Massig Alben, EPs und Singles bietet die heimische Szene. Welche tolle neue Musik dich in den kommenden Monaten erwartet. Von Szene-Größen bis Debütanten: Wir präsentieren dir die große Übersicht – plus Spotify Playlist zum Durchhören.
von Patrick Meerwald
17. Oktober 2021: Bunt sind nicht nur die Blätter im Herbst. Auch am Release-Sektor geht es sehr farbenträchtig zur Sache. Von tollen Alben, bis Singles bietet die Szene großartige und vielfältige neue Musik aus Österreich.
Unsere Übersicht liefert dir eine große Auswahl der Veröffentlichungen vom September, Oktober und November. Und Achtung: Hier gibt es schon unsere Releaseübersichten vom Winter 2021, Frühling 2022, Sommer 2022 und Herbst 2022.
Ein Wiener Poduzenten-Duo, das gekommen ist, um zu bleiben. Mitte September veröffenlichten sie ihr Debütalbum, das zum mehrmaligen Anhören motiviert. Dabei geizen sie nicht mit der Auswahl verschiedender Genres. Von Dancefloor-Titeln bis zum Grindrap wird da einiges geboten. Dem E-Bass kommt über die ganze Scheibe eine spezielle Rolle zu. Denn hier versuchen Matieux alle möglichen Klänge aus dem Instrument rauszuholen, was nicht nach dem “normalen” Sound klingt.
Sich nicht anpassen und daraus eine Marke um sich aufbauen – das macht Titus Probst. Er lieferte uns Anfang Oktober ein neues Album. Der Electro-Synth in Kombination mit viel Rave-Energy und Technosound sind bestes Shake-Material. Doch auch textlich ist er alles andere als schaumgebremst. Im Gegensatz zu seinem Erstling vor rund drei Jahren steigt der Wiener auch hier noch einmal ordentlich aufs Gas und macht vor gesellschaftspolitischen Themen nicht halt. Hört rein und lasst euch auf diese Musik ein! Ihr bereut es sicher nicht. PS: Am 6. 11. folgt schon die nächste Single-Auskoppelung.
Daniela Flickentanz macht handgemachte und echte Musik. Ohne viel Schnickschnack, dafür mit echter Tiefe und Fokus auf das Wesentliche. Bei ihrem neuesten Release kostet sie einmal mehr auch ihre Vielfältigkeit in Sachen Band-Konstellation aus. Mal mit Bigband, mal als Trio oder Duo, oder auch ganz alleine. Abgerundet wird das Repertoire mit ihren gefühlvollen Texten, die Mut machen, an sich und das eigene Schaffen zu glauben.
Wo kann man sich auch über die reichen und schönen lustig machen. Die Truppe von Kahlenberg bringt seit 2017 regelmäßig satirische Nummern, die vor allem mit der Schickeria abrechnen. Passend zu ihren extravaganten super dekadenten Outfits sorgen Kahlenberg auch bei ihrer neuesten Scheibe für die volle Ladung skurrill und lustig. Oder doch auch erschreckend, wie viel auch von den behandelten Themen aus der Realität stammen könnten.
Endlich veröffentlichte die Indie-Truppe ihre dritte Scheibe. Diese Band weiß, wie sie erfolgreich musikalisch expermentiert. Beim Neuling setzt sie nicht nur auf die Vertonung von einem H.C. Artmann Gedicht (“Schembrun”), sondern entwickelt ihren eigenen musiklischen Style weiter. Stellvertretend dafür ist die Nummer Blüte. Geblieben ist der Dialekt und die Vieldeutigkeit ihrer Texte. Außerdem neu: Erstmals produzierten die Burschen von Granada das Album selbst und nicht extern. Ein gewagter, aber sehr gelungener Schritt!
Der mittlerweile in London lebende Musiker brachte erst unlängst seinen Zweitling heraus. Sonst eher für sein geniales Drum-Gespiele bekannt, begeistert er nun auch mit Gesang. Bei seinem Neuling reflektiert er auf unterschiedlichen Ebenen über seine Heimatstadt Wien. Von der Geschichte, der Sicherheit, die sie ausstrahlt und auch dem Komfort. Cid Rim lässt hier wenig aus. Genretechnisch geht es auf den insgesamt elf Titeln tanzbar bis jazzy ab.
Das Wiener Trio ist im Dream Pop mittlerweile eine feste Größe für neue Musik aus Österreich. Erst vor kurzem veröffentlichten sie mit Deceiver eine Scheibe, die zum Teil sehr resignativ ist, aber auch genauso mit Lebensfreude glänzt. Das Gefühl, sich bei Mitmenschen getäuscht zu haben, das Realisieren, andere Wegen gehen zu wollen oder auch die unterschiedliche Bewertung von Prioritäten, können zwar hemmen, aber doch auch neue Chancen eröffnen. Das machen Sluff auf Deceiver klar. Ein toller Appetizer auf das für diesen Oktober angesetzte Album.
Eigentlich hat sich diese legendäre Formation vor zwei Jahren in den musikalischen Ruhestand begeben. Doch heuer gibt es von Thomas Spitzer, Klaus Eberhartinger und Co. noch ein besonderes Weihnachtsgeschenk. Wohl eher für diejenigen, die mit diesem Fest nicht so können. Humorvoll und auch schrill, wie wir die EAV lieben, präsentieren sie uns ein Album der Extraklasse. Inklusive einem noch nicht näher genannten Guest-Sängern. Na dann: Frohes Fest, oder so.
Auch die kleinen Geschwister der Alben sind im Herbst gefragt. Was es hier an Releases gibt, solltet ihr auch auschecken.
Ein Österreicher und ein Isländer treffen sich zum Musik machen. Nein, so beginnt nicht der nächste Schenkelklopfer-Joke. Nein, diese beiden Kreativlinge produzieren gemeinsam sehr lautmalerische und poetische Texte. Die instrumentalen Parts haben es aber auch ohne Zweifel drauf. Dabei sticht die gekonnt eingesetzte Trompete heraus, die den Titel das gewisse Extra verleiht. Sollte man sich auf jeden Fall geben!
Was ist Fake, was ist real in Zeiten von Social Media? Erinnerungen können mit einem Klick gelöscht, Kontakte mt einem weiteren gänzlich gekappt werden. Von diesem Struggle singt der Sänger Yan Nay auf seiner neuesten Nummer Drift Smoker, dem Vorboten seiner bald erscheinenden EP. Der 22-jährige Salzburger veröffentlicht schon seit rund zwei Jahren Musik selbst, doch erst in diesem Herbst schloss er sich dem Independent Lable von Assim Records an, wo er sein unbestritten großes Potenzial weiter ausschöpfen kann.
Mit viel Selbstvertrauen und vor allem erfrischendem Indierock melden sich Jolphin mit ihrem Beitrag in Sachen neue Musik aus Österreich. Im November bringt das Duo seine mit Freuden erwartete neue EP heraus, die fünf Titel zieren wird. Drei davon sind schon vorab erschienen. Angefangen hat der Release-Reigen mit der Titel-Nummer Sugar Shock Treamtment. Die zweite ausgekoppelte Single hört auf den Namen Fly Again und beschäftigt sich mit der Wut auf Fliegen, wenn sie an einem vorbeischwirren und im Worst-Case leicht auf Ohrhöhe. Die dritte My Dear ist vor allem wegen der sehr starken Instrument-Parts hängen geblieben. Wir freuen uns schon auf die Enthüllung der restlichen Titel.
Bei Hinterkopf gibt es immer eine Ladung Tiefgang. Sidi, der Kopf hinter dem Rapper-Pseudonym sorgt für hochwertigen deutschsprachigen Hip Hop fern ab vom Gucci und Prada Posertum. Er liefert Texte, die wahrlich unter die Haut gehen, zum Mit- und Nach- und Überdenken anregen und allgemein zum Reflektieren einladen. Passend dazu der Name seiner Ende November erscheinenden EP, die auf den Titel Reflexion hört. Gekonnt fügt sich dazu der jeweilige Beat in das Gesamt-Konstrukt der Songs ein. Absolut hör- aber auch sehbar. Schlag nach bei der vorab veröffentlichten Single Noch nicht. Das Video trägt super zum Gesamtbild des Tracks bei, sowohl aufnahmetechnisch als auch vom Schnitt ist der Clip sehr erlungen. Der Rapper selbst begeistert mit feinstem Sprachgefühl und tollen Bildern. Diesen Mann solltet ihr unbedingt am Schirm behalten.
Diese Sparte für ist besonders bunt gemischt. Von Appetizern auf kommende Alben, bis zu Solo-Ausflügen und speziellen Collabs ist hier Vielfalt Trumpf!
Nicht nur Christopher Seiler hat eine Solo-Nummer in diesem Jahr veröffentlicht. Sein musikalischer Partner Bernhard Speer auch. Geworden ist es ein sehr emotionaler Titel, in dem er Abschied von einem ihm sehr guten Freund nimmt. Diese Nummer ist wirklich gelungen, da sie sichtlich Trauer thematisiert, ohne in zu großen Schwermut zu verfallen. Top! Empfehlenswert: Das dazugehörige Musikvideo, das Speer auch selbst inszenierte.
Früher noch bewegte sich Mavi in den Gefilden der Hip-Hop- und Rap-Landschaft. Dafür erhielt er auch erst im September den Amadeus Award. Doch von diesem Genre ist er mittlerweile abgekommen und siedelte sich im Indiebereich an. Mit Leaving ist dieser Wechsel nun endgültig vollzogen. Marlon – wie Mavie Phoenix bürgerlich heißt – zeigt, wie pudelwohl er sich mit diesem Setting fühlt. Auf FM4 erklomm Leaving sogar Platz eins der Charts. Echt stark!
Bis die Wiener Sängerin diesen Song endgültig fertig hatte, benötigte sie mehrere Anläufe und auch Jahre. So viel Zeit und Nerven investierte sie in die Fertigestellung. Doch dieses Hineintigern lohnte sich zweifellos. Die Gewittersounds, die leise mitschwingen, Franks kraftvolle Stimme und der sehr ergreifende Text beeindrucken. Mehr zu ihrem Tun berichtet sie uns hier im großen Interview.
Drei außergewöhnliche heimische Sängerinnen haben gemeinsame Sache gemacht und ein starkes Lied released. Aber nicht nur für den Gesang zeichnet sich das Trio verantwortlich. Sondern auch die Produktion und Komposition geht aufs Konto von PAENDA, KTEE und Vida Noa. Mit dieser gesamten Kollab möchten die Drei für mehr Visability von Frauen und generellGleichberechtigung in der Musikbranche sorgen. Der Song selbst ist nebst dem Musikvideo ein echt fetziger Hinhörer und -gucker, der zeigt, was neue Musik aus Österreich alles an Diversität leisten kann!
Wir präsentieren: Österreichs große R’n’B Zukunftshoffnung. Stimmlich eine Wucht, die sowohl soulig als auch extrem Power mitbringt, liefert uns Adaolisa mit ihrer neuen Single ein wahres Hör-Verwöhnprogramm. Doch nicht nur in dem einen Genre fühlt sich die “Afro-Österreicherin” pudelwohl. Auch im Pop, Afrofunk und anderen Genres weiß die Sängerin zu glänzen und Elemente aus diesem Fundus stark in ihre Titel unterzubringen.
Auch im Schlagersektor tut sich einiges. Die Truppe von Fudl di Mare kombiniert diese doch sehr polarisierende Musikrichtung mit ordentlich Trash. Mit Absicht, versteht sich. Bekanntheit erlangen sie mit der Nummer Palmen in Orlando. Jetzt gibt es Nachschub. Übrigens, erst unlängst unterzeichneten sie einen Vertrag beim Conchita Wurst Lable Songgod Records. So eine Truppe hat sich auf jeden Fall einen Platz in unserer Übersicht für die beste neue Musik in Österreich verdient.
Feine härtere und rockige Musik bietet die erst kürzlich formierte Band Burnswell, einer Truppe bestehend aus Migliedern von tollen Wiener Locals. Eine Truppe mit echt großen Musikern im Line-Up. Sängerin Ella kann von Screaming und Dirty auch die genialsten reinen Melodien singen, Drummer Max beweist in mehreren Bands seine Top-Qualität an den Trommeln, Kenny ist ein äußerst begnadeter Bassist und Luka weiß, worauf es bei der Gitarre ankommt. Zusammen ist dieses Quartett vielleicht nach Stand heute noch ein Geheimtipp, das dürfte sich aber künftig ändern.
Ist das denn überhaupt noch Punk Rock? fragten schon vor einigen Jahren die Ärzte in einer ihrer größten Nummern. Mit ihren dröhnenden und röhrenden Melodien, die auch gerne mit Ska Sounds gemischt und lustigen deutsch sprachigen Texten abgerundet werden, geben die Burschen von So Much More ihre persönliche Antwort, wie dieses Genre heutzutage funktioniert. Das klingt recorded, aber auch vor allem live wirklich stark. Am 26. 11. erblickt ihre neue Single Godspeed das Licht der Welt. Much More liefern sie dann im März, wenn ihr Album erscheint.
Auf den Geschmack gekommen? Dann check’ doch unsere Spotify-Playlist aus. Hier liefern wir die oben genannten Empfehlungen und weitere coole Tipps.
Wenn ihr auf der Suche nach toller Musik für den Frühling seid oder für Interviews mit Musik-Größen brennt, dann seid ihr in unserem Hörer-Channel goldrichtig! Hier die vergangenenen Releaseübersichten:
20 coole Releases im Sommer 2021
Die besten Alben, EPs und Singles im Winter 2021
Die 20 besten Releases im Frühling 2022
Aufmacherfoto: (c) Swag Tv, (c) Lukas Plöchl, (c) stella
Der Wiener Journalist ist seit 2016 Musik-Ressortleiter bei heldenderfreizeit.com, schreibt für diverse Musikfachmedien wie Stark!Strom berichtet dabei über Konzerte, Neuerscheinungen, führt Interviews und erstellt Besten- und Playlisten zu den Top-Liedern von Musikstars.