Nach fast zwei Jahrzehnten fährt Warner Bros. die Matrix wieder hoch. Keanu Reeves und Carrie-Anne Moss kehren in ihren ikonischen Rollen, Neo und Trinity, zurück in die von bösen Robotern gelenkte Computersimulation. Der dritte Matrix-Ableger hatte die Story eigentlich zum Abschluss gebracht. Die Regisseurinnen Lana und Lilly Wachowski taten sich aber schwer, an ihren Erfolg anzuknüpfen. V wie Vendetta (2005) war zwar ein Kulthit und Cloud Atlas (2012) hatte seine Fans. Nach dem Flop Jupiter Ascending (2015) war aber vorerst Schluss – kann das neueste Werk an die alte Magie anknüpfen? Mehr dazu in unserem Matrix Resurrections Review.
von Klaus Kainz
Matrix ist ein popkultureller Meilenstein. Er verband vom asiatischen Kino inspirierte KungFu- und Zeitlupen-Action mit spektakulären CGI-Effekten und einer bis heute zitierten, philosophischen Science-Fiction-Prämisse. Jeder, der in den frühen 2000er Jahren ansatzweise an Filmen interessiert war, kam nicht um Matrix herum – allein die Bullet Time-Effekte wurden jahrelang bis zum Umfallen parodiert. Umstrittener waren die beiden Nachfolger Matrix Reloaded und Matrix Revolutions (beide 2003). Klar, ein paar coole Action-Szenen gab es noch. Die Story wurde aber immer weniger nachvollziehbar und CGI weniger elegant eingesetzt. Matrix Resurrections versucht das Comeback mit einem ungewöhnlichen Story-Ansatz.
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In der originalen Trilogie entkamen die Protagonisten mit übermenschlichen Kampftechniken einer digitalen Scheinwelt, der Matrix, hinter der sich eine postapokalyptische Maschinenherrschaft befand. Eigentlich gab es nach Matrix Revolutions kaum story-mäßigen Spielraum für einen Nachfolger. Umso gespannter waren Fans auf die Twists, die die Wiederbelebung der Marke erklären. Worum geht’s diesmal? Neo und Trinity scheinen in einer neuen Matrix gefangen, die gefüllt ist mit Referenzen zu den Originalfilmen. Letztere sind hier weltberühmte Videospiele, die ein psychisch angeschlagener Neo entwickelt hat. Eine neue Generation an Widerstandskämpfern begibt sich in diese neue Matrix, um die alten Helden zurückzuholen.
Zwar kommt der Film erwartungsgemäß nicht an die bahnbrechende Action des Erstlings heran. Die große Enttäuschung bleibt dennoch aus, nicht zuletzt weil durch die originalen Nachfolger unsere Erwartungshaltung gesenkt ist. Resurrections ist weniger prätentiös als Teil 2 und 3 und bietet ein unterhaltsames SciFi-Abenteuer. Die Verfolgungsjagden sind dynamisch, die Faustkämpfe wuchtig und die neuen Charaktere sympathisch. Überrascht hat uns Morpheus – die womöglich größte Ikone des Originalfilms. Die Verwirrung war groß, als Laurence Fishburne die Rolle nicht mehr übernehmen sollte. Allerdings liefert Yahya Abdul-Mateen II eine spaßige Neuinterpretation des Charakters, die storymäßig Sinn ergibt. Die größten Schwächen zeigen sich beim Rest der Geschichte.
Matrix ist bei Weitem nicht der erste Reboot einer beliebten Filmreihe. Hollywood lebt in einer Ära der popkulturellen Wiederholung und Nostalgie, neue Ideen haben es immer schwerer. Matrix Resurrections scheint dahingehend auf den ersten Blick ein kritisches Meta-Narrativ aufzubauen. Innerhalb des Films gibt es ebenfalls ein Matrix 4. Dort ist es ein neues Computerspiel, von dem sich Warner Bros. schönen Profit erhofft. Das Entwicklerteam streitet sich wiederum darum, wie man Fans am besten mit einem neuen Matrix abholt.
Dieser Story-Ansatz könnte die Antithese zu Filmen wie Spider Man No Way Home (dazu unser Review) sein, die sich Fanservice und Nostalgie auf die Fahne schreiben. Leider geht sie nicht weit genug. Denn diese spielerische Prämisse hat nicht viel zu sagen, abgesehen von Meta-Gags und ein paar Vermischungen von alten und neuen Szenen (während die Darstellung der Gaming-Szene filmtypisch befremdlich ausfällt). Zwar versucht sich die Story in Richtung Sozialkritik zu biegen, wenn sich die Motive der Gegenspieler enthüllen. Letztlich bleibt das aber eher oberflächlich als wirklich experimentell. Der Plot folgt einem gewohnten Actionfilm-Aufbau, der ohne große Schocker endet. Anders gesagt: Matrix Resurrections ist nicht radikal genug, um seiner eigenen Prämisse gerecht zu werden.
Matrix Resurrections tritt in riesige Fußstapfen, die der Film kaum ausfüllen kann. Es ist ein solider Actionfilm geworden und nicht der befürchtete Totalausfall. Die Action ist unterhaltsam, wenn auch nicht wirklich erinnerungswürdig. Aber während es fast unmöglich ist, wie 1999 mit CGI-Action für Furore zu sorgen, hätte die Story das Potential dazu gehabt. Die vorhandenen Ansätze hätten die Blockbuster-Industrie tatsächlich ein wenig dekonstruieren können. Letztlich schien der Mut dafür zu fehlen.
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Der Redakteur (APA, Helden der Freizeit) und Videospiel-Blogger reviewed für uns vor allem Games, Serien und Filme - ist aber auch so manchem Naturausflug nicht abgeneigt.