All wings report in! Alle Piloten an die Steuerknüppel, Joysticks, Controller oder Tastaturen. Star Wars Squadrons verspricht eine epische Story und packende Spieler-gegen-Spieler-Schlachten. UND: Es ist komplett in Virtual Reality spielbar. Ob das so genial ist, wie es klingt, liest du in unserem großen Star Wars Squadrons Test.
von Hannibal
5. Oktober 2020: Squadrons ist eine actionlastige Sternenjäger-Gefechts-Simulation von Entwickler Motive und produziert von EA. Die Helden der Freizeit nehmen das Game genauer unter die Lupe. Wir haben das Spiel für unser Review auf PC mit HTC Vive VR-Brille getestet. Es ist aber auch mit Playstation-VR auf der Playstation 4 spielbar.
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Die Kampagne beginnt nach der Zerstörung des zweiten Todessterns bzw. nach der Schlacht von Endor. Abwechselnd spielt man zwei selbst kreierte Piloten: auf Seiten der ehemaligen Rebellen, der neuen Republik, und beim Imperium. Wie auch in der Story zu Star Wars Battlefront II (lest hier unseren Test) wird versucht beide Parteien ins Rampenlicht zu rücken. Das klappt in Squadrons mit Fortdauer der rund acht-stündigen Kampagne wesentlich eleganter. Abwechslungsreiche Missionen, atemberaubende Schauplätze (die natürlich alle im Multiplayer wiederverwertet werden) und Action non-stop. Zwischen den Einsätzen haben die Mitglieder deines Squadrons (Geschwader auf deutsch) so einiges zu erzählen, wahnsinnig interessant ist es leider nie.
Myst-artig bewegt man sich mit Klicks durch den Hangar und zum Besprechungsraum. Was “normal” etwas ungeschickt oder uninteressant wirkt, fühlt sich in Virtual Reality grandios an: die Schiffe zum Greifen nahe, die Atmosphäre zum Aufsaugen. Im Verlauf der Story trifft man alte Bekannte (z.B. aus Star Wars Rebels) und viele neue Gesichter. Leider werden gegen Ende der Story die Schwächen der Erzählstruktur sichtbar. Wirklich befriedigend ist das Singleplayer-Finale nicht, dafür kann man sich gleich mit den ausgerüsteten (optischen) Belohnungen in den Multiplayer stürzen.
Viel diskutiert wird auch über den bevorstehenden PS5-Release. Lest hier: Was Fans und Redakteure von der Optik der neuen Konsole halten.
Zwei Modi stehen den angehenden Kampfpiloten zur Auswahl: Dogfights und Fleet Battles. Theoretisch sind es drei, weil Fleet Battles auch gegen die schwere aber ausrechenbare KI gespielt werden können. In der Kampagne werden die einzelnen Schiffsklassen dem Spieler schon Nahe gebracht: Zur Auswahl stehen Fighter (TIE Fighter und X-Wing, die Alleskönner), Interceptor (TIE Interceptor und A-Wing, die Pilotenjäger), Bomber (TIE Bomber und Y-Wing, ideal gegen Sternenzerstörer und dergleichen) sowie Supportschiffe (TIE Reaper and U-Wing, können andere Schiffe reparieren und Raketen nachfüllen).
Leichte Unterschiede zwischen den Fraktionen bringen viel Abwechslung rein. TIE Fighter haben zum Beispiel keine Schilde, dafür müssen X-Wing Piloten mehr Systeme im Blick behalten. Über das gesamte Team, alle fünf Spieler (in beiden Modi), gleicht sich das alles wunderbar aus. Wir haben im Test kein Ungleichgewicht gesehen, was nicht auch durch unsere Unfähigkeit hätte erklärt werden können.
Mehr zu den Spielmodi: Dogfights sind klassische Deathmatches, die erste Mannschaft mit genug Kills gewinnt. Fleet Battles sind da schon etwas involvierter. Zuerst erkämpft man sich im direkten Gefecht ein Zeitfenster zur Zerstörung zweier Großschiffe. Erst wenn die in die Luft geflogen sind, darf man sich dem Sternenzerstörer widmen (oder in Falle der neuen Republik, ihrem schweren Kreuzer). Stirbt man zu oft, kommt die andere Fraktion in den Angriff. So entsteht ein ständiges Tauziehen. Bis nach rund 20 bis 25 Minuten eine Partei sich durch alle Schilde gebombt hat und das letzte Schiff explodiert.
Damit keine Langeweile aufkommt, können wir unsere Schiffe nicht nur mit unzähligen Aufklebern und Bemalungen modifizieren, sondern auch unsere Ausrüstung, unser Loadout, komplett neu zusammenstellen. Lieber Burst fire und automatisches Zielen, dafür etwas weniger Schaden? Bessere Schilde, dafür weniger Panzerung? Für jeden Geschmack und Kampfstil ist etwas dabei.
Überaus detailverliebt sind die manipulierbaren Systeme. Schilder lassen sich nach vorne oder hinten ausrichten. Schiffsenergie wird auf Antrieb, Waffen und Schilder in jeweils zehn Stufen verteilt. Das Imperium hat keine Schilder, da gibt es dann zwei Optionen mit sechs Stufen. Maximale Energie in einem System bedeutet z. B. für den Antrieb Boost, ein zusätzlicher Geschwindigkeitsschub und die Möglichkeit zu driften. Gibt man volle Energie in die Waffen, können Laser länger feuern.
Expertenmeinung von unserem gestählten Flugsimulator-Veteranen Benjamin: “Squadrons macht als Dogfighting-Sim sehr viel richtig. Ich würde mir weniger Auto Aim wünschen, dafür die Schiffe etwas schwächer, damit man mehr sein Können beweisen kann. Die Kampagne ist cool gemacht, leider bietet sie gar keine Neuigkeiten zum Multiplayer, keine speziellen Waffen oder andere Schiffe. Außerdem fehlen mir Story-Verzweigungen sowie die Möglichkeit Missionen im Ko-op mit anderen zu spielen. Leider hat die KI gar keine Persönlichkeit, kein computer-gesteuerter Pilot fliegt mal aggressiver oder defensiver, alle fliegen nur auf ihr Ziel zu. Es ist EA hoch anzurechnen, dass sie etwas kleines, experimentelles, ohne Jedi oder Lichtschwerter gemacht haben. Sehr cool!”
Atmosphärisch ist Entwickler Motive Großes gelungen. Alles fühlt sich nach Star Wars an: wenn der Tie-Fighter über einen hinwegfegt, die Laser an einem vorbeizischen (treffen tun sie auch regelmäßig und mit einem kräftigen rums) fühlt man sich akustisch und optisch mitten im Geschehen. Besonders die Cockpits sind wunderschön modelliert und gerade in Virtual Reality möchte man alles anfassen und gar nicht mehr aussteigen. Jedes Schiff hat sein ganz eigenes Feeling. Sieht man in den Supportschiffen der New Republic kaum übers Armaturenbrett, ist in den Tie-Fightern in der Mitte nur ein kleines Bedienfeld montiert und sonst nichts. So hat jedes Cockpit seine ganz eigene Persönlichkeit, ohne das Schiff jemals von außen zu sehen, ist doch das ganze Spiel in Ego-Perspektive.
Mit VR-Brille fühlt sich das Erlebnis noch greifbarer an. Die Gefechte sind immersiver. Nach links und rechts zu den Armaturen schauen, dem Arm beim Beschleunigen zusehen, besonders geil, wenn man selbst mit der Hand auf dem Schubregler liegt. Laut aufgedreht wirkt die Soundkulisse noch überwältigender, wenn man selbst mittendrin steckt. Praktisch ist auch die gewonnene Übersicht beim Umsehen im Cockpit, ganz natürlich legt man beim Looping den Kopf in den Nacken und versucht dem fliehenden Schiff zu folgen. Freilich ist das Erlebnis mit VR-Brille auch ziemlich erschöpfend. Nach einer Mission von 25 Minuten legt man gerne schon mal eine Pause ein. Leider ist die VR-Umsetzung nicht ganz so flüssig wie beispielsweise bei Elite: Dangerous, das leichte Zittern kann schon mal für Kopfweh sorgen. Insgesamt können wir allen, die mit VR-Brille gut zurechtkommen, das Erlebnis aber absolut empfehlen.
Star Wars Squadrons ist eine spannende, begeisternde Flugsimulation. Und mit VR-Brille ein besonders intensives Erlebnis. Atemberaubende Luftgefechte, knapp überlebte Schlachten – wie im Film. Mit einer sensationellen Optik und genialen Soundeffekten. Manche Missionen der Kampagne sind etwas zu lange geraten, mit immer neuen Gegnerwellen. Monologe der Nebendarsteller haben oft lange Pausen zwischen den Sätzen. Beides trübt den Spaß der, mit acht Stunden genau richtig langen, Kampagne aber nicht.
Auch der gut ausbalancierte Multiplayer wird nicht so schnell langweilig. Etwas mehr Modi hätten wir uns gewünscht, da gibt’s noch viel Nachholbedarf. Aber neue Loadouts ausprobieren, neue Herangehensweisen an Kämpfe versuchen – das hält einen bei Laune. Dazu ewig neue Designs zum Freischalten – ganz ohne Micro-Transactions. Für 40 Euro ein Pflichtkauf für Freizeit-Piloten.
Star Wars Squadrons ist seit 2. Oktober 2020 ab 39,99 Euro für PS4, Xbox One und Microsoft Windows erhältlich. Wir haben das Spiel für unser Review auf PC mit VR-Brille HTC Vive getestet. Für PS5 und XBox Series X wird es keine eigene Version geben. Für diesen Test wurde uns von EA ein Rezensionsexemplar für PC zur Verfügung gestellt.
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Der Grafiker und Art Direktor (Helden der Freizeit, Styria Verlag) aus Wien ist ein absoluter Game- und Film-Kenner. Das zeigt das in seinen Tests und Bestenlisten.