Gefeierte Buchvorlage, Top-Schauspieler und ein mehrfach ausgezeichneter Regisseur. Was da noch schief gehen kann? Leider so einiges. Warum die schöne Geschichte von Gott, du kannst ein Arsch sein, nicht umgesetzt wurde, wie erhofft.
von Julian Ebermann
1. Oktober 2020: Steffi hat Krebs. Kurz vor ihrer Abschlussfahrt nach Paris kommt die lebensverändernde Diagnose. Die Ärzte geben ihr höchstens noch sechs Monate. Da ihre Eltern sie zu einer sofortigen Chemotherapie zwingen wollen kommt auch die Reise nicht in Frage. Doch warum sollte Steffi auf diese Reise verzichten? Sterben wird sie nämlich sowieso. Also verschwindet sie gemeinsam mit dem Zirkusburschen Steve Richtung Frankreich.
Heute startet Gott, du kannst ein Arsch sein in den Kinos. Prädikat: Sehenswert? Wir haben es für euch gecheckt.
Deutsches Kino kann ja eigentlich Roadmovie. Das hat schon die mehrfach ausgezeichnete Tschick-Verfilmung eindrucksvoll bewiesen. Und die Grundlage von Gott, du kannst ein Arsch sein ist auch eine wunderschön tragische Geschichte. Dazu können sich die schauspielerischen Leistungen eigentlich sehen lassen. Sinje Irslinger spielt die krebskranke Steffi derart überzeugend, dass man gleich Angst vor dem Ergebnis der eigenen Vorsorgeuntersuchung bekommt. Til Schweiger als geschockter Vater oder Jasmin Gerat als unerwartete Wegbegleiterin sind ebenfalls eine Top-Besetzung. Beide machen einen guten Job.
Der Film zeigt Deutschland ganz gekonnt von seinen besten Seiten. Ewig grüne Landstreifen, verlassene Küsten und – Schnee im Sommer? Gerade die richtig eingesetzten Drohnen-Aufnahmen von der Landschaft transportieren ein gewisses Freiheitsgefühl. Experimentelle oder herausstechende Kameraführung darf man sich selbstverständlich nicht erwarten. Es ist doch noch immer eine deutsche Dramedy-Produktion.
Den Spagat aus Tragödie und Komödie konnten ja schon viele Filme gekonnt meistern. Man denke an das tolle österreichische Beispiel Indien. Gott, du kannst ein Arsch sein zählt nicht dazu. Und das ist leider der große Schwachpunkt: Es ist ein gutes Drama aber versagt auf ganzer Linie beim Comedy-Part. Die mittelmäßigen, schlecht gesetzten Pointen sorgen höchstens für Verlegenheitskichern im Kinosaal. Auch sonst macht das Drehbuch immer wieder keinen Sinn. Innerhalb von Minuten ändern die Protagonisten ihren kompletten Charakter und das Phrasenschwein müsste nach den ersten 30 Minuten eigentlich schon übergehen.
Gott, du kannst ein Arsch sein ist kein Film, der lange in Erinnerung bleibt. Dafür sind die Dialoge zu abgedroschen und das Gesamtbild einfach nicht stimmig genug. Es ist ein typischer Streifen für einen verregneten Sonntagnachmittag: Selbst wenn jemand wegdöst, kann er sich trotzdem schnell wieder in der Handlung orientieren. Hie und da ein kleiner Schmunzler oder eine mitfühlende Träne.
Bei den Helden der Freizeit findest du Reviews zu den neuesten Kinofilmen und spannende Infos über das ganze Filmuniversum.
The Devil all the Time: Zwei Lichtblicke im düsteren Thriller
Cobra Kai: 10 Gründe, warum die Karate-Kid-Serie so ein Hit ist
Alle Bilder ©Leonine Distribution GmbH
Julian Ebermann ist Medienmanager und spielt zahlreiche Instrumente. Seine Expertise reicht von Musik über Reisen bis zu Events.