Im vergangenen Jahr haben wir euch 12 grandiose Bücher vorgestellt, die ein Muss für alle Literaturliebhaber sind! Um euer Gedächtnis ein wenig aufzufrischen, wollen wir diese tollen Werke noch einmal ins Rampenlicht rücken. Alle 12 Buchtipps für Weihnachten sind natürlich hervorragend als Geschenk geeignet! Da ist für jeden Geschmack etwas dabei: Von Köhlmeiers neuem Mammutwerk über echte Geheimtipps, unterhaltsame historische Infos bis zu einer tollen Graphic Novel aus Wien, realen Schicksalen, Zukunftsvisionen und einer Polit-Satire. Und Achtung! Hier findest du bereits unsere 9 Top-Buchtipps 2023.
von Peter Huemer
12. Dezember 2021: Literatur ist oft eine sehr einschüchternde Form der Unterhaltung. Bücher zu lesen ist kein passiver Akt, sondern verlangt aktive Auseinandersetzung mit dem Gelesenen. Gerade deshalb hat es Literatur heutzutage schwer, gegen die neueren Medien zu bestehen. Wir wollen euch überzeugen, dass es sich aber lohnt, sich auch auf den Genuss herausfordernder Lektüre einzulassen. Den besten Beweis dafür liefern diese 12 herausragenden Werke! Diese haben wir für euch über das Jahr handverlesen und können sie als tolles Geschenk unter jedem Weihnachtsbaum empfehlen – oder man beschenkt sich damit einfach selber.
Helden-Tipp! Falls es statt Bücher für Weihnachten lieber Bücher über Weihnachten sein sollen – hier 5 tolle Weihnachtsbücher von klassisch bis modern.
In seinem zweiten Roman schickt Stefan Kutzenberger wie schon in Friedinger sein eigenes literarisches Alter Ego gleichen Namens auf eine verrückte und spannende Reise von Wien über Island bis nach Washington DC. Alles im Namen einer Gruppe, die versucht, die Geschicke der Welt anhand versteckter Codes in den Songs von Bob Dylan zu lenken. Die schiere Absurdität der menschlichen Suche nach Bedeutung und Wahrheit. Flott geschrieben, lustig und anspruchsvoll. Die perfekte Lektüre, um die Zeit zu überbrücken bis nächstes Jahr Kutzenbergers neuer Roman Kilometer Null erscheint.
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Jürgen Bauers Roman Portrait erzählt die Geschichte eines Mannes aus drei Perspektiven. Zuerst kommt die Mutter zu Wort, dann der Geliebte und schließlich die Ehefrau. Alle drei Figuren kennen jemand anderen, der sich am Ende doch zu einer Person zusammenfügt. Dabei verraten die ErzählerInnen durch ihre Blickwinkel mehr über sich selbst als über den abwesenden Protagonisten des Buches. So streckt sich die Geschichte vom Ende des zweiten Weltkrieges über die österreichische Schwulenbewegung der 80er Jahre bis in die Gegenwart. Ein Roman, der nicht nur durch seine außergewöhnliche Form überzeugt.
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Kein Mitleid für niemanden. Dieser Satz wiederholt sich immer wieder in Zhadans Roman über eine waghalsige Rettungsaktion im ostukrainischen Kriegsgebiet. Dabei steckt der Roman so voll von Mitgefühl und Menschlichkeit. Neben den Schrecken des Krieges und dem Leid der Bevölkerung sowie den komplexen politischen und gesellschaftlichen Konflikten schafft es Zhadan, über die Story hinausgehende zeitlose Bedeutung in sein Buch zu verpacken. Ein erschütternder Roman, den jeder gelesen haben sollte.
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Unser nächster Buchtipp für Weihnachten ist eine emotionale, intelligente und sprachlich außergewöhnliche literarische Suche nach einer fernen Heimat und der Bedeutung von Heimat. Dafür erhielt Stanisic hochverdient 2019 den Deutschen Buchpreis. Scheinbar jeder Satz in Heimat steckt voller sprachlich überraschender Wendungen und die eigentlich nicht völlig neuartige Handlung wird so kunstvoll präsentiert, dass man das Thema in ganz neuem Licht erkennt.
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Etwas leichtere Kost, dafür aber historisch lehrreich ist Weana Gschicht und Weana Gschichtln von Ludwig Roman Fleischer. In Mundart und vor Humor nur so triefend wird die Geschichte Wiens und seiner prägenden Persönlichkeiten von der Steinzeit bis zum Zusammenbruch des Habsburgerreiches erzählt. Dazu bekommt man auch noch das ganze Buch als Hörbuch auf eine Audio-CD mitgeliefert. Obwohl das Buch selbst schon unterhaltsam ist, schwingt es sich erst im Vortrag des Autors selbst auf der CD zu voller Höhe auf.
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Einer von Österreichs größten zeitgenössischen Schriftstellern erzählt in seinem Roman von einer nicht allzu fernen Zukunft, in der das Wasser auf der Welt knapp geworden und die westliche Gesellschaft zusammengebrochen ist. Vor dieser Kulisse erinnert sich der Sohn des Fallmeisters eines Staudamms an seinen Vater. Daran, wie dieser mehrere Menschen in der Schleuse des Damms ermordete, indem er sie über den Fall stürzen ließ. Der Untertitel des Romans, Eine kurze Geschichte vom Töten, bezieht sich nicht nur auf den Mord, sondern auch auf den Zustand der Welt und den Verfall der Menschlichkeit.
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Seit Erscheinen unseres Buchtipps zu Raphaela Edelbauers virtuosem und philosophischen Sci-Fi Romans Dave gewann das Buch hochverdient den Österreichischen Buchpreis 2021. Auch unsere Stimme hätte sie bekommen, wären wir stimmberechtigt. Der Roman erzählt die Geschichte des Programmierers Syz, der zusammen mit einigen Tausend Menschen nach dem Ende der Welt in einem gigantischen Labor lebt, um dort eine künstliche Intelligenz zu kreieren, die alle Probleme der Menschheit erkennen und lösen kann. Eine tolle Prämisse, die im Laufe des Buches noch mehrere doppelte Böden offenbart.
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Requiem vom Wiener Albert Mitringer ist die einzige Graphic Novel auf unserer Liste, aber was für eine. Die Geschichte eines Skeletts, das sich vom Schlachtfeld erhebt und auf eine Reise durch eine fast menschenleere Welt macht, um sich an sein Leben zu erinnern. Erstaunlich hoffnungsvoll und leichtfüßig erzählt das Buch seine Story und bietet von cooler Action, nachdenklichen Momenten der Besinnung und unbeschwertem Witz alles, was man sich wünschen kann. Die hochstilisierten Zeichnungen und der markante Wechsel zwischen Farbe und reinem Schwarzweiß macht jede Seite zum Erlebnis.
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Das Romandebüt von Roland Freisitzer ist gleich ein Ambitioniertes. Von einer Ehekrise gebeutelt fliegt David Frey fluchtartig nach Japan und trifft auf dem Flug einen Mann, der sein Doppelgänger sein könnte. Dieser lädt ihn zu sich nach Hause nach Nagasaki ein – da sind die Verwirrspiele vorprogrammiert. Freisitzer geht mit seiner Prämisse weite Wege, die auch jeden noch so abgebrühten Leser überraschen werden. Das Ganze macht er mit einer Finesse und Leichtigkeit, die so manchen Krimi-Autor vor Neid erblassen lassen würde.
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Michael Köhlmeiers Mammutwerk Matou ist der dickste unter unseren Buchtipps für Weihnachten. Er handelt von den sieben Leben des namensgebenden Katers, der über mehrere Jahrhunderte hinweg vor der Kulisse verschiedenster historischer Ereignisse das Leben, den Tod und alles dazwischen zu kennen und verstehen lernt. Das Buch ist ein etwas anderer Bildungsroman. Der Kater dient als Projektionsfläche und Zerrspiegel der Menschheit und ihrer vielen Verwirrungen. Kunstvoll konstruiert und hoch ambitioniert ist es ein Buch, das sich so eine Prämisse setzt. Als Lesender muss man sich erstmal trauen, sich in die über eintausend Seiten von Matou zu stürzen. Für den Mut wird man aber reich belohnt.
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Die Polit-Satire des Jahres – des Jahrzehnts. Elias Hirschl erzählt mit Witz, Ironie, einer guten Dosis Zynismus und gleichzeitig unglaublichem Einfühlungsvermögen von der Verkommenheit der heimischen Politik. Dabei belässt es das Buch aber nicht. Hinzu kommt noch brillantes Spiel mit der Identität und dem Verlust derselben sowie ihrer Neuerfindung. Episodenhaft, und doch stets ein kohärentes Ganzes, baut sich der Roman wie ein Puzzle vor unseren Augen auf und wird dabei mit jeder Seite besser. Hat man zuerst noch gelacht, wird man bald schon weinen, ja sogar Mitleid fühlen. Ein großer Wurf!
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Zu guter Letzt bei unseren 12 Buchtipps für Weihnachten einmal kein Roman. Die Bienen und das Unsichtbare von Clemens J. Setz ist eine essayistische, dokumentarische und teils autobiographische Behandlung des Themas erfundene, gefundene und verlorene Sprache. Der frisch gebackene Büchner-Preisträger stellt uns die Erfinder künstlicher Sprachen vor und ihre Kreationen, die Echos und Anwendungsbereiche dieser Sprachen sowie eigene Gedanken und Episoden seiner Recherchen. Mit feinem poetischem Gespür verfolgt Setz die vielen kleinen roten Fädchen des Themas und verbindet sie zu einem hochliterarischen Strang.
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Peter Huemer stellt bei den Helden der Freizeit jedes Monat in "Peters Buchtipp" ein außergewöhnliches Werk vor. Außerdem schreibt er bei uns über Games, Kino und Streaming. Der Freie Schriftsteller hat vergleichende Literaturwissenschaft studiert und arbeitet auch als Lektor, Korrektor und Übersetzer.