Was heute Pranks auf Insta und TikTok sind, war früher Jackass. Die Stuntshow rund um Johnny Knoxvilles Chaostruppe hat ein ganz neues Genre von Comedy und die finale Ära von MTV geprägt. Schadenfreude war das Motto, als sich die Chaoten immer schmerzvolleren (oder ekelhafteren) Stunts und Streichen stellten. Ihr zuvor letzter Kinofilm Jackass 3D kam 2010. Johnny Knoxville, Steve-O, Wee Man & Co. sind sichtlich ins Alter gekommen, aber wollen es trotzdem noch einmal wissen. Erfahrt hier, ob Jackass Forever seinen jugendlichen Humor behalten hat, oder inzwischen zur Peinlichkeit geworden ist.
von Klaus Kainz
Der Name ist bei Jackass Programm, das sinngemäß als “Vollidiot” übersetzt werden kann. Begonnen hat es mit Stürzen aus fahrenden Einkaufswägen, Hammerschlägen in die Weichteile oder Omeletts aus gekotzten Zutaten. Die ersten Folgen wirken wie zahme Homevideos, verglichen mit dem, was inzwischen das Internet bietet. Aber Jackass fuhr mit jedem Kinofilm immer krassere Clips auf und konnte so mithalten. Wildgewordene Stiere gingen auf die schutzlosen Freunde von Johnny los, andere bekamen mit heißen Eisen Phallusformen auf den Körper gebrannt. Jackass 4 oder Jackass Forever knüpft nahtlos daran an.
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“Welcome to Jackass” – Das Zitat, gefolgt vom ikonischen Gitarrenriff, kennt wohl jeder Fernsehfan der frühen Zweitausender. Tatsächlich hat die Rückkehr von Jackass einen leicht nostalgischen Touch. Vor allem, weil sich die Formel nicht großartig verändert hat. Potentiell hätte Jackass Forever auch eine unangenehme Note haben können. Es hat etwas von traurigen Clowns, die mit ergrauten Haaren weiterhin ihre Gesundheit für ein paar Gags radikal aufs Spiel setzen. Wie Johny Knoxville, der bei seinem neuen Stierstunt Gehirnschäden davontrug, die drei Monate seine kognitiven Fähigkeiten einschränkte. Es ist nicht seine erste schwere Verletzung von Jackass-Drehs. Unter den alten Jackass-Mitgliedern ist außerdem Ryann Dunn verstorben und Bam Margera flog wegen Alkoholismus aus dem neuen Film.
Jackass Forever umgeht potentiell schlechte Gemüter aber, indem es sich treu bleibt. Ein paar Rückblicke auf vergangene Tage konnten sie sich zwar nicht verkneifen. Aber der Film bleibt die gewohnte Clipshow aus zusammenhanglosen Einspielern, in denen sich die Truppe unterschiedlichsten Torturen stellt. Egal ob fiese Tierbisse, Elektroschocks, oder fatale Stürze auf harte Oberflächen. Gefühlt lag in diesem Teil lediglich ein besonderer Fokus auf Schmerzen im Genitalbereich. Auf Ansätze einer Borat-ähnlichen Storyline, wie im Spin-Off Jackass Bad Grandpa, wurde gepfiffen. Und das Drama um Margera wurde durch das Entfernen seiner Szenen umgangen (wobei er in den Credits gelistet bleibt).
Neue Gesichter gibt es auch. Ein paar prominente Gäste wie Tyler the Creator leiden ebenso ein wenig. Der Film setzt aber bewusst auf Altbewährtes, als wären Knoxville & Co. nie weg gewesen. Wir werden nicht lügen – für uns funktioniert das noch immer. Daher wollen wir gar keine Pranks oder Stunts verraten. Jackass lebt vom Überraschungseffekt. Newcomern sei aber gesagt, dass ein fester Magen vonnöten ist. Der Film ist nichts für Menschen, die mit expliziten Aufnahmen von Fäkalien, Blut, Erbrochenem oder Tiersamen nicht klarkommen.
Als alte Fans hatten wir bei Jackass Forever über große Teile ein Grinsen im Gesicht. Der Film hält sich krampfhaft an seine Formel und funktioniert daher weiterhin. Wäre die Truppe nicht sichtlich ins Alter gekommen, hätte der Film genauso während des ursprünglichen Hypes für Jackass erscheinen können. Fairerweise muss man sagen, dass daher ein Kinobesuch nicht unbedingt notwendig ist. Ein Streaming-Abend mit dem zweiten oder dritten Jackass-Film läuft auf dasselbe hinaus. Außerdem folgt vermutlich später, wie immer, eine verlängerte Fassung des Films. Wer es aber nicht abwarten kann, die alte Truppe wiederzusehen, bekommt genau das, was versprochen wird.
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Der Redakteur (APA, Helden der Freizeit) und Videospiel-Blogger reviewed für uns vor allem Games, Serien und Filme - ist aber auch so manchem Naturausflug nicht abgeneigt.