Das neue Kartenspiel von Pegasus Spiele schießt uns zum Drachenjagen ins All. Spielspaß-Rakete oder Fehlzündung? Space Dragons im Helden-der-Freizeit-Check.
von Christian Orou
9. September 2021: Space Dragons – das neue Kartenspiel von Pegasus Spiele – ist klein und lässt sich doch nicht so leicht in eine Schublade stecken. Es ist nicht mit Klassikern wie Jolly oder Bridge zu vergleichen, aber auch nicht so komplex wie die Dominionreihe. Um das Spiel zu gewinnen, müssen Stiche gemacht werden, und doch ist es kein gewöhnliches Stichspiel wie Wizzard.
Was ist Space Dragons also? Ein Spiel, dessen Grundzüge man nach zwei Durchgängen beherrscht, das aber durch verschiedene Finessen nicht langweilig wird. Und ein Kartenspiel, das so kompakt ist, dass man es auf Reisen mitnehmen kann (hier auch in unserem Ranking der besten Reisespiele).
Die Geschichte, die Space Dragons zugrunde liegt, ist eine sehr abenteuerliche. Du hast den Auftrag, in einer entfernten Galaxie Drachen zu fangen. Dazu musst du zuerst eine Crew zusammenstellen, die danach Jagd auf die Space Dragons macht. Wer dabei die meisten Punkte ergattert, gewinnt.
Als Crew dienen achtzig Spielkarten, die den Wert von eins bis achtzig besitzen und zusätzlich mit verschiedenen Attributen ausgestattet sind. Dazu gibt es zwanzig Drachenkarten, die zwischen acht und zwölf Punkte für die Endwertung bringen. Um Platz zu sparen, haben die Karten noch eine zweite Funktion: Die Drachenkarten werden, wenn man sie umdreht, zum Raumschiff, die Crewkarten zu Schild oder Schaden dafür.
Zu Beginn werden die Crewkarten verteilt, jede Mitspielerin und jeder Mitspieler erhält neun Karten, der Rest wird zu Schadens- oder Schildkarten. Aus dem Set, das man nun in der Hand hält, sucht man sich eine Karte aus, den übrig gebliebenen Stapel gibt man im Uhrzeigersinn weiter, bis man am Ende auf diese Weise neun Crewmitglieder rekrutiert hat. Dieses Drafting entscheidet schon sehr über den Spielausgang und macht somit schon die erste Hälfte einer Partie aus.
Danach geht es zur Drachenjagd. Der Startspieler legt eine Crewkarte offen vor sich ab. Die anderen legen nun auch der Reihe nach eine Crewkarte vor sich ab. Die höchste Karte gewinnt die Runde und somit einen Drachen.Während der Runde kann es passieren, dass die Raumschiffe Schaden nehmen oder Schilder erhalten, die schützen.
Dann beginnt die nächste Runde, Karten werden abgelegt, Drachen gewonnen. Dabei bleiben die ausgespielten Crewmitglieder vor den Spielerinnen und Spielern liegen, denn sie sind für die Endwertung wichtig. Sind sieben Runden gespielt, ist ein Durchgang beendet und es wird abgerechnet. Dass zwei der ausgewählten Crewmitglieder nicht ausgespielt werden, kann unter Umständen für die gewählte Strategie wichtig werden.
Soweit, so einfach. Und wo liegt nun der Reiz von Space Dragons? Das spielbestimmende Moment ist die Zusammenstellung der Crew. Setze ich auf hohe Karten, die mir einen Drachen sichern, aber meist mit mindestens einem Schaden verbunden sind? Oder sichere ich mir Karten mit vielen Attributen wie Stimmung oder Wissenschaft, die mir in der Endabrechnung helfen, die mir aber kaum zu einem Stich verhelfen? Oder decke ich mich mit Schilden ein, um Schäden reparieren zu können?
Alles das hängt davon ab, welche Karten im Spiel sind. Und diese Karten kennen alle, die mitspielen. Und auch das macht das Spiel spannend, denn schon bald kann man aus den fehlenden Karten schließen, welche Strategie die Mitspielerinnen und Mitspieler versuchen wollen.
Um diese Feinheiten aber zu verstehen braucht es die eine oder andere Runde. Je mehr Runden ihr aber spielt, desto mehr Finessen werden sichtbar. Man gewöhnt sich auch daran, die unterschiedlichen Attribute im Auge zu behalten.
Space Dragons ist ein Spiel, das durch die verschiedenen Crewkarten, mit denen jeweils ein Durchgang gespielt wird, immer wieder andere Strategien erfordert und somit einen hohen Wiederspielwert hat. Dass die Spielerinnen und Spieler alle Crewkarten kennen, die sich im Spiel befinden, erhöht den Reiz.
Das Spieldesign ist schön und schlicht. Jeder Kartentyp hat mehr als eine Funktion. Dadurch hat alles in einer kleinen Schachtel Platz. Nicht umsonst belegt es auch einen Topplatz in unserem Ranking der besten Reisespiele. Für die Jubiläumsedition, die vielleicht in ein paar Jahren produziert wird, wünsche ich mir eine Wertungstafel (siehe Carcasonne) oder Zählchips wie bei Café International.
Name: Space Dragons
Autor: Richi Haarhoff
Spieler/Alter: 3 – 5, ab 10 Jahren
Spieldauer: 20 Minuten
Verlag: Pegasus Spiele
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Der Chefredakteur der Wiener Alszeilen verfasst für heldenderfreizeit.com Buch-, Musik- und Spiel-Rezensionen, ist Video-Redakteur von CU TV und schreibt für das Musikmagazin Stark!Strom. Dazu berichtet er von Konzerten, Sport- und anderen Kulturevents und führt Interviews mit Stars und spannenden Persönlichkeiten.