Es wird wirklich wieder einmal Zeit richtig zu rocken. Schieben wir die ganzen elektronischen Beats beiseite und greifen zu Gitarre und Drumsticks. Perfekt gelegen kommt uns dazu der Genre-Hybrid No Straight Roads.
von Peter Huemer
25. August 2020: Schwere Zeiten herrschen in Vinyl City. Die einst großartige Stadt der Musik ist in feiger Eintönigkeit versunken. Unter der Tyrannei der Firma NSR genießen die Bewohner zwar Wohlstand, aber keine kreative Freiheit. Obwohl der Ort aus Musik Strom gewinnt und Musiker die angesehensten Bürger sind, erlaubt NSR nur ein Genre: EDM. Das muss sich schleunigst ändern. Dafür schlüpfen wir in die Rolle der beiden Mitglieder der Rockband: Bunk Bed Junktion. Ob unser Freiheitskampf die Musikgeschichte für immer verändern wird oder die Revolution zum Scheitern verurteilt ist, verraten wir euch in unserer Review.
Ab jetzt ist das etwas andere Spiel auf Playstation 4, Xbox One, Nintendo Switch und PC erhätlich.
Die Handlung von No Straight Roads ist eine relativ klassische Revolutions-Story, die aber durch kreatives Design und das erfrischende Setting besticht. Der Kampf um Vinyl City sollte jeden Fan von vielseitiger Kunst motivieren. Die Bösewichte sind wunderbar überlebensgroße Karikaturen, die ihre jeweiligen Unter-Genres von EDM perfekt und unterhaltsam repräsentieren.
Die größte Schwäche sind überraschenderweise die beiden Protagonisten Mayday und Zuke. Die Rollen, die sie in der Handlung einnehmen, sind zwar interessant, aber auf Dauer sind die beiden etwas eindimensional. Die Protagonisten sind nicht per se schlecht, aber auch zu keinem Zeitpunkt aufregend. Die wahren Stars sind aber Setting und Bösewichte. Die bunte Stadt der Musik mit ihren schrägen Bewohnern wiegt die Schwächen der Helden auf.
Die Genre-Zuteilung von No Straight Roads fällt auf den ersten Blick schwer. Zuerst scheint es sich um einen Mix aus Guitar-Hero und einem Hack ‘n’ Slash zu handeln. Im Tutorial und dem ersten Bosskampf verbinden sich diese zwei Genres toll zu einem Ganzen. Obwohl die Genre-Aspekte recht vereinfacht sind. So ist das Achten auf den Rhythmus der Musik zwar wichtig, aber nicht immer unablässig, und die Hack ‘n’ Slash-Mechaniken laufen meist auf ein bis zwei Knöpfe hinaus.
Dann aber öffnet sich die Spielwelt. Man bekommt Zugang zu einer geheimen Basis, in der man die beiden Protagonisten auf verschiedene Arten upgraden kann. Es gibt drei verschiedene Skill-Trees, außerdem Mods für die Waffen und Sticker, die kleine Boni geben. Außerdem steht einem von da an eine kleine offene Spielwelt zum Erkunden zur Verfügung. Dort kann kleinen Nebenaufgaben nachgegangen werden. In den Levels selbt wechselt No Straight Roads hin und wieder auch zu simplen Jump’n’ Run Einlagen. In dem Spiel steckt also mehr, als man auf den ersten Blick meinen könnte.
No Straight Roads ist optisch ein Leckerbissen. Der überstilisierte Comicstil und die farbenfrohe Spielwelt passen perfekt zum Ton des Spiels. Gepaart mit den gezeichneten Zwischensequenzen und Dialogen, sticht das Game angenehm aus der Masse heraus. Der Soundtrack beinhaltet, obwohl sich eigentlich alles um Rock dreht, erstaunlich viele hochqualitative elektronische Tracks, weil diese die Darbietungen der Bosse begleiten. Diese Songs sind leichtherzige Parodien verschiedener Genres. Die Rocknummern sind noch besser. Auch diese Songs sind leicht übertriebene Version ihrer selbst. Das macht sie aber noch heroischer und cooler. Sie sind überdreht, wie das Game selbst.
No Straight Roads ist ein erstaunlich vielschichtiges Spiel für Fans guter Musik und alle, die Freude an einer guten Underdog-Story haben.
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Alle Fotos: (c) Metronomik
Peter Huemer stellt bei den Helden der Freizeit jedes Monat in "Peters Buchtipp" ein außergewöhnliches Werk vor. Außerdem schreibt er bei uns über Games, Kino und Streaming. Der Freie Schriftsteller hat vergleichende Literaturwissenschaft studiert und arbeitet auch als Lektor, Korrektor und Übersetzer.