Genau richtig zu Indoor-Saison bringt Nintendo mit Fitness Boxing 2: Rhythm & Exercise eine gelungene Fortsetzung seines durchschlagenden Boxing-Spiels. Warum es unserer Meinung nach auch für Unsportliche ein gutes Game ist, um auch im Winter in Bewegung zu bleiben? Das erfährst du in diesem Test.
von Sophie Neu
9. Dezember 2020: Gerade zur kalten und grauen Jahreszeit fällt es vielen von uns zunehmend schwer, genug Bewegung in den Alltag einzubauen. Schlauerweise bringt Nintendo pünktlich zu diesem Zeitpunkt mit Fitness Boxing 2: Rhythm & Exercise für die Switch eine einsteigerfreundliche Option, sich auch im eigenen Wohnzimmer sportlich zu betätigen. Wie sich die Fortsetzung des Box-Spiels schlägt und wo sie noch ein bisschen Feinarbeit braucht, verraten wir dir im Review.
Übrigens: Hier haben wir eine Übersicht mit 4 weiteren genialen Fitness-Games und was sie auszeichnet.
Ein bisschen erinnert Fitness Boxing 2: Rhythm & Exercise gleich beim ersten Spielen an beliebte Fitness-Sportarten wie Zumba oder Tae Bo. Ganz an die Intensität dieser Trainings reicht das Box-Spiel aber nicht heran. Das macht es für Einsteiger ideal, den Sprung ins Fitness-Becken zu wagen, ohne sich dabei gleich zu überanstrengen. Praktischerweise können wir sogar zu zweit spielen. Denn erst mit zunehmender Trainingsdauer schalten sich immer weitere, anstrengendere Übungen frei. Sportliche hingegen könnte das Basis-Programm von Fitness Boxing 2 unterfordern.
Immerhin hat Nintendo gleich einen „höllischen“ Modus nachgeliefert, den wir uns über den eShop gratis herunterladen können (dort gibt’s übrigens auch eine Demo des Spiels). So boxen wir also zum Takt von motivierenden Songs vorm heimischen Fernseher in die Luft. Dazwischen unterstützt uns unser Trainer immer mal wieder mit einer Runde Pep Talk. Das macht richtig Spaß und ist sogar lehrreich. Unserem Rhythmusgefühl helfen vor- und zurückwippende Schritte weiter. Um uns dabei zu unterstützen, bei unseren Bewegungen das richtige Bein zu belasten, wurde das Interface um eine sehr praktische und verständliche Anzeige erweitert.
Dazwischen mahnt unser Trainer uns dazu, nicht zu hoch zu schlagen und nicht nur mit den Armen, sondern dem ganzen Körper zu schwingen. Dadurch, dass er uns die Moves vormacht, fällt es leicht, die Bewegungen korrekt nachzuahmen. Mit zunehmender Trainingsdauer werden unsere Schläge sauberer und sitzen besser. Eine ganze Kombo-Reihe „perfekt“ zu meistern, setzt Endorphine frei. Besser umsetzen hätte man allerdings die Punktevergabe können. In der Theorie gewinnen wir mit jedem „perfekt“ sitzenden Schlag Punkte. Mit genug davon lösen wir einen speziellen Modus aus. Gerade während des Trainings selbst fällt einem davon aber wenig auf. Weder der andere Hintergrund noch die Farben flashen uns jetzt derart, dass uns das einen Motivagtionsschub geben würde.
Ein Problem, das sich bei unserem Test manifestiert hat, ist die nicht allzu genaue Erkennung unserer Schläge und Bewegungen. Manche Schläge und Moves werden erst gar nicht erkannt, andere wiederum zu spät oder zu früh. Schläge werden registriert, wenn wir noch am Ausholen sind. Auch was als Schlag wahrgenommen wird, ist nicht immer einer. Wer beherzt zum richtigen Zeitpunkt seinen Joy-Con schüttelt, kann schon mal ohne jede Anstrengung ein „Perfekt“ bekommen. Effizient? Ja. Befriedigend und Zielbringend? Eher nein. Immerhin können wir in den Optionen festlegen, mit wieviel Verzögerung oder Verfrühung unsere Schläge registriert werden.
Jab, Straight, Jab, Straight, Uppercut – Gerade für Boxing-Neulinge klingt das erstmal nach Kauderwelsch. Fitness Boxing 2 führt uns aber (ähnlich wie sein Vorgänger) sehr flott und erstaunlich leicht verständlich an die Moves der Kampfsportart heran. Nur eben ohne physischen Kontakt zum Trainer. In Corona-Zeiten eh optimal. Im Grundlagentraining, das wir lobenswerterweise wieder und wieder absolvieren können, wird uns erklärt, wie unsere Ausgangsposition sein sollte. Erst dann geht das Spiel dazu über, genauer den jeweiligen Schlag oder das Evasionsmanöver zu zeigen und uns auch gleich das Ganze austesten zu lassen. Praktisch, denn so können wir auch nach längerer Pause vom Training wieder leicht reinkommen.
Neben möglichen Highscores während unserer Übungen soll uns bei Fitness Boxing 2 aber vor allem die Individualisierung unseres Trainers am Ball halten. Denn neben der Auswahl aus insgesamt 9 Trainern und Trainerinnen stellt uns das Fitness-Spiel auch vor die Wahl, wie genau sie aussehen sollen. Neben Outfits, die wir durch unsere Box-Übungen nach und nach freischalten können, können wir sogar Haut- und Augenfarbe anpassen.
Der viel effektivere Motivator versteckt sich aber in den Optionen. Hier stellen wir ein ob und wann uns das Spiel daran erinnert, dass wir trainieren sollen. Dann vibrieren unsere Joy-Cons, bis wir das Programm öffnen. Einschalten lohnt sich jedenfalls. Denn für unser tägliches Training bekommen wir ähnlich wie schon bei Wii Sports unseren Stempel. Hier stellt uns das Spiel gleich ein komplettes Programm aus mehreren Übungen zusammen, das unseren im Vorhinein gesteckten Zielen entspricht. Auch können wir unseren Fortschritt für gesteckte Gewichtsziele im Programm tracken. Einzig auf den angezeigten Kalorienverbrauch sollte man nicht allzu viel geben. Gerade für die einfachen Übungen ist er sehr hoch angesetzt. Motivierend ist die Anzeige aber allemal und gibt uns ein schönes Erfolgsgefühl.
Schade finden wir, dass es keine deutsche Sprachausgabe gibt. Denn auch wenn vielen Menschen die englische Vertonung mit deutschen Untertiteln reicht, wird diese Sprachbarriere gerade während der Übungen ein Hindernis für viele bilden. Denn im Eifer fällt es schwer, gleichzeitig den am oberen Bildschirmrand befindlichen Untertitel, unsere Schlagabfolge und unseren Trainer gleichzeitig im Blick zu behalten, WÄHREND wir auch noch wild mit unseren Armen schwingen. Für alle, die Englisch gut verstehen, ist das immerhin kein Hemmnis. Denn die Sprachausgabe aller Trainer ist superklar und eindeutig. Auch die Wortwahl ist geradeheraus und ohne unnötige Ausschmückungen. Positiv finden wir auch, dass die Kommentare der Trainer nicht mehr ganz so repetitiv und nervig wie in Teil 1 sind.
In Sachen Musik kann das Box-Spiel natürlich nicht mit einem Just Dance mithalten. Trotzdem motivieren die Instrumentalversionen der insgesamt 23 Songs für die Box-Session allesamt. Die Qualität schwankt allerdings bei einigen Liedern etwas, sie als schlecht zu bezeichnen wäre aber übertrieben. Mit modernem Pop von Ariana Grande über House-Titel von Swedish House Mafia bis hin zu klassischem Hard-Rock von Steppenwolf deckt die Auswahl jeden Musikgeschmack ab. Zusätzlich können wir die Titel auch in doppelter Geschwindigkeit abspielen, was gerade bei den Langsameren für mehr Schwung sorgt.
Mit Fitness Boxing 2: Rhythm & Exercise schickt Nintendo nicht unbedingt das bestmögliche Box-Spiel in den Ring. Trotzdem schlägt das Rhythmus-Spiel die richtigen Töne an. Musik, Trainer und die Trackingfunktion sorgen für ordentlich Motivation. Kosmetische Spielereien bringen uns zwar kurzzeitig Belustigung, am Ball hält uns aber im Endeffekt das auf unsere Ziele ausgerichtete tägliche Trainingsprogramm unseres virtuellen Trainers.
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Bilder: ©Nintendo
Die Journalistin ist bei Videospiel-Tests und Wien Guides voll in ihrem Element. Seit 2021 verstärkt sie die Redaktion des KURIER.