Ein altes Hotel im 19. Jahrhundert, gesichtslose Monster und eine Frau in Nöten. So weit so normal für Horrorgames der letzten Jahre. Neu ist aber das Setting und der Fokus auf Geräusche. Ob das reicht, um Maid of Sker von der Masse abzuheben, verraten wir euch in unserem Review.
von Peter Huemer
8. August 2020: Was hat man als Horror-Protagonist zu tun, wenn man eine kryptische Nachricht von seiner Geliebten bekommt, in der steht, dass merkwürdige Dinge auf einer bis auf ein Hotel verlassenen Insel vor sich gehen? Genau! Man macht sich sofort alleine auf den Weg (siehe auch Resident Evil 7). Ob sich so ein Trip auch in Maid of Sker von Wales Interactive unterhaltungstechnisch auszahlt, liest du hier.
Das Game ist bereits für PC, Playstation 4 und Xbox One erhältlich. Die Switch-Version folgt im Oktober.
Die Story von Maid of Sker ist in ihren Grundzügen reinster Horror-Standard: Ein gruseliges Haus, ein Familiengeheimnis, eine Sekte, zu Monstern gewordene Menschen und ein (fast) hilfloser Protagonist. Alles verwoben zu einer verzweifelten Rettungsmission ins Unbekannte. Das ist nicht schlecht, aber auch alles andere als originell. Ausgeführt ist das Ganze souverän, allerdings bleibt man stets auf der sicheren Seite. Die Story nimmt erst im späteren Verlauf etwas Fahrt auf.
Wo die Handlung schwächelt, ist der mythologische Unterbau umso stärker. Das Spiel macht Gebrauch von eher weniger behandelten halb walisischem und halb altgriechischem Sagenmaterial und verbindet es elegant mit dem Gameplay. Auch das Setting kann überzeugen. Obwohl ein heruntergekommenes Hotel nicht gerade eine Neuheit darstellt, findet das Spiel den ein oder anderen Kniff, um die Umgebung interessant zu halten. Dabei hilft es auch, dass Spielzeitumfang und Levelgröße eher überschaubar gehalten sind. Somit fällt es leichter, jeden Bereich einzigartig und erinnerungswürdig zu gestalten.
Das Gameplay von Maid of Sker dreht sich voll und ganz um Geräusche. Das passt gut zur Handlung und vereinfacht das Gamedesign. Alle Gegner sind blind und orientieren sich nur nach ihrem Gehör. Die Schleicheinlagen drehen sich also nur darum, still zu sein. Wo es normalerweise eher schwierig ist, ein gutes Stealth-System zu implementieren, ohne weitläufige Levels zu bauen, erlaubt einem Maid of Sker sich ausschließlich um einen Aspekt zu kümmern.
Damit das nicht zu eindimensional wird, muss man manchmal per Knopfdruck die Luft anhalten, um nicht zum Beispiel wegen zu viel Staub in der Luft zu husten. Gegner lassen sich auch durch laute Geräusche fortlocken und auch die einzige Waffe, die einem später zur Verfügung steht, greift die Gehörgänge unserer Kontrahenten an. Das ist alles recht elegant gelöst, jedoch zwingt es die Spieler auch zur Langsamkeit. So werden die Schleicheinlagen oft eher ermüdend als schwer. Es ist Geduld gefragt statt Skills.
Das Spiel ist an keiner Stelle sehr herausfordernd. Hat man das Verhalten der Monster erstmal verstanden, lassen sie sich leicht umschiffen und auch die Rätsel sollten kaum jemandem mehr als ein paar Minuten abverlangen. Bei Laune halten einen vielmehr die gut inszenierten Schreckmomente und die dichte gruselige Atmosphäre.
Grafisch präsentiert sich Maid of Sker im Spitzenfeld moderner Indie-Games. Beinahe reicht die Gestaltung an Triple-A Produktionen heran. Wenn man aber den Texturen zu nahe rückt, zeigen sich schwammige und unscharfe Oberflächen, und auch die Animationen der Charaktere sind nicht auf neuestem Stand. Das fällt allerdings kaum auf, denn das Game zieht alle Register, um das elegant zu kaschieren. Großartige Staub-, Rauch- und Nebeleffekte liefern Stimmung und verdecken einige Schwächen. Maid of Sker weiß, wie es seine schönste Seite präsentiert.
Maid of Sker ist ein tolles kleines Horrorabenteuer. Die knapp 6 Spielstunden sind genau die richtige Länge für die Inhalte, die das Game zu bieten hat. Ein paar Schwächen im Gameplay und der niedrige Schwierigkeitsgrad halten es davon ab, ein wirklicher Hit zu sein. Eine komplexere Story hätte das Spiel ebenfalls von der Masse abheben können. Das macht Maid of Sker aber nicht zu einem schlechten Game. Ganz im Gegenteil! Denn, wo es funktioniert ist es richtig stark, und es weiß auch sich darauf zu konzentieren. Für Horror-Fans eine Empfehlung.
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Alle Screenshots: (c) heldenderfreizeit.com
Peter Huemer stellt bei den Helden der Freizeit jedes Monat in "Peters Buchtipp" ein außergewöhnliches Werk vor. Außerdem schreibt er bei uns über Games, Kino und Streaming. Der Freie Schriftsteller hat vergleichende Literaturwissenschaft studiert und arbeitet auch als Lektor, Korrektor und Übersetzer.