Dieser Mann nimmt sich eine Maske, aber sicher kein Blatt vor den Mund. Mundart-Rapper Ansa feiert mit die Vamummtn nach vier Jahren ein Comeback! Im großen Interview verrät er, wie es dazu kam, er rechnet mit Cloud Rap und Gucci-Buben ab und spricht über (un-)heldenhafte Momente.
von Patrick Meerwald, 12. 9. 2020
Es hat sich nicht abgezeichnet, wurde aber doch Realität. Die Slangsta-Gruppe die Vamummtn ist wieder zurück. Zwar in leicht adaptierter Besetzung, dafür aber mit größter Motivation und Power! Und einem starken neuen Album M.A.D., das Ende Juli den Release feierte und exklusiv online erhältlich ist.
Den Helden der Freizeit verriet ANSA, wie es wirklich zum Comeback kam, was er von Yung Hurns Musik hält, was einen Helden für ihn ausmacht und wie schräg es ist, dass plötzlich jeder vermummt sein muss.
ANSA: Das liegt daran, dass der MOZ statt dem Zwara jetzt dabei ist, deshalb das 2.0. Außerdem wollten wir das, was zuvor war von dem Jetzigen trennen. Es ist einfach ein neues Kapitel, nicht unbedingt ein kreativer Name, aber was soll’s? (lacht)
Dadurch, dass der MOZ mehr von der Hip-Hop-Schiene als von Rap kommt, gibt es generell einen neuen Vibe. Der Unterschied ist auch, dass wir als die Vamummtn oft die Party-Hits rausbrachten, was eher nicht so auf der Liste bei MOZ gestanden ist. Und die findest du auch eher nicht am Album.
Der Sound auf M.A.D. geht in Richtung Old-School-Hip-Hop, mit einem Sample-Beat wie aus den 90ern. Von da kommen wir, das hören wir auch privat. Kurz: Gravierend neu ist der Zugang nicht, nur weiterentwickelt und besser. Das ganze Autotune-Gedöns von heute ist nicht unseres, das sind auch nicht wir. Umso besser, dass auch unser Weg angenommen wird.
Naja, der Dreia und ich haben an einem Tag zufällig und gleichzeitig eine Facebook-Erinnerung geteilt und da haben ein paar Leute intern angenommen und gehofft, dass wir wieder zusammenfinden. So nach dem Motto, “wenn der Ansa und der Dreia was posten und das am selben Tag, da muss doch was im Busch sein.”
Da war zu dem Zeitpunkt noch nichts im Busch. Das war reiner Zufall, wie es sonst immer eigentlich bei uns ist. Ich bin da gerade in meinem Stammlokal gesessen und habe zum Spaß auf zwei, drei Bier dann geschrieben, dass so eine Reunion nicht schlecht wäre. Das hat dann innerhalb kürzester Zeit 1000 Likes gehabt. Das war echt brutal.
Dreia schrieb: “Na sicher ned!” Da dachte ich mir: “Leiwand, den Schas hätte ich mir sparen können.”
Ansas erster Reunion-Vorschlag kam nicht so gut an.
Ja den Dreia habe ich da schon über zwei Jahre nimmer gesehen. Ich habe danach eine Woche hin und herüberlegt, ob ich mich bei ihm melden soll oder nicht. Eigentlich war ja mit ihm selbst nie so richtig was, der echte Beef, den habe ich ja mit dem Zwara gehabt. Und dann habe ich dem Dreia geschrieben, ob wir uns auf ein Bier treffen, und ich merkte, dass die Leute uns bis heute hören wollen.
Er schrieb: “Na sicher ned!” Ich dachte mir dann: “Leiwand, den Schas hätte ich mir sparen können!” Und zwei Wochen später hat er geschrieben, dass wir uns schon auf ein Bier treffen. Da haben wir uns dann aussprechen können und alles war wieder gut. Das ging aber eh schnell.
Der Dreia und ich hatten da noch nichts fixiert. Ich hatte aber da zur selben Zeit auch nach längerem Warten mit dem MOZ geschrieben, mit dem hatte ich auch drei oder vier Jahre keinen Kontakt mehr gehabt. Er meinte, dass ihn viele Leute auf das Niederschlag-Album angesprochen haben, das er mit mir gemacht hat.
Seine Leute fragten ihn nach einer möglichen Fortsetzung. Und wir dachten uns, bevor wir das fortsetzen oder eine CD zu zweit machen, packeln wir zusammen und machen zu dritt ein neues Vamummtn-Album. Geht schneller und macht mehr Spaß. Wir haben den Zwara auch gefragt, ob er mitmachen will, aber er hatte kein Interesse.
Wir haben ja jetzt ganz neue Masken, was ganz schön cool ist. Das Design spielt uns da total in die Karten. Der MOZ hat zum Beispiel früher nie eine Maske getragen, der hat jetzt auf der Bühne auch eine. Die Masken waren ja immer vor allem bei den Auftritten ein Stilmittel, das zu uns dazugehört hat und wir eigentlich seit der Gründung hatten. Es wäre ja komisch, wenn es jetzt die Vamummtn 2.0 gibt und die keine Masken haben.
Bei uns hatten die Leute schon früher die Bandana in ihren Gesichtern, also so neu ist das dann auch nicht für uns. Eigentlich sogar ganz gut, jetzt müssen sie die Masken tragen und wir können sagen, wir haben das schon vor zehn Jahren gewusst (lacht)
Wer am fertigsten ausschaut, ist am leiwandsten … und wenn dann noch alle mit dem Auto oder Gucci-Dreck protzen. Das will ich nicht!
ANSA über Paradiesvögel im Cloud Rap
Die gehen Wege… da kann ich nix mehr damit anfangen. Ich verurteile das in dem Sinn jetzt nicht wirklich. Die schauen ja heute aus wie irgendwelche Paradiesvögel, mit 17.000 Farben im Haar, wer am fertigsten ausschaut, der ist am leiwandsten! Ich finde ja, dass die Musik im Vordergrund stehen soll. Und wenn danach alle auch noch mit dem Auto protzen oder dem Gucci Dreck, das will ich nicht. Die sind sehr herangezüchtet. Aber sie sind erfolgreich damit und werden schon auch was richtig machen, auch wenn dass alles immer extremer wird.
Ich weiß grundsätzlich, was es ist, wir haben uns aber als Gruppe noch nicht so richtig damit auseinandergesetzt. Es könnte eigentlich kein Fehler sein, aber wir hatten da einfach keinen Bock drauf. Wenn das Management uns das aber mal sagt, beschäftigen wir uns sicher auch damit, denn jede Plattform, die Reichweite erzeugt, ist grundsätzlich gut.
Das war ja bei uns früher mit dem damaligen Algorithmus auf Facebook so, der uns sehr entgegengekommen ist. Meine kleine Tochter fragt mich immer wieder, warum ich das nicht nutze. Vielleicht macht die irgendwann das Tik-Tok-Management.
Yung Hurn wird schon wissen, wie er seine Klientel erreicht. Ich kann damit nichts anfangen.
ANSA sieht so manche Entwicklung des Rap problematisch.
Der ist einfach aus einer anderen Generation, der wird schon wissen, wie er seine Klientel erreicht. Ich kann damit nichts anfangen. Ich kenne auch nicht viel von ihm, was mir aber hängen bleibt, sind seine typischen fünf Phrasen, die er immer wieder raushaut. Manches von seiner Inszenierung finde ich fast sogar eine Fehlentwicklung.
Wenn er das schafft zu tun, was er gerne macht und keine Sorgen hat und zu sich selbst steht und das immer wieder beweist. Wichtig ist mir aber bei der Helden-Thematik, dass es nicht der eine Held ist, sondern, dass die im Team agieren.
Ein Held ist, wer tut, was er gerne macht und der zu sich selbst steht.
ANSA
Aus dem Alter sind wir glaube ich raus. Es gibt natürlich viele Musiker, die ich feiere, die könnte ich aufzählen. Aber richtige Helden wären wie aus Marvel oder auch früher aus Star Wars. Nur die haben das bei Star Wars verschissen. Blöd ist, dass die meisten meiner Helden schon gestorben sind. Einen wahren Helden sehe ich trotzdem, wenn ich täglich in den Spiegel schau. So bisserl Überheblichkeit darf schon sein.
Sind wir uns ehrlich, ich persönlich hatte mehr als genug unheldenhafte Momente, das kannst du mir glauben. Das gilt aber für uns alle drei. Ich glaube es wäre besser, wir verallgemeinern das und lassen das besser so stehen.
Noch mehr Helden im Interview:
In unserer Helden-der-Helden-Rubrik findest du regelmäßig coole Interviews mit Musikhelden, Originalen – hier reden sie über Leidenschaft und nehmen sich kein Blatt vor den Mund:
Nino aus Wien: “Ich höre gerne Hits, ich schreibe halt keine!”
Rapperin Yasmo: “Sich zu behaupten, geht auch ohne Hierarchie!”
Cil City: “Wenn die Energie passt, darf auch was danebengehen!”
Eric Papilaya: “Musiker sein, ist wie ein Marathon, nur ohne Ziel!”
Christian Hummer von Wanda: “Statt 150 kamen plötzlich 15.000!”
Arabella zu Starmania: “Es braucht viel Mut und Verletzlichkeit!”
Cley Freude: “Jeder Mensch ist ein Held und für jemanden wertvoll!”
Titus Vadon: “Musiker müssen innerlich brennen, sonst wird’s fad!”
Sibbi von Itchy: “Für das Karma ist es gut, wenn man kein Arschloch ist!”
PAENDA im Interview: “Nicht nur meine Texte haben eine Message!”
Amy Wald: “Meine Sexualität war für mich nie so eine große Sache.”
Mala Frank im Interview: “Dann hat mich Bryan Adams gebeten, ihn zu covern!”
Christopher Seiler: “Wenn du einen Idioten spielst, musst du gscheit sein!”
Anna Heimrath nach Starmania: “Mein Ziel ist, von der Musik zu leben.”
Ina Regen: “Kenne deinen Grund, warum du was machst!”
Paul Pizzera: “Die Konzert-Geilheit bleibt trotz Absage-Frust!”
Russkajas Georgij: “Alles in meinem Beruf ist Freizeit!”
Wendja: “Neben dem Musikmachen ist Sport mein Leben!”
Marco Pogo: “Den Bierbrunnen will ich wirklich!”
Silbermond: “Ein Kind auf die Welt bringen ist heldenhaft.”
Kaiser Franz Josef : “Unsere Musik ist zu leiwand fürs Radio!”
Nathan Trent: “Billie Eilish hat das Game revolutioniert!”
Cordula-Grün-Held Josh.: “Gig im Burgtheater wäre geil!”
Steve Hogarth: “Über John Lennon geht nichts!”
Nightwish: “Dem würde ich das Härteste geben.”
Prohaska über Musik: “Der Ambros ist mein größter Held!”
Hans Krankl: “Jeder Auftritt ist eine Heldentat!”
Alf Poier: “Mein halbes Leben war eine Heldentat!”
Aufmacherbild: (c) Die Vamummtn 2.0
Der Wiener Journalist ist seit 2016 Musik-Ressortleiter bei heldenderfreizeit.com, schreibt für diverse Musikfachmedien wie Stark!Strom berichtet dabei über Konzerte, Neuerscheinungen, führt Interviews und erstellt Besten- und Playlisten zu den Top-Liedern von Musikstars.