Update zum Vollpreis oder ein neues Spielgefühl? FIFA 21 spaltet wieder einmal die Fangemeinde. Lohnt sich der Kauf? Was sind die größten Änderungen? Wir fragten nach bei Marcel Holy, Österreichs bestem FIFA-Spieler.
von Christoph König
7. Oktober 2020: Nur ein freches kleines Update zum Vollpreis? Alle Jahre wieder, wenn das neue FIFA erscheint, wird diese Frage heftig diskutiert. Rein optisch kann man bei FIFA 21 im Vergleich zu FIFA 20 tatsächlich nur wenig Neues erkennen. Angefangen von den Spieleranimationen bis zu den Menüs. Abgesehen von marginalen Verbesserungen bei den Spielmodi (beispielsweise im Karrieremodus oder bei Match-Simulationen) beschränken sich die Änderungen im Vergleich zu FIFA 20 fast ausschließlich auf das Gameplay. Weshalb es schon die eine oder andere heftige Kritik von Testern hagelt.
Wir sind der Meinung. Es zählt, was am Platz passiert. Lohnt sich da der Kauf von FIFA 21? Wir haben selbst Hand an den Controller gelegt und dann nicht irgendjemand gefragt, sondern Marcel Holy alias Juno16x. Der Meidlinger ist aktueller Österreichischer eBundesligameister und kennt sich bei dem Spiel aus, wie kaum ein anderer. Im Interview mit den Helden der Freizeit geht er auf die Unterschiede zum Vorgänger ein. Er erklärt, wie gut man als FIFA-Ass leben kann, wieviel Geld einem der Ultimate Modus wirklich kostet und er gibt Tipps für Gelegenheitsspieler.
Marcel Holy: Es sind schon größere Veränderungen. Wer es nur oberflächlich betrachtet, wird sagen, das ist eh wieder nur das selbe. Aber wer sehr aktiv drinnen ist, erkennt das. Verglichen mit den Sprüngen in den letzten Jahren ist es schon ein größerer. Bis auf FIFA 19. Das muss man hier ausklammern, das war ein komplett anderes Spiel.
Das Spiel ist wieder deutlich offensiver als FIFA 20. Das war eher ballbesitzlastig. Jetzt spielt man schneller nach vorne, es fallen mehr Tore – auch weil verteidigen allgemein schwerer geworden ist. Die Stürmer gehen bessere Laufwege, auch ohne dass man sie steuert. Dadurch ergeben sich mehr Lücken. Auffällig ist aber auch, dass die Abwehrspieler die Schüsse extrem gut abblocken, noch besser als im letzten Teil.
Das kann man noch nicht sagen. Es bringt sicher mehr Möglichkeiten – und das ist cool. Bis jetzt habe ich es aber noch kaum verwendet. Weil, um es effektiv anzuwenden, muss man das alles erstmal über einen längeren Zeitraum lernen. Ich werde es sicher trainieren und schauen, ob es gut in meinen Spielstil passt.
Stimmt, da waren solche Abschlüsse am Effektivsten. Die Torhüter machen die kurze Ecke jetzt besser zu. Und es gibt mehr Möglichkeiten ein Tor zu schießen. Weitschüsse, Kopfbälle und Flanken sind gefährlicher. Die Lupfer über den Goalie gehen wieder deutlich besser, auch die angeschnittenen Schüsse und generell die Schüsse ins lange Eck, was ja mehr der Realität entspricht.
Wenn es so bleibt auf jeden Fall. Auch meine ersten Spiele sind schon mal 7:6 oder 6:4 ausgegangen. Auf jeden Fall macht es das Ganze ansehnlicher. Weil bei FIFA 20 sind teilweise schon sehr wenige Tore gefallen. Für den Durchschnittsspieler ist der Spaßfaktor jetzt auf jeden Fall höher. Und online führen mehr unterschiedliche Stile zum Sieg. Der eine kombiniert lieber, der andere geht über Flanken, der nächste über Schüsse. Im Gegensatz zu FIFA 20, da musste eigentlich jeder langsam und auf Ballbesitz spielen. Mir kommt das Spiel bei FIFA 21 auch etwas schneller vor.
Das hängt natürlich davon ab, ob man beispielsweise online nach einiger Zeit auf FIFA 20 immer noch genug Gegner findet. Außerdem macht FIFA 21 mehr Spaß. Wenn ich eines der beiden Spiele empfehlen müsste, wäre es sicher FIFA 21.
International wird eigentlich fast nur Ultimate Team gespielt. Da muss man nach aktuellem Stand schon sehr viel Geld investieren, um ein konkurrenzfähiges Team zu haben. 2000 bis 3000 Euro steckt man da schon rein. Wenn man ehrlich ist, ist EA aber nicht auf das Geld von uns Profis angewiesen. Weil wir investieren das und das wars. Die großen Einnahmequellen sind die Durchschnittsspieler, die bei jeder neuen Promo-Aktion wieder Geld aufladen. Es hieß auch, dass uns EA für die Turniere Spieler zur Verfügung stellt, aber solange wir das nicht fix wissen, müssen wir investieren, um keinen Nachteil zu haben.
Sicher ist es viel Geld. Letzte Saison hat mir das aber gar nicht weh getan, da habe ich gut verdient und hohe Preisgelder gewonnen. Aber natürlich ist FIFA nicht mein Hauptberuf. Ich arbeite im IT Support. Nur wenige können als Vollprofi davon leben. Die meisten machen es nebenbei. Deshalb erschweren solche Summen den jungen Spielern den Einstieg in den eSport – denn von wo soll ein 16-Jähriger die 2000 bis 3000 Euro hernehmen? Er müsste es aber reinstecken, um überhaupt erst eine Chance zu haben.
Wenn man ein internationales Turnier gewinnt, kassiert man schon mal 50.000 Euro. Und es gibt ja mehrere im Jahr. Man kann also schon viel Geld damit verdienen, aber das trifft vielleicht auf eine Handvoll Spieler zu. Es ist wie im echten Fußball, wenn du für einen richtig großen Verein in Europa spielst, ist das auch besonders lukrativ – natürlich aber viel weniger als im echten Fußball.
Der österreichische Meistertitel vergangene Saison. Das waren 5000 Euro Preisgeld. Über YouTube und Twitch kann man natürlich noch etwas dazuverdienen. Aber meines Wissens kriegt in Österreich keiner ein Vollzeitgehalt dafür von einem Verein.
Unter der Woche 2 bis 3 Stunden intensives Training für mich. Am Wochenende im Weekend-League-Modus, bei dem man 30 Spiele macht, sind es dann 5 bis 6 Stunden täglich.
Zuletzt immer den 85er Modus, bei dem jeder Spieler eine 85er Bewertung hat. Diese Saison ist es ein 90er Modus. Den haben wir schon angetestet, der spielt sich deutlich besser, die Spieler sind schneller und trickreicher. Das wird sicher auch mehr Spaß machen. Jetzt haben viele 5 Sterne-Skills. Damit kann man öfter ins Dribbling gehen.
Seit FIFA 2005 spiele ich jeden Teil, seit FIFA 13 online. Bei FIFA 15 habe ich dann bei ersten Turnieren mitgespielt. Ab FIFA 19 dann so richtig professionell. Ich habe früher auch selber Fußball gespielt. In der Wiener Oberliga beim Margaretner AC. Aber nach drei Kreuzbandrissen und nachdem das mit dem eSport kam, bot es sich an aufzuhören. In der Jugend bei Wienerberg habe ich jede Position gespielt, dann Außenverteidiger. Ich bin Austria-Fan, daher finde ich es toll für sie jetzt eBundesliga zu spielen.
Weil die Tricks wieder besser funktionieren, würde ich jedem empfehlen zwei bis drei gute Tricks einzulernen. Defensiv sollte man wirklich immer selbst sehr aktiv verteidigen und nicht zu viel den Computer machen lassen. in der Abwehr musst du besonders aufmerksam sein, ein Fehler und schon kriegst du ein Tor.
Man konnte Schüsse schon vorher viel zu einfach abblocken, selbst wenn der Computer deinen Verteidiger spielt. Das haben sie jetzt leider noch verstärkt. Das würde ich reduzieren. Dafür könnte man die normale Ballkontrolle der Spieler (also die ohne Tricks, wenn sie normal laufen) verbessern, die fühlen sich da manchmal sehr unbeweglich an.
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Aufmacherfoto: (c) eBundesliga, Screenshot
Der Chefredakteur der Helden der Freizeit hat das Onlinemagazin 2016 ins Leben gerufen und ist seit 2000 als Sportjournalist im Einsatz. Bei heldenderfreizeit.com ist er spezialisiert auf actiongeladene Outdoor-Aktivitäten, Ausflüge, Videos, Spiele, Filme, Serien und Social Media.