Arabella Kiesbauer im großen Helden-Interview. Die langjährige Starmania-Moderatorin über erinnerungswürdige Momente, wie sehr sich die ORF-Casting-Show seit Staffel eins verändert hat, ihre Tipps fürs Leben der Kandidat:innen, was sie bis heute so fit hält und wie sehr man sich öffnen muss, um das Publikum zu erreichen.
von Patrick Meerwald
Sie ist die große Konstante bei Österreichs größter Castingshow für junge Gesangstalente. Arabella Kiesbauer. Seit mehr als 20 Jahren, also der ersten Staffel im Jahr 2002, ist sie als Moderatorin mit von der Partie. Schon Kult, wie sie alle Zuseher beim Verkünden der weitergekommenen Kandidat:innen auf die Folter spannt. Und natürlich, wie sie quasi als “Starmania-Mama” sich allen Schützlingen mit ganz viel Herzlichkeit annimmt, sie aufbaut oder auch mal auf den Boden zurückholt, wenn sie in anderen Sphären schweben.
Bis zu Staffel 6, die gerade ins große Finale biegt (hier alle Infos zur aktuellen Starmania-Show), hat Arabella einiges erleben dürfen.
Im großen Talk mit heldenderfreizeit.com erzählt sie uns, welche besonderen und überraschenden Momente sie mit Conchita und Co. nie vergessen wird, was ihr Geheimrezept für ihren tollen Fitnesszustand ist, was sie jungen Menschen für Castingshows und erst recht fürs Leben mitgibt und es braucht um bei Starmania das Publikum zu erreichen.
Es ist die richtige Entscheidung des Senders. Weil Starmania doch auch eine Marke ist. Und in Zeiten wie diesen es schon eine große Errungenschaft ist, eine Marke zu haben.
Das waren natürlich einige. Wo soll ich anfangen? Fangen wir mal bei der ersten Staffel an. Da war ich sehr beeindruckt von Martin Perkmann. Er war ein absolutes Ausnahmetalent, ist aber nach der ersten Show ausgestiegen, weil er mit diesem Druck, in der Öffentlichkeit zu stehen, nicht klarkam. Dieser Step hat mich schon sehr beeindruckt. Das war natürlich auch ein großer Verlust für die Show. Er war definitiv ein toller Künstler, der aber absolut nicht in der ersten Reihe stehen wollte. Das gibt es ja auch. Es ist einfach so, dass auch nicht jeder dafür geschaffen ist, ganz vorne zu stehen.
Dieser Step hat mich schon sehr beeindruckt.
Arabella Kiesbauer imponierte Martin Perkmanns Rücktritt nach einer Episode.
Da gab es natürlich auch viele. Zum Beispiel, was Kandidat:innen mir so gesagt haben. Zum Beispiel als Tom Neuwirth mir erzählt hat, er würde sich in der Show gerne outen. Dann sind auch immer wieder Dinge passiert, die die Zuschauer:innen gar nicht mitbekommen haben. Ich habe ja die ganze Zeit die Regie im Ohr und muss immer sekundenschnell reagieren. Beispielsweise wenn während einer Live-Schaltung kurzfristig das Programm umgestellt werden muss, um etwas zu überbrücken. Zum Beipiel, dass ein:e Kandidat:in umkippt oder etwas Ähnliches passiert. Diese Dinge darf man sich live natürlich nicht anmerken lassen. Niemand im Publikum oder vor dem Fernseher soll es merken.
Der Umgang der Kandidatinnen und Kandidaten mit dem Medium Fernsehen hat sich verändert, weil Social Media und Smartphones nicht nur aufgekommen sind, sondern auch eine wichtige Rolle eingenommen haben. Dadurch müssen sie eigentlich auch viel bewusster mit der Öffentlichkeit umgehen und dem, was sie dort von sich zeigen.
Alle, die mitgemacht haben etwas, was sie verbindet. Vor allem die Finalshow-Teilnehmer:innen. Das war jedes Mal doch eine sehr intensive Zeit. Man darf ja nicht vergessen, dass sie alle während der jeweiligen Staffel fast so wie in einer eigenen Blase leben. Da ist über die ganze Woche ein sehr intensives Arbeiten dabei.
Sie leben wie in einer Blase.
Arabella Kiesbauer kennt die Tücken während einer Castingshow.
Die Zuseher:innen sehen nur das Resultat um 20:15 Uhr. Doch da steckt enorm viel mehr dahinter. Sowohl Arbeit und genauso auch ein miteinander. Da verändert sich in kurzer Zeit viel im Leben dieser jungen Leute. Musikalisch kann das auch ein Boost für sie sein. Oder auch die eigene Gewissheit, für die eigene Musik zu brennen und das auch nachher weiter zu machen. Das schweißt dann auch zusammen.
Ich habe erst letzte Woche ganz zufällig Conchita, also den Tom Neuwirth getroffen. Wenn ich Kandidat:innen wieder sehe, freue ich mich natürlich sehr. Man hat dann sofort wieder Erinnerungen an die alten Zeiten, die einem dann hochkommen. Da tauschen wir uns auch gerne dazu aus.
Es hat immer etwas Heldenhaftes sich auf eine Bühne zu stellen. Entweder kann es dann heldenhaft sein oder etwas mit Größenwahn zu tun haben. Man ist da auf der Stage auch sehr verletzlich. Man muss da alle Rezeptoren, alle Zugänge öffnen, um das Publikum zu erreichen. Dazu benötigt es Mut, daneben auch sehr viel Verletzlichkeit, die bei diesem Prozess mitspielt. Das muss man aber auch aktiv zulasssen können. Sonst fehlt es am Energieaustausch von oben auf der Bühne und unten im Publikum.
Wie auch gerade schon angesprochen, ist es das Gefühl, dass der Performer rüberbringen sollte. Gewissermaßen auch ein Schmerz, den dieser erlebt hat und durch seine Stimme transportieren kann und durch seine Energie und Aura ausstrahlt. Das sind oft auch Dinge, die nicht so leicht erklärbar sind. Es ist nicht nur alleine die Stimme, auch wenn ich mich selbst als sehr stimmaffin sehen würde. Aber das Gefühl, das oft mit Schmerz einhergeht, kann dann im positiven Sinne auch sehr einnehmend sein.
Ich habe generell schon einiges an Energie. Aber ich muss natürlich auch meine Akkus aufladen. Da habe ich ein Tool gefunden, das für mich funktioniert. Dazu gehört natürlich Sport und viel Bewegung in der Natur, bis hin zu Meditationen. Wichtig ist mir auch selbst Musik zu machen, also beispielsweise Klavier zu spielen.
Genauso auch das Tanzen, was mir sehr am Herzen liegt. Oder auch das Rumtollen mit den Kindern und meiner Familie. Ich liebe es, gut zu essen oder mit Freunden zusammen zu sitzen und zu genießen. Ich bin ein absoluter Genussmensch. Das Geheimrezept ist wohl das Gut-Sein zu sich selbst. In dem Moment, in dem ich gut zu mir bin und mich verwöhne, zaubert mir das ein Lächeln ins Gesicht, das ich auch gerne weitergebe.
Ich bin ein absoluter Genussmensch.
Arabella Kiesbauer lässt es sich gerne gut gehen.
Generell höre ich echt viel Musik. Da bin ich auch gar nicht Genre-gebunden. Das geht von Klassik bis zu heftigerem, also auch gern mal heavy. Besonders mag ich aber auch Electro Swing, wie von Parov Stelar. Für dessen Show hatten mein Mann und ich auch schon Karten gekauft. Wenn er spielt, wird auch wie wild normalerweise getanzt. Das wurde ja Corona-bedingt mehrfach verschoben. Leider konnten wir zum finalen Termin nicht kommen und haben deshalb unsere Tickets weitergegeben.
Ich würde sagen: Seid mutig, traut euch. Das gilt nicht nur für Starmania, sondern ist auch irgendwie meine Lebenseinstellung. Bleibt bei euch. Das ist auch ganz wichtig. Es wird nicht einfach, es weht sicher auch ein rauer Wind um eure Nasen. Da ist es wichtig, sich nicht zu verlieren.
Bei uns kommen monatlich großartige Musikheld:innen zu Wort. Hier gibt es die Interviews zum Nachlesen:
Otto Jaus im Interview: “Zufriedenheit ist eine Einstellung!”
Stefan Jürgens: “Wien hat mich gelehrt, das Leben humorvoll zu sehen!”
Nino aus Wien: “Ich höre gerne Hits, ich schreibe halt keine!”
Rapperin Yasmo: “Sich zu behaupten, geht auch ohne Hierarchie!”
Cil City: “Wenn die Energie passt, darf auch was danebengehen!”
Eric Papilaya: “Musiker sein, ist wie ein Marathon, nur ohne Ziel!”
Sportfreunde Stiller: “Kunst ist dafür da, Freiheit zu spüren!”
Bernhard Speer: “Verschwitzt, komplett hin. Also alles richtig gemacht!”
Christian Hummer von Wanda: “Statt 150 kamen plötzlich 15.000!”
Cley Freude: “Jeder Mensch ist ein Held und für jemanden wertvoll!”
Manuel Rubey: “Ich könnte Tag und Nacht Sport schauen!”
Titus Vadon: “Musiker müssen innerlich brennen, sonst wird’s fad!”
KØLEEN: “Ich liebe Kontraste, vor allem in meiner Musik!”
PAENDA: “Nicht nur meine Texte haben eine Message!”
Sibbi von Itchy: “Dem Karma hilft, wenn man kein Arschloch ist!”
Amy Wald: “Meine Sexualität war für mich nie so eine große Sache.”
Mala Frank: “Dann hat mich Bryan Adams gebeten, ihn zu covern!”
Christopher Seiler: “Wenn du einen Idioten spielst, musst du gscheit sein!”
Anna Heimrath: “Mein Ziel ist, von der Musik zu leben.”
Ina Regen: “Kenne deinen Grund, warum du was machst!”
Paul Pizzera: “Die Konzert-Geilheit bleibt trotz Absage-Frust!”
Russkajas Georgij: “Alles in meinem Beruf ist Freizeit!”
Wendja: “Neben dem Musikmachen ist Sport mein Leben!”
Marco Pogo: “Den Bierbrunnen will ich wirklich!”
Silbermond: “Ein Kind auf die Welt bringen ist heldenhaft.”
Vamummtn-Rapper Ansa: “Autotune-Gedöns ist nicht unsers!”
Kaiser Franz Josef : “Unsere Musik ist zu leiwand fürs Radio!”
Nathan Trent: “Billie Eilish hat das Game revolutioniert!”
Cordula-Grün-Held Josh.“Gig im Burgtheater wäre geil!”
Steve Hogarth: “Über John Lennon geht nichts!”
Nightwish: “Dem würde ich das Härteste geben.”
Prohaska über Musik: “Der Ambros ist mein größter Held!”
Hans Krankl: “Jeder Auftritt ist eine Heldentat!”
Alf Poier: “Mein halbes Leben war eine Heldentat!”
Aufmacher: © ORF/Hans Leitner
Der Wiener Journalist ist seit 2016 Musik-Ressortleiter bei heldenderfreizeit.com, schreibt für diverse Musikfachmedien wie Stark!Strom berichtet dabei über Konzerte, Neuerscheinungen, führt Interviews und erstellt Besten- und Playlisten zu den Top-Liedern von Musikstars.