Heimische Alben, EPs und Singles sind auch in der kalten Jahreszeit wieder am Start. Welche neue Musik in den nächsten Monaten auf uns wartet. Von etablierten Künstlern bis zu Newcomern. Wir präsentieren den großen Überblick – inklusive Spotify-Playlist.
von Patrick Meerwald
10. Jänner 2022: Es ist Winter und die heimische Szene weiß genau, wie sie uns einheizt. Von Alben, bis zu Singles erwartet uns viel neue Musik aus Österreich.
Die Helden der Freizeit haben ihren Release-Radar ausgefahren und präsentieren dir den gewohnt bunten Überblick. Wem das noch nicht reicht, kann auf unserer Page auch bereits die besten Veröffentlichungen aus dem Frühling, Sommer, Herbst 2022 und Winter 2022/23 finden.
Unsere Übersicht fokussiert sich auf die Monate Dezember, Jänner und Februar. Dabei zeigen wir dir tolle neue Musik aus Österreich von Album-Releases bis zu Singles.
Combat Beach liefert uns bei seinem Debütalbum zwölf Titel, die vor allem Liebe zum Thema machen. Mal geht es um die unerfüllte Liebe, dann falsche Liebe oder auch um vergangene Liebe. Doch keine Sorge, die Titel sind trotz melancholischer Thematik keine schwer verdauliche Kost. Viel eher bekommen wir ein Wechselspiel aus Selbst- und Außenwahrnehmung präsentiert, die Combat Beach stark in Text und Melodien gießt. Dabei wechselt er auch im Genre zwischen Indie, Pop, Punk, oder Emo. So kann er die jeweiligen Stimmungen noch besser transportieren.
Das nächste Debütalbum, das wir präsentieren dürfen kommt von Earl Mobley. Sein Release entstand in ganzen zwei Studiosessions im frühen 2020. Noch vor dem Ausbruch der Pandemie. Besonders stark sind bei den Titeln die sehr starken Texte in Erinnerung geblieben. Da ist viel Tiefgang drinnen, obwohl es nicht das eine Überthema gibt. Die Lyrics belustigen, berühren aber auch. Das Spiel mit solchen Ambivalenzen klappt super.
Wenn zwei geniale Musiker gemeinsame Sache machen. Lukas Maletzky von Naked Cameo und Marco Kleebauer, der vor allem durch sein Engagement bei Leyya stark auffällt, sind da ein tolles Beispiel. Ursprünglich wollten sich die zwei nur auf einen gemütlichen Kaffee treffen. Das Ergebnis, ein innerhalb von neun Tagen produziertes Album. Eine Reminiszenz an die 90er mit Pixies und Beastie Boys Vibe. Als ersten Vorboten lieferten sie im Dezember EU Breakfast.
Die Supergroup um den Kabarettisten Gunkl, Multi-Talent Manuel Rubey und Co. liefert uns eine tolle Scheibe. Dabei kommt wie gewohnt der Schmäh keineswegs zu kurz. Doch auch die musikalische Qualität ist mehr als nur vorhanden. Angefangen noch vor mittlerweile rund acht Jahren mit etlichen Covers, liefert uns die Familie Lässig seit ihrer Debütscheibe immer mehr eigene Nummern. Skurril, schrill aber echt hörenswerte neue Musik.
Diese Band hat schon eine bewegte Geschichte hinter sich. Erstmals ließ sie schon 1989 mit einer EP von sich hören. Bis heute folgten insgesamt acht Studioalben. Ende Jänner folgt nun der nächste Streich. In ihrer letzten vorab releasten Nummer zeigen sie auf, dass das Leben viele tolle Seiten bereit hält, auch wenn die aktuelle Zeit eher semi schön abläuft. Dazu der passende Titel It ́s Not That Everything ́s Fucked Up. Dabei liefern uns The Base weniger Singer-Songwriter-Titel, vielmehr setzen sie stark auf Hip Hop-Beats. Wir freuen uns schon sehr auf den ganzen Longplayer.
Nach dem großartigen Debütalbum 2020 legt Mavi Phoenix im kommenden Februar mit seinem zweiten Album nach. Seine Pop-Punk-Nummern mit dem Vibe der frühen 2000er passen einfach super zu ihm. Auf seinem Zweitling wird es noch weniger elektronisch als es schon beim letzten Album war. Dafür bekommen die Gitarren und der Synthesizer eine immer größer werdende Rolle. Thematisch beschäftigt sich Mavi unter anderem mit Selbstfindung, Herzschmerz und Melancholie. Aber immer versehen mit einer angenehmen Leichtigkeit.
Oska ist im letzten Jahr von einem Geheimtipp zu einem immer größer werdenden Act herangereift. Sie schafft es, in ihren Liedern einen ergreifenden Mix aus verträumt und schwermütig zu verpacken. Dabei erzählt sie mit feinstem Textgefühl Geschichten, in denen jeder Zuhörer seine eigenen Erlebnisse wiederfinden kann. Da sind regelmäßige Gänsehaut-Schübe vorprogrammiert. Responsibility ist da ein toller Vorbote auf das neue Album.
Der Wiener Schlagzeuger und Musikproduzent brachte kurz vor Weihnachten eine feine EP raus. Vor diesem Release hat er schon unter anderem in der Psychodelic Formation Primordial Undermind oder in Noise Pop Bands seine Vielfältigkeit unter Beweis stellen können. Auf Spittelau geht es elektronischer, aber trotzdem richtig virtuos zur Sache.
Eine Abrechnung mit der österreichischen Politik liefert Vamummtn-Rapper ANSA. Generell ist er nicht unbedingt als Fan von dieser bekannt. Die Entscheidung, in Österreich eine Impfpflicht gegen Covid durchzusetzen, brachte bei ihm das Fass zum Überlaufen. Gewohnt provokant und aneckend liefert er uns einen Rap mit super Flow und vor allem coolem Beat. Was der Rapper sonst noch zu sagen hat, könnt ihr hier in unserem Interview nachlesen.
Die ursprünglich aus Ungarn stammende Truppe lässt die Herzen von Fans härterer Musik definitiv höher schlagen. Im Dezember brachten sie ihre Debüt-Single raus. Das Coole an der Nummer: Einerseits vereinen die Burschen erfolgreich mehrere Genres wie Hard Rock und Pop Punk und doch schaffen sie dem Song die gewisse Radiotauglichkeit für neue Musik zu geben.
Gut Ding darf auch mal Weile brauchen. Der vielleicht abgedroschene Spruch passt aber auch zum neuesten Release von Naked Cameo. Little Homesick existiert in der Form schon über vier Jahre, doch brachte die Band den Song erst jetzt heraus. Die Nummer zeigt die musikalische Flexibilität bei gleichbleibender Authentizität der Gruppe. Naked Cameo sind mehr als nur eine große Zukunftshoffnung für tolle neue Musik aus Österreich.
Nichts für sicher nehmen, damit setzen Oxyjane ein tolles musikalisches Zeichen. Anfang Dezember präsentierte uns die Band ihre erste Nummer ihres für dieses Jahr angekündigten Albums. Die neue Nummer bietet eingängigen Gesang im Wechselspiel mit tollem Drum-Spiel, das den Zuhörer gelungen abholt. Mit den Gitarren, die zuerst eher dezent daherkommen und immer mehr Wichtigkeit in der Nummer einnehmen, ist Oxyjane eine starke Nummer gelungen.
Seit dem Beginn der Pandemie wurde es erst ruhiger um Bilderbuch. Doch nach und nach kam nicht nur eine neue Single, sondern damit auch mehrere Auskoppelungen des im März erscheinenden nächsten Albums. Besonders ist an der Nummer der Mut zur Länge. In Zeiten von immer kürzer werdenden Songs ist ein fünf Minüter Balsam auf der Seele vieler Fans. Musikalisch gibt’s schöne verzerrende Gitarrenklänge und auch einen eher dirty Sound im Wechselspiel mit großartigen Bilderbuch-typischen Lyrics. Großartig!
Ein schönes verfrühtes Weihnachtsgeschenk machte uns Kayo mit seiner neuesten Veröffentlichung im Dezember. Ein Titel, der Mut gibt, aufzeigt, wie Krisen überstanden werden und einfach sehr positiv ist. Ein Stimmungsheber, der gerade in hektischen und auch düsteren Tagen auf keinen Fall seinen Sinn verfehlt.
Dieser Song spielt mit den ersten Klängen mit der Erwartungshaltung der Zuhörer. Angefangen mit einem sanften Piano lockt er den Zuhörer gekonnt auf eine falsche Fährte. Mit einem Mal wendet sich das Blatt und Cold Place gehen in eine ganz andere musikalische Richtung und zeigen, dass ihre Stärken als Rock-Musiker bestens in die heutige Zeit passen. Das Unerwartete zu bekommen gibt dem Lied eine coole Extranote.
Ein tolles Piece neue Musik lieferte uns Christina Kosik mit 13 Mitte Dezember. Ein echt starker Titel, der Aufbruchsstimmung und auch den Wunsch nach eigener Freiheit transportiert. Wie für potenzielle Stehaufmanderln gemacht. Abgerundet wird der Song mit einem bildstarken Video, das für das gewisse Extra sorgt.
Über Trennungen wurde schon vieles gesungen. Herzschmerz, gegenseitiges Schuld suchen und vieles mehr. Zug nach Wien wählen da einen anderen Zugang. Sie singen von einem Shirt, das der Partner besessen hat, man aber zurück möchte. Vermeintlich nur ein materielles Ding, doch an solchen Geschenken hängt oftmals mehr als auf den ersten Blick. Ein wirklich erfrischendes Lied, das bestes Ohrwurm-Potenzial hat.
Der eigene Wille ist etwa Essenzielles. Was aber, wenn wir diese wichtige Eigenschaft verlieren. Diese Thematik nahmen sich We Blame The Empire zum Anlass und schrieben einen Song, der wirklich unter die Haut geht. Textlich höchste Qualität, die abholt und fasziniert. Ein gelungen umgesetztes Spiel zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit, das aber in einem härteren Sound verpackt ist.
Der Einsatz für Gleichberechtigung und Mitbestimmung steht über dem Debütsong von Bipolar Feminin. Der Song ist ein Aufschrei gegen viele Missstände in der aktuellen Gesellschaft. Schonungslos, aggressiv und doch in seiner Message klar. Diee Brachialität in den Nummern geht voll auf die zwölf und das soll sie auch. Ein starkes Debüt. Wir freuen uns schon, was da noch kommen wird.
Ein etwas anderes Schlummerlied brachte Wendja direkt zu Weihnachten heraus. Nach und nach lieferte er kleine Teasing-Infos über seinen Instagram-Channel, ohne zu viel zu verraten. Am Heiligen Abend veröffentlichte er dann Schlaf. Mit viel Tiefe und zum Nachdenken anregenden Passagen im Text, gemeinsam mit einem sphärischen Beat schafft Wendja eine tolle Atmosphäre, die Gänsehaut-Feeling gibt und beeindruckt.
Und wie gehts weiter? Hier die besten Releases im Frühling 2022 – im Sommer 2022 – im Herbst 2022 und im Winter 2022/23
Ohren auf! Hier alle unsere Empfehlungen in einer Spotify-Liste:
Wenn ihr auf der Suche nach toller Musik seid oder für Interviews mit Musik-Größen brennt, dann seid ihr in unserem Hörer-Channel goldrichtig! Hier noch mehr Tipps und Releases:
Diese 23 Musikstars spielen 2023 in Wien
Die beste Releases aus Österreich im Winter 2022/23
Aufmacherbild: (c) Wendja, (c) Tim Cavaldini, (c) Tim Thumb, (c) Hendrick Schneider
Der Wiener Journalist ist seit 2016 Musik-Ressortleiter bei heldenderfreizeit.com, schreibt für diverse Musikfachmedien wie Stark!Strom berichtet dabei über Konzerte, Neuerscheinungen, führt Interviews und erstellt Besten- und Playlisten zu den Top-Liedern von Musikstars.