Mit Pikmin 3 Deluxe schafft es ein weiterer toller Wii-U-Port auf die Nintendo Switch. Und die kleinen Pflanzenaliens machen auch sieben Jahre nach dem ursprünglichen Release ordentlich Freude. Wie uns unser Weltraum-Trip auf PNF-404 gefallen hat, erfahrt ihr in unserem Test.
von Sophie Neu
1. November 2020: Klein, aber oho. Das ist unser erster Gedanke zu den Miniatur-Aliens, die uns in Pikmin 3 Deluxe auf ihrem Planeten PNF-404 bei allerlei Hindernissen und Rätseln zur Hand gehen. Denn die kleinen Pflanzenwesen helfen uns nicht nur beim Bauen von Brücken und Sammeln von überlebensnotwendigem Obst. Sie sehen auch einige Jahre nach dem Wii-U-Release immer noch sehr gut aus. Trotzdem kann man das Alter von Pikmin 3 Deluxe nicht ganz leugnen. Wo uns das neue Nintendo-Game überzeugen konnte und wo nicht, erfahrt ihr im Review.
Gestrandet auf einem fremden Planeten
Was machen raumfahrtaffine Wesen, wenn ihnen auf dem eigenen Planeten die Nahrung ausgeht? Richtig – fremde Welten plündern und leerräumen! Deswegen machen sich die drei winzigen Erkunder Alph, Brittany und Charlie von ihrer Heimat Koppai aus auf, um neue Lebensmittelquellen zu erschließen. Nach einer Bruchlandung auf dem Planet PNF-404 müssen sie allerdings erstmal einander finden. Aber die Welt erweist sich als nicht annähernd so unbewohnt wie angenommen. Denn kleine Pflanzenwesen, die Pikmin bevölkern das Areal, in dem sie gelandet sind.
Letzteres erinnert manchmal schon daran, dass Pikmin 3 ursprünglich bereits 2013 erschien. Im Großen und Ganzen aber kann es trotzdem mit moderneren Titeln mithalten. Denn auch wenn die Bodentexturen manchmal etwas in die Jahre gekommen wirken, so sind die Maps doch in aller Regel sehr hübsch und spannend zu erkunden. Das liegt nicht zuletzt an den Rätseln, die überall in der Welt verstreut sind und unser Vorankommen behindern. Von unpassierbaren Schluchten bis zu stabilen Steinwänden müssen wir uns etwas einfallen lassen, um voranzukommen.
Nur gut, dass wir die Pikmin haben. Denn die helfen bei eben diesen Hindernissen. Hier zeigt sich der Nintendo-Titel als das, was er vor allem ist: Ein Strategie-Spiel. Es gibt mehrere Pikmin-Arten, die unterschiedliche Stärken haben und die wir erst im Verlauf unserer Erkundungen von PNF-404 nach und nach entdecken. Manche leiten Strom, andere können fliegen. Sie ihren Talenten entsprechend in den richtigen Situationen einzusetzen ist die Voraussetzung für unser Überleben auf dem fremden Planeten. Wir schleudern also rote, feuerresistente Pikmin auf brodelnde Gegner oder nutzen die blauen Wasser-Pikmin, um ein Stück Obst aus dem Teich zu holen. Das funktioniert manchmal ganz gut.
Oft haben wir aber mit der Zielmechanik mehr zu kämpfen als mit den fiesen Insekten des Planeten. Denn die ist mit dem rechten Stick immer etwas friemelig. Und auch wenn es Auto-Targeting gibt, hilft es nicht viel. Denn das Drücken der Schultertaste zielt nicht automatisch auf das von uns gemeinte Objekt. Dann versuchen wir unter Zeitdruck möglichst schnell das richtige Ziel zu finden. Scheitern wir, müssen einige unserer unschuldigen kleinen Gefährten dran glauben. Gerade bei mehreren Gegnern wird das schnell mühsam. Vor allem, wenn ihre sterblichen Überreste auch noch anwählbar bleiben.
Die Kadaver können die Pikmins übrigens zu ihrem kleinen Raumschiff zurücktransportieren. Wie Ameisen schleppen sie dann zu zehnt riesige Insekten. Gerade, wenn sie große Dinge auf ihren kleinen Ärmchen tragen, ist es ein gewaltiger Spaß ihnen zuzuschauen. Das Resultat ihrer Bemühungen: Es werden neue Pikmin produziert. Ein weiterer strategischer Aspekt von Pikmin 3 Deluxe ist entsprechend das Haushalten mit Ressourcen. Das fängt bei den kleinen Pflanzenaliens an und hört bei der Nahrungsmittelversorgung unserer Entdecker-Crew auf. Denn nur wenn wir Obst sammeln, überleben wir.
Das entpuppt sich nach den ersten Tagen auf PNF-404 aber als fast schon zu einfach. Zum Schluss unseres Weltraum-Abenteuers hatten wir mehr als genug Vorräte. Herausfordernder ist es da schon, bei jeder Gelegenheit genug von den richtigen Pikmin-Arten dabeizuhaben. Denn haben wir nicht genug, müssen wir extra zurück zum Schiff. Schlaues Planen im Voraus lohnt sich deswegen in Pikmin 3 Deluxe.
Großes Highlight ist deswegen der Koop-Modus. Hier schlagen wir uns zu zweit durch die wilde Natur von PNF-404. Praktisch ist das vor allem, weil wir unabhängig voneinander die Gegend erkunden können. So lösen sich Rätsel wesentlich schneller. Wir müssen nur unsere bis zu 100 Pikmin strategisch schlau aufteilen. Das hilft gerade in den Bosskämpfen ungemein. Denn es kann durchaus anstrengend sein, alle Pikmins in Stress-Situationen in Sicherheit zu lotsen. Leider sind die Pflanzenaliens nämlich nicht unbedingt die Schlauesten und bleiben oft an den absurdesten Ecken und Kanten hängen.
Praktischerweise gibt es allerdings die Minimap, von der aus man Fußmärsche durch Anklicken des Ziels automatisieren kann. Im Gegensatz zum Original auf der Wii U ist die allerdings nicht dauerhaft auf unserem Controller zu sehen, sondern erst nach dem Öffnen des Menüs. Im Interface erkennt man erneut das Alter von Pikmin 3. Das Design wirkt ein bisschen in die Jahre gekommen. Manches würde heute wohl anders gelöst werden. Auch auf eine erweiterte Speicherfunktion wurde leider verzichtet. Wenn man einen Tag nicht zu Ende spielt und das Game beendet, geht der seit Sonnenaufgang gewonnene Fortschritt verloren. Natürlich spielen wir dadurch taktischer, aber zumindest zum Einlegen von Pausen hätten wir eine Funktion zum Speichern und Beenden begrüßt.
Mit Pikmin 3 Deluxe portiert Nintendo ein wunderhübsches Strategiespiel auf die Switch. Sowohl unsere kleinen Forscher als auch die Pikmin sind unglaublich putzige Weggefährten auf unserer Reise durch die Natur von PNF-404. Leider hapert es der KI ab und zu an der nötigen Intelligenz, um zu ihren Anführern zurückzufinden. Trotzdem ist Pikmin 3 Deluxe ein tolles Einsteigerspiel für Nachwuchs-Strategiespieler und Rätselfans.
Pikmin 3 Deluxe ist seit dem 30. Oktober 2020 erhältlich.
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Aufmacher: Nintendo / © heldenderfreizeit.com
Die Journalistin ist bei Videospiel-Tests und Wien Guides voll in ihrem Element. Seit 2021 verstärkt sie die Redaktion des KURIER.