Er spielte mit Russkaja, Neal Schon von Journey oder Drahdiwaberl, begleitete Austropop-Größen und Songcontest-Starter, stand auf Theaterbühnen oder produzierte Filmmusik. Der äußerst vielfältige Schlagzeuger, Komponist und Produzent im großen Interview. Titus Vadon über aktuelle Projekte, Wow-Momente in seiner Laufbahn und welche Künstler ihn besonders beeindrucken. Außerdem berichtet er, warum er kein Held ist und wieso er große Gewässer so liebt.
von Patrick Meerwald
14. Februar 2022: Titus Vadon hat in seiner Laufbahn schon in den unterschiedlichsten Musik-Projekten mitgewirkt. Gründungsmitglied bei Russkaja, spielte er ausverkaufte Shows mit über 30.000 Zuschauer brachte coole Schrillheit mit Peter Pansky und Erwin Bader als Balaton Combo, hatte vereinzelte Collabs mit Ken Hensley von Uriah Heep und Neal Schon von Journey. Und das ist längst nicht alles.
Wir trafen den genialen Musiker zum großen Helden-der-Freizeit-Talk. Dabei sprachen wir über aktuell anstehende Projekte, besondere Erinnerungen in seiner Karriere und wie er seine Freizeit verbringt.
Aktuell vertone ich gerade. Ich mache die Filmmusik für eine Dokumentation Verwildertes Europa für ARTE. Es geht um die Flüchtlingsbewegung nach dem zweiten Weltkrieg, echt spannend. Der Film ist ein 90minüter. Das ist wirklich viel Arbeit. Nächste Woche muss ich die Musik abliefern. Im März denke ich folgt die Ausstrahlung. Eigentlich habe ich schon vor über zwei Jahren damit angefangen. Es ist nur dauernd verschoben worden.
Weil sie nicht drehen konnten, wegen der “lustigen” weltweiten Situation. Leider Gottes sind auch während der Dreharbeiten einige der Leute schon verstorben, mit denen das Team Interviews machen wollte. Der nächste Film ist auch schon in der Pipeline.
Stimmt, bei der Musik-Produktion mache ich momentan den Bananz. Er ist ein Liedermacher, musikalisch zwischen Element of Crime und Tom Waits. Einerseits habe ich ihn aufgenommen und andererseits arrangiere ich auch Bläser dazu. Auch ein spannendes Projekt. Mit Polkagott werde ich auch noch ein Liedchen rausbringen. Das sollte bald kommen. Wir haben auch zwei weitere fertige Lieder gehabt, die wir jetzt doch nicht veröffentlichen. Da waren wir dann nicht zufrieden. Momentan ist es aber so oder so eine Zeit des Umbruchs. Ich weiß noch nicht, was da Neues kommen wird. Das etwas kommen wird, da bin ich mir sicher.
Das ist lange her. Da habe ich einmal in eigenes Equipment investiert in den 90ern. Über diese Arbeit hat sich das dann ergeben. Weil ich den Film schon als Schauspieler aktiv kannte. Da kam das Interesse an der Musik dazu und das habe ich dann sukzessive aufgebaut.
Da gibt es echt viele. Angefangen in den 90ern als ich eine Tournee gespielt habe. Mit dem Nightliner zu fahren, war schon etwas Besonderes. Einen besonderen Gänsehaut-Moment gab es als ich dann eines Tages mal bei einer ausverkauften Show ins Publikum geschaut habe und mir aufgefallen ist, dass ich da niemanden kenne. Da hatten wir tatsächlich Publikum und nicht nur Freunde, was ich natürlich auch nicht schmälern will. Wenn du aber mit einem Projekt so weit kommst und dann niemanden mehr von den Zusehern kennst, ist das schon großartig.
Da hatten wir tatsächlich Publikum und nicht nur Freunde als Zuseher.
Für Titus Vadon ein ganz prägender Moment bei Konzerten
Genauso prägend war auch der Moment nach einem anderen Konzert mit den Burschen von der Balaton Combo, als ich nach dem Gig noch in der Halle stehe und sehe, wie die Anlage abgebaut wird und denke mir: “Geil! Wegen uns wurde hier alles verkabelt, ein Licht, eine Bühne. Einfach alles ist aufgebaut worden, damit das stattfinden kann.” Oder mit Russkaja im Gasometer, als wir die Bühne betreten haben, das Licht ausging und das Publikum einfach das “Yeah” brüllte. Ein einmaliges Gefühl. Das war ein Mörder-Moment. Das sind mal die Momente, die mir als erstes einfallen. Es gibt sicher noch zig andere.
Alleine sagen zu können, dass ich mehrere Shows vor über 30.000 Leuten spielen konnte, ist schon eigentlich nicht erwartbar gewesen. Schon mit 16 Jahren habe ich die Bühnen am Stadtfest gesehen. Das war das größte Fest, das Wien zu dem Zeitpunkt hatte. Es war das größte Ding. Die gesamte innere Stadt war voll mit Bühnen. Die Hauptbühne war am Hof und da habe ich Harri Stojka gesehen.
Vor 30.000 mal zu spielen, das hätte ich nicht erwartet.
Titus Vadon ist bis heute von großem Publikum angetan.
Ich habe dann auf die Stage geschaut und gewusst, hier möchte ich auch spielen. Es gibt viele Bühnen, bei denen ich diesen Gedanken hatte. Fast alle davon durfte ich auch bespielen. In der Aufzählung darf auch meine England-Tour nicht fehlen. Ich bin für all das sehr dankbar, was ich erleben durfte.
Es gibt natürlich die einzelnen Zusammenarbeiten mit den ganzen internationalen Stars, wie Ken Hensley von Uriah Heep oder Neal Schon von Journey oder Steve Bailley, der Star-Bassist. Aber auch bei meinem aktuellen Aufnahmen mit Bananz, ist mir da eines voll hängen geblieben. Bei ihm habe ich zuletzt das Schlagzeug eingespielt. Wir haben ohne Metronom recordet. Das war auch so gewollt. Er hat einfach diesen Groove beim Spielen in einer Art, bei der man weiß, wie man dazu spielen kann. Auch Erwin Bader darf hier nicht vergessen werden. Er produziert Pizzera und Jaus, hat mit mir bei Polkagott und der Balaton Combo gespielt und ist einfach allgemein ein herausragender Musiker. Er kann Sachen aus den verschiedensten Schubladen ziehen und das in so einer beeindruckenden Leichtigkeit.
Tatsächlich ja. Das ist ein Solo-Projekt von mir. Das liegt da schon seit Ewigkeiten drinnen. Aber irgendwann kommt es zu diesem Punkt. Es schlummert noch und ich hoffe, dass es irgendwann erwachen wird.
Eines muss über allem stehen: Er muss für seine Idee innerlich brennen, sonst wird es fad. Wie soll auch ein Publikum brennen, wenn der auf der Bühne es nicht tut? Ein Musiker kann technisch noch so gut sein, wenn aber die Leidenschaft fehlt, wird es einfach nichts. Dann gibt es keinen Esprit, den es einfach braucht. Wichtig ist auch, dass man in einer Band sein eigenes Instrument nicht zu sehr in den Vordergrund drängt. Man muss immer das Ganze vor Augen haben.
Er ist bei sich, stemmt das Leben mit Leichtigkeit und reagiert nicht aggressiv auf Blödheit. An mir sehe ich nichts Heldenhaftes. Außer, dass ich mal zwei Frauen vor dem Ertrinken gerettet habe. In dem Moment war das aber nicht heldenhaft, sondern selbstverständlich für mich.
Bilderbuch sind sehr beeindruckend. Was sie machen und wie sie sich das erarbeiten, fasziniert mich. Textlich gefällt mir Anett Louisan sehr. Da war ich auch sehr baff. Woodkid hat mich auch sehr fasziniert. Wie man ein Projekt auf die Bühne stellt ohne klassischen Refrain oder klassischen Pop-Musik-Arrangements.
Ich treffe gerne Freunde und habe Spaß mit ihnen. Gehe gerne ins Theater, Kabarett oder auch zu Konzerten. Echt gerne fahre ich auch ans Wasser, besonders an die großen Gewässer und ans Meer. Letztes Jahr hat eine Freundin von mir ein Segelboot verkauft und ich bin zu diesem Verkauf mitgefahren, weil sie das nicht alleine machen wollte. Da sind wir ein paar Tage entlang der Adria getuckert. Diese Weite, dieser Geruch, das liebe ich. Ich liebe es in Kroatien in diesen alten Städtchen herumzuhängen.
Wir interviewen regelmäßig echte Musikgrößen. Dabei erzählen sie uns von ihren Passionen auch abseits der Bühnen, was bei ihnen aktuell in der Pipeline steht und vieles mehr.
Otto Jaus im Interview: “Zufriedenheit ist eine Einstellung!”
Stefan Jürgens: “Wien hat mich gelehrt, das Leben humorvoll zu sehen!”
Nino aus Wien: “Ich höre gerne Hits, ich schreibe halt keine!”
Cil City: “Wenn die Energie passt, darf auch was danebengehen!”
Sportfreunde Stiller: “Kunst ist dafür da, Freiheit zu spüren!”
Eric Papilaya: “Musiker sein, ist wie ein Marathon, nur ohne Ziel!”
Christian Hummer von Wanda: “Statt 150 kamen plötzlich 15.000!”
Arabella zu Starmania: “Es braucht viel Mut und Verletzlichkeit!”
Cley Freude: “Jeder Mensch ist ein Held und für jemanden wertvoll!”
Manuel Rubey: “Ich könnte Tag und Nacht Sport schauen!”
KØLEEN: “Ich liebe Kontraste im Leben, vor allem in meiner Musik!”
PAENDA: “Nicht nur meine Texte haben eine Message!”
Sibbi von Itchy: “Für das Karma ist es gut, wenn man kein Arschloch ist!”
Amy Wald: “Meine Sexualität war für mich nie so eine große Sache.”
Mala Frank im Interview: “Dann hat mich Bryan Adams gebeten, ihn zu covern!”
Christopher Seiler: “Wenn du einen Idioten spielst, musst du gscheit sein!”
Anna Heimrath nach Starmania: “Mein Ziel ist, von der Musik zu leben.”
Ina Regen: “Kenne deinen Grund, warum du was machst!”
Paul Pizzera: “Die Konzert-Geilheit bleibt trotz Absage-Frust!”
Russkajas Georgij: “Alles in meinem Beruf ist Freizeit!”
Wendja: “Neben dem Musikmachen ist Sport mein Leben!”
Marco Pogo: “Den Bierbrunnen will ich wirklich!”
Silbermond: “Ein Kind auf die Welt bringen ist heldenhaft.”
Vamummtn-Rapper Ansa: “Autotune-Gedöns ist nicht unsers!
Kaiser Franz Josef : “Unsere Musik ist zu leiwand fürs Radio!”
Nathan Trent: “Billie Eilish hat das Game revolutioniert!”
Cordula-Grün-Held Josh.“Gig im Burgtheater wäre geil!”
Steve Hogarth: “Über John Lennon geht nichts!”
Nightwish: “Dem würde ich das Härteste geben.”
Prohaska über Musik: “Der Ambros ist mein größter Held!”
Hans Krankl: “Jeder Auftritt ist eine Heldentat!”
Alf Poier: “Mein halbes Leben war eine Heldentat!”
Aufmacher: (c) Michael Zoechling
Der Wiener Journalist ist seit 2016 Musik-Ressortleiter bei heldenderfreizeit.com, schreibt für diverse Musikfachmedien wie Stark!Strom berichtet dabei über Konzerte, Neuerscheinungen, führt Interviews und erstellt Besten- und Playlisten zu den Top-Liedern von Musikstars.