straßen, die zum Michaelerplatz führten, waren geflutet mit Menschen. Das war ein richtig oages Erlebnis. Das war echt prägend. Ich kann mich extrem glücklich schätzen diese und noch viel mehr Momente erlebt zu haben.
Wir sollten am Michaelerplaz vor 150 Leuten spielen. Es wurden 15.000
Christian Hummer traute seinen Augen kaum.
Da gibt es wirklich viele. Joe Zawinul ist auf der österreichischen Seite ein Fixpunkt für mich. Mozart, Schubert, Beethoven Haydn zum Beispiel in der Klassik. Oder auch Leonard Bernstein, Joni Mitchell, Prince, David Bowie, The Beatles, Bob Dylan und noch viele viele mehr.
So ein Amphitheater wäre schon sehr cool, finde ich. Das hätte auf jeden Fall einen besonderen Reiz. Das würde sicher super zu LOEWELOEWE passen. Ich stelle mir das so wie Pink Floyd in Pompeij vor, nur mit Publikum.
Übrigens: Hier findet ihr die besten Wien-Konzerte im Dezember
Bei uns gibt es monatlich großartige Interviews mit Musikheld:innen. Hier gibt es die Talks zum Schmökern:
Wanda: So weihnachtlich war’s in der Stadthalle
Leftovers rocken Arena: “Ein Traum wird wahr!”
Josh. im Interview: “Ich hatte keinen Bock mehr. Auf gar nichts!”
Adel Tawil: “Ohne Bühne, ohne Applaus, nicht viel war übrig!”
Wiener Blond: “Unser zweites Wohnzimmer ist das Kaffeehaus!“
Aufmacher: © Reiner Reitinger
Der Wiener Journalist ist seit 2016 Musik-Ressortleiter bei heldenderfreizeit.com, schreibt für diverse Musikfachmedien wie Stark!Strom berichtet dabei über Konzerte, Neuerscheinungen, führt Interviews und erstellt Besten- und Playlisten zu den Top-Liedern von Musikstars.