People can Fly und Square Enix führen uns in ein dunkles Sci-Fi Universum voller Konflikte, brutaler Aliens und einem guten Schuss übermenschlicher Kräfte. Ob das Shooter-RPG hält, was es verspricht? Das liest du in unserem großen Outriders Test.
von Peter Huemer
4. April 2021: Die Menschheit steht vor dem Abgrund. Die Erde ist unbewohnbar geworden. Aber ein paar Millionen Menschen durchquerten die Galaxis an Bord des Raumschiffes Flores, um auf dem Planeten Enoch, der ihnen als Paradies angepriesen wurde, ein neues Leben zu beginnen. An fordester Front stehen die sogenannten Outriders, die den Planeten erkunden sollen.
Seit 1. April erhältlich, haben wir einen ausführlichen Ausritt gemacht und verraten dir in unserem Outriders Test, ob sich der Kauf des Spiels lohnt. Übrigens: Wenn du wissen willst, welche Spiele 2021 noch alle erscheinen. Hier unser großer Überblick mit allen Game-Releases des Jahres.
Bereits wenige Stunden nachdem die Outriders auf Enoch landen, offenbart sich das vermeintliche Paradies als alles andere als sicher. Im Wald fliegen giftige Sporen herum, die einen in Sekunden töten. Dazu wüten übernatürliche Stürme mit Blitzen, die fast jeden, den sie treffen, atomisieren und ein riesen Haufen Monster macht einem das Leben schwer. Aber es ist zu spät, den Landevorgang der Kolonisten noch abzubrechen, und es gibt auch keinen Ausweichplaneten. Also Augen zu und durch. Wir als Spieler werden im Laufe des Prologs vom Blitz getroffen und schwer verletzt in Stasis versetzt. 35 Jahre später erwachen wir in einer Albtraumwelt, in der sich die Menschen im Kampf ums Überleben abschlachten. Kein guter Start ins neue Leben, aber zumindest eine starke Prämisse.
Outriders ist ein Third-Person-Shooter Rollenspiel mit Fokus auf Koop-Gameplay. Auf den ersten Blick mag so mancher an Destiny oder Anthem denken, aber im Gegensatz zu diesen auf Loot getrimmten Games sollen in Outriders die Story und die Skills im Zentrum stehen. Im Endeffekt fühlt sich das Ergebnis ähnlich an – mit einer leichten Umgewichtung der Elemente.
Obwohl Outriders über ein intuitives Deckungssystem verfügt, sollte man sich nicht dauerhaft verschanzen. Schon weil die Gegner meistens von allen Seiten auf einen einstürmen. Außerdem kann man sich nur heilen, indem man Schaden austeilt. Bei jeder Klasse (es gibt 4 verschiedene) funktioniert das ein wenig anders. Als Pyromancer beispielsweise heilt man sich, indem man Gegner, die man zuvor mit seinen Fähigkeiten in Brand gesteckt hat, tötet, während sie noch brennen. Somit muss man ständig in Bewegung bleiben und darf sich keine Atempausen gönnen. Vor allem auf höheren Schwierigkeitsgraden (die sich mit Hilfe der World-Tier-Mechanik ständig anpassen lassen) segnet man schnell das Zeitliche, wenn man keine Kills verzeichnen kann.
Das Kampfsystem von Outriders teilt sich ungefähr 50/50 in Shooter-Gameplay und den Einsatz der übernatürlichen Fähigkeiten, die man im Prolog des Spiels durch das Überleben des Sturms erhält. Die Sturm-Anomalie auf dem Planteten tötet 99 Prozent aller ihrer Opfer, aber die Überlebenden stattet es mit Superkräften aus. Zu Beginn kann man aus 4 Klassen auswählen: Pyromancer, Technomancer, Trickster und Devastator – alle nehmen eine andere Rolle im Koop-Team ein. Wenn man alleine spielt, bestimmt die Klasse noch mehr die Art und Weise, wie man an die Kämpfe heran geht. Die Waffen und die Superkräfte fühlen sich gleichmaßen befriedigend an. Auch die Animationen sind großartig, obwohl man sie in der Hitze des Gefechts nicht immer gut sehen kann.
Der Planet Enoch ist riesig – die Levels aber leider nicht. Die Missionen spielen sich in geradlinigen Schläuchen ab, in denen man fast immer von einer Arena in die nächste geht, dort alle Feinde erledigt und dann weiter zur nächsten. Das schlägt sich ein bisschen auf die Abwechslung und spießt sich auch mit der Story. Es soll ja nur noch eine begrenzte Menge an Menschen geben, aber in jeder Arena knallt man gut fünfzig ab, ohne mit der Wimper zu zucken. Außerdem versucht das Spiel des Öfteren zu zeigen, dass die Feinde auch nur Menschen sind, die ums Überleben kämpfen. Wenn man dann eine Sekunde später wieder hundert erledigt und das Ganze nur mit trockenen Sprüchen kommentiert wird, passt das nicht zusammen.
Außerdem fühlen sich die Levels nicht immer logisch an. Da stehen Sandsack-Mauern und andere Deckung immer wunderbar gleichmäßig verteilt herum und sind so positioniert, dass Angreifer und Verteidiger den selben Schutz genießen. Das macht spielerisch Sinn stört aber das World-Building. Gott sei Dank macht das Schießen Spaß, denn Gameplay-Innovationen sucht man vergeblich. Auch die Bosse und die KI sind eher simpel gestrickt.
Ein großes Problem zu Launch des Spiels sind die Server, die einen des Öfteren am Einloggen hindern. Weil das Spiel ständige Server-Verbindungg verlangt, kann man auch nicht einfach alleine offline spielen. Das ist ärgerlich, vor allem für all jene, die nicht den ganzen Tag Zeit haben, zu warten. Ist man mal online, dann kann es passieren, dass man auf so manchen Bug stößt. Die meisten davon sind nicht weiter schlimm. Aber ein öfter vorkommender Bug lässt zum Beispiel die gesamte UI verschwinden und macht einem das Leben schwer. Auch grafische Fehler schleichen sich immer wieder ein. So spielt die Kamera oft in den Zwischensequenzen verrückt. Das ist nicht weiter schlimm, aber ein unschöner Fleck auf dem Gesamtbild.
Outriders ist ein Spiel mit viel Potential, einer wirklich interessanten Story, die einen bei der Stange hält und einigen coolen Ansätzen. Grafisch ist das Spiel nicht erste Klasse, macht aber eine gute Figur. Leider stellt es sich selbst ein Bein. Das repetitive Gameplay, die Bugs und die wackeligen Server trüben den Eindruck. Bugs lassen sich beheben und Server können verbessert werden. Gameplay und Level-Design sind leider in Stein gemeißelt – beides ist nicht schlecht, aber eben auch nichts Besonderes. Hätte man die coolen Fähigkeiten und das gute Gun-Play in einen interessanteren Kontext gestellt, hätte das Spiel großartig werden können. So ist es einfach nur gut, und die überdurchschnittliche Story (obwohl die Präsentation nicht immer optimal ist) ist einen Blick wert.
Outriders aus dem Hause People Can Fly herausgegeben von Square Enix ist seit 1. April für PC, PS4, PS5, Xbox One und Xbox Series X um 59,99 Euro erhältlich.
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Alle Screenshots (c) Square Enix, heldenderfreizeit
Peter Huemer stellt bei den Helden der Freizeit jedes Monat in "Peters Buchtipp" ein außergewöhnliches Werk vor. Außerdem schreibt er bei uns über Games, Kino und Streaming. Der Freie Schriftsteller hat vergleichende Literaturwissenschaft studiert und arbeitet auch als Lektor, Korrektor und Übersetzer.