Auf meiner Lieblingsroute um den Lainzer Tiergarten geht’s rauf und runter wie der Aktienkurs von VW und meist schmutziger zu, als bei der Mafia. Im Tiergarten selbst ist Radfahren nicht erlaubt – was du darin zu Fuß alles entdecken kannst, kannst du hier nachlesen.
von Chriddler
Manche HeldInnen bevorzugen eine idyllische Radtour durch die Wachau und eine der schönen Strecken in Wien und aus der Stadt hinaus. Ich werfe mich lieber auf mein Mountainbike. Da darf dann auch der Gatsch spritzen.
Ausflugstipp in der Nähe: Im Maurer Wald kannst du auch super sporteln, wir haben hier die besten Hotspots für dich gesammelt.
Aufwärmphase
Los geht’s am Lainzer Tor. Die Besucher strömen hier hinein, um Ziegen hinter Drahtzäunen zu sehen und einen Kaffee in Sissys Hermesvilla zu trinken. Ich biege vorher ab. Mit meinem Rad erschrecke ich sonst nur die Rehe.
Zum munter werden geht’s mal gleich ein bisschen bergauf. Für ein Achterl beim Heurigen ist es noch ein bisschen zu früh. Dennoch genieße ich einen kurzen Blick über die Weinberge Richtung Süden. Für mich ist aber entscheidender: Der Asphalt wird schütterer und ich spüre langsam mein Element unter den Gummis.
Und schon geht’s ein erstes Mal hinab. Laufen lassen ist das Motto. Gerade hier sind die Fußgänger meist eher Hindernisse. Einfach ein bisschen Rücksicht nehmen und freundlich grüßen. Man bekommt schon noch seine Ruhe. Schnell ist die Abfahrt vorbei. Das Stück Straße habe ich auch gleich hinter mir gelassen. Die Wasserstelle beim Gütenbachtor erspar ich mir. Noch habe ich viel Wasser und es kommen noch genug Gelegenheiten den Schweiß nachzufüllen.
Ab in den Wald
Genug aufgewärmt. Jetzt geht’s richtig los! Noch kurz über einen Schotterweg hinauf. Und ab in den Dschungel des Wienerwaldes. Als alter Fährtenleser erkenne ich sofort, dass ich nicht der erste Mensch bin, der hier mit dem Mountainbike fährt. Über Stock und Stein geht’s hinab.
Lustig wird’s, wenn es am Vortag geregnet hat. Doch meinen Schlamm bekomm ich schon noch ab.
Mitten im Wald entdecke ich ein wunderschönes Aquädukt. Kurz mit einem Wanderer geplaudert, der die gleiche Runde macht. Für eine große Freundschaft habe ich allerdings keine Zeit. Ich muss ja noch den Berg hinauf. Unterwegs biege ich kurz beim Laaber Tor ab, um ein Trinkpäuschen einzulegen. Ich weiß ja schon, was ich gleich vor mir habe. Und auf die nächste Wasserstelle muss ich auch noch ein ganzes Stück warten.
Jetzt wird es zermürbend. Ich plage mich durch den Wald hinauf. Über eine Lichtung. Hier fühle ich mich wie in der Sahara. Das nächste Waldstück ist zwar keine Fata Morgana, doch das Ende des Anstiegs auch noch nicht in Sicht. Hinter jeder Kurve geht es weiter hinauf. Durchhalten!
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Anglergespräche am Gipfel
Nun muss ich aufpassen, dass ich die richtige Route nehme. Vom Forstweg lasse ich mich nicht verleiten. Hinter einem Eck der Tiergartenmauer geht’s rechts auf einen Trampelpfad. Kurz durchschnaufen. Gleich erreiche ich den höchsten Punkt meiner Tour.
Dort treffe ich einen anderen Biker, mit dem ich mich über die Route austausche. Ein bisschen neidisch werde ich, als er mir erzählt, dass er die Runde in einer Stunde und 45 Minuten dreht. Ich habe es bislang noch nicht unter zwei Stunden geschafft. Aber vielleicht ist das ja auch wie bei Anglern mit der Fischgröße.
Experiment: Bodenbeschaffenheit
Ich freue mich erstmal, dass ich ein bisschen entspannen und rollen lassen kann. Was jetzt folgt, ist der Grund, weshalb ich die Runde niemals in die andere Richtung fahre. Es geht nun ewig bergab – andersrum wäre es ewig bergauf. Sich in Gedanken zu vertiefen, ist dennoch unangebracht.
Und schon testen mein Mountainbike und ich die Widerstandsfähigkeit der Erde und die Vegetation in Bodennähe. Beides vorhanden. Was für den Städter die Straßenbahnschienen, sind für den Biker die Spuren anderer Radler. Kurz abgeschüttelt und die Knochen gezählt. Alles da. Also wieder in den Sattel geschwungen.
Mehr als positiv überrascht mich die Miniwing Camile. Ich war ein bisschen skeptisch, ob die Kamera des GPS-Fahrradcomputers wirklich was hergibt. Auch wenn sie natürlich nicht ganz mit der doppelt so teuren Sony FDR-X1000V mithalten kann, überzeugt sie mich mit passablen Bildern. Sie sitzt – selbst bei Stürzen – fest am Lenker. Das Display ist bei Tag sehr gut zu erkennen und bei Nacht macht das Teil einen sehr eleganten Eindruck. Die GPS-Aufzeichnung funktioniert sehr genau.
Gemütlich fertigfahren
Ein bisschen vorsichtiger geht’s weiter hinab. Die Strecke ist wieder einfacher. Durch ein Wildtor hindurch, fahre ich nun über die Westautobahn. Doch meine Autobahn beginnt erst. Über einen breiten Schotterweg kann ich es gut laufen lassen.
Die Wiener Westeinfahrt entlang sammle ich nun die Motivation für den letzten Anstieg. Ich verzichte, das Rad die Markwardstiege hinaufzuschieben, sondern nehme die Serpentine zwischen Wohnhäusern. Für meine Arbeit da rauf werde ich mit einem wunderschönen Blick über Wien belohnt.
Wenn man hier keine Brombeeren findet, kann man sich in der Heurigenschenke zur Wildsau verpflegen. Oder man belohnt sich mit dem anfänglich ausgelassenen Achterl im Gasthaus Lindwurm. Ein paar Meter sind es zwar noch, aber jetzt heißt es nur mehr, die Runde gemütlich abschließen. Sehnsüchtig und durchgeschwitzt erreiche ich wieder meinen Ausgangspunkt. Und freue mich jetzt auf eine Tiefenreinigung fürs Fahrrad … und für mich.
Hier meine Route auf einer Google Maps Karte mit den wichtigsten Hot-Spots:
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Was die knapp 2500 Hektar im Lainzer Tiergarten sonst noch alles zu bieten haben, liest du hier in Kirstins Erlebnisbericht.
Die Runde ist knapp 25 km lang. Rund 650 Höhenmeter geht’s hinauf (zum Glück aber auch wieder runter). Fahrzeit mit dem Mountainbike je nach Tempo etwa zwei Stunden. Mit empfehlenswerten Pausen und gemütlicherer Fahrweise sollte man besser drei einplanen.
Die Wasserversorgung ist fast auf der ganzen Strecke gegeben und so reicht je nach Wasserbedarf normalerweise eine Fahrradflasche. Einfach während der Öffnungszeiten des Lainzer Tiergartens kurz bei den Toren hineinschauen und bei den Tränken den Vorrat auffüllen.
Wenn man nicht direkt mit dem Rad kommt, kann man mit der U-Bahn bei der U4 Hütteldorf auszusteigen und dann beim Nikolaitor starten – mit dem Auto am besten beim Gütenbachtor oder am Ende der Wittgensteinstraße. Der Parkplatz am Lainzer Tor ist am Wochenende gern gut besucht. Als Geheimtipp empfiehlt es sich auch in der Nähe des Auhof Centers zu parken – das liegt fast direkt an der Strecke.
Eine super Stecke mit dem Mountainbike für zwischendurch, die durchaus anspruchsvoll ist und ein paar schöne Ausblicke bietet. Es geht nicht nur bergauf und dann wieder bergab, sondern ist ganz ausgewogen. Die Untergrund ist sehr abwechslungsreich – von Schotter bis Schlamm, von breit bis schmal ist alles dabei.
Fotos: heldenderfreizeit.com
Christoph ist Multimedia-Profi und Cross-Media-Redakteur im Parlament. Sein Repertoire bei den Helden der Freizeit reicht von actionreichen Sportvideos über DIY- und Rezepttipps bis zu Reviews.