Aloy ist wieder da! Nach dem überwältigenden Erfolg von Zero Dawn war es nur eine Frage der Zeit bis die rothaarige Bogenschützin wieder unsere Playstations beehrt. Im Helden-Test schauen wir, was Aloy in den letzten fünf Jahren dazugelernt hat und was in Horizon Forbidden West die Rechenpower der Playstation 5 auf den Fernseher zaubern kann.
von Christoph Geretschlaeger
Horizon Forbidden West schließt direkt an die Ereignisse von Zero Dawn an. Keine Sorge, in diesem Artikel werden wir nichts spoilern, aber wer den ersten Teil (und seinen DLC) noch nicht gespielt hat, sollte dies unverzüglich nachholen.
Aloy ist auf der Suche nach dem nächsten Puzzleteile, um die Erde vor dem sicheren Ruin zu bewahren. Dazu muss sie in das Land der gefährlichen Tenakth, sandige Wüsten durchqueren, eisige Gebirgszüge überwinden und tropische Dschungel überleben. Leicht wird das nicht. Gut, dass Aloy diesmal wieder Hilfe hat. Einige Charaktere aus dem Vorgänger, Horizon Zero Dawn sind wieder mit von der Partie. Schnell lernen wir aber auch neue freundliche Gesichter kennen, wie den sympathischen Varl oder die resolute Zo.
Nach einer kurzen Einführung in die Mechaniken werden wir als Aloy in die Wildnis entlassen. Mit Bogen und Speer bewaffnet verteidigen wir uns vor verrücktgewordenen Maschinen/Tieren und aufmüpfigen Einheimischen. Abwechslungsreiche neue Tiere bevölkern die Welt von Horizon Forbidden West, sie gilt es für Upgrades zu Jagen. Außerdem klettert Aloy für ihr Leben gern in die entlegensten Gebiete für kleine Schätze oder nascht Heilpflanzen wie andere Smarties.
Im Prinzip spielt sich Horizon Forbidden West also genau wie sein Vorgänger. Mit Pfeil und Bogen schießen wir den Maschinen/Tieren Rüstungsteile oder Kanister ab, was sie dort verwundbar macht. Verschiedene Munitionstypen erleichtern das Unterfangen, können sie doch einfrieren, anzünden oder vergiften. Fallen und Schleudern geben Aloy Kontrolle über das Schlachtfeld, sollte es zur direkten Konfrontation kommen. Will man es leiser angehen, schleicht man durchs hohe Gras und überrascht seine Beute aus dem Hinterhalt.
Neu sind ein von Grund auf überarbeiteter Talentbaum, den wir genau an unseren Spielstil anpassen können. Ob man lieber herumschleicht, lieber mit schweren Waffen hantiert (von großen Tieren abgeschossen), Fallen stellt oder im Nahkampf kein Haar ungekrümmt lassen will. Apropos Nahkampf, der wurde mit neuen Kombos und Moves völlig umgekrempelt und macht jetzt sogar Spaß, besonders gegen menschliche Feinde.
Schnell spürbar ist das verbesserte Gegnerverhalten, niemand wartet mehr oder nimmt sein Schicksal in Kauf. Weder die kleinen wendigen Maschinen, noch die menschlichen Gegner mit Schilden. Für lästiges Fluggetier können manche Fallen in Horizon Forbidden West nun auch vertikal aufgestellt werden, ein Gamechanger.
Nicht nur an der Lufthoheit hat sich etwas geändert, auch unter Wasser gibt es Neuigkeiten. Aloy findet in fließenden und stehenden Nass neben Abkühlung allerlei Schätze und auch Gegner. Im Laufe des Spiels bekommt man sogar eine Maske mit der man nicht mehr Luft holen muss.
Außerdem hat unser Fokus ein Upgrade bekommen. Auf einen Blick sehen wir welche Teile für Upgrades in Frage kommen, welche vielleicht leicht entzündlich sind, welche sich am besten abschießen lassen. Markierte Teile bleiben auch nach dem Abdrehen des Fokus sichtbar.
In Zero Dawn war der Nahkampf nicht ganz nutzlos, aber nur selten fanden wir ihn nutzvoll. Neben den oben beschriebenen Kombos gibt es im zweiten Teil einen Resonator Blast. Im Laufe des Kampfes lädt sich der Speer auf, leuchtet er Blau, markieren wir mit einer schweren Attacke ein bestimmtes Körperteil. Dort mit einem Pfeil getroffen nimmt der Gegner massiven Schaden und man fühlt sich wie ein Superheld.
Horizon Forbidden West ist ein Open World Spiel. Mit allen Vorteilen und auch allen Nachteilen. Die Karte ist voll mit Icons, hier ein Gegner, da ein Rätsel (meistens mit einer Kletterpassage verbunden). Überraschend ist die schiere Anzahl an Lagerfeuern (Speicherpunkte). Alle drei Schritte stolpert man über aufeinander gestapelte Holzscheite – dafür muss man auch selten weit laufen, sollte einem eine Maschine zu Nahe gekommen sein. Einzig Schatztruhen sind noch zahlreicher. Aber zumindest enthalten sie praktische Gegenstände zum Verarbeiten oder Verkaufen.
Mit der Power der PS5 sieht Horizon Forbidden West verboten gut aus. Gestochen scharf, mit einer Detailverliebtheit, die ihresgleichen sucht. Die Landstriche (Wüste, Dschungel, Berge) sind drastisch unterschiedlich, laden aber alle zum Entdecken und Verweilen ein. Auch die Unterwasserwelt funkelt in satten Farben während Aloy in flüssigen Bewegungen über den Bildschirm huscht. Zwei Grafikmodi stehen zur Auswahl: Favor Resolution und Favor Performance. Im Auflösungsmodus, also in 4K, sieht das Spiel fantastisch aus, leider sind die 30 FPS (wenn überhaupt, teilweise hat es sich nach weniger angefühlt) im Vergleich zu den 60 FPS des Leistungsmodus keine spielbare Option.
Horizon Forbidden West ist ein großartiges Spiel; wenn es Zero Dawn nicht gäbe vielleicht sogar eines meiner Lieblingsspiele auf der Playstation. Wie kann ein anderes Spiel das Erlebnis trüben? Ich habe das Gefühl, dass ich alles in Forbidden West schon gesehen habe, alles schon erlebt habe. Natürlich sind die neuen Nahkampf-Kombos nett, die aufgebohrte Grafik toll und die verbesserte KI spannend. Aber Entwickler Guerilla Games geht nicht weit genug.
Warum gibt es nicht auch neue Nahkampf-Waffen? Dafür wurde das Fernkampf-Arsenal um Schwachsinnigkeiten wie Boomerangs oder Speerwerfer erweitert, spiel ich Aloy doch, um mit Pfeil und Bogen zu hantieren. Und warum muss in jeder Ecke eine Truhe liegen? Oft stehen sie auch einfach so in der Wildnis herum. Der zweite Teil könnte auch ein DLC von Horizon Zero Dawn sein, die Innovation fehlt.
Für sich ist Horizon Forbidden West sensationell. Das Kämpfen mit Pfeil und Bogen macht riesigen Spaß, das Abschießen von Rüstungsteilen wird nie nicht befriedigend sein. Und Aloy ist eine großartige Protagonistin, die Dank der Stimme von Ashly Burch unglaublich lebendig wirkt. In der detaillierten Welt herumlaufen, über wildgewordene Maschinen-Kängerus zu stolpern und mit seinem Schieldwing von den höchsten Bergen heruntergleiten macht richtig Laune. Apropos, das mach ich jetzt auch wieder.
Schafft euch mit weiteren aktuellen Reviews und Vorschauen einen Überblick zum neuen Gaming-Jahr. Dazu haben wir praktische Tipps für euch:
Elden Ring – die 10 wichtigsten Survival-Tipps
Pokemon Legenden Arceus im Test
22 Top Games 2022
Die Top 10 Musikspiele
Die 24 besten Arcade Racer
Alle Fotos: (c) Guerilla Games
Der Grafiker und Art Direktor (Helden der Freizeit, Styria Verlag) aus Wien ist ein absoluter Game- und Film-Kenner. Das zeigt das in seinen Tests und Bestenlisten.