Mit Minecraft Dungeons hat Mojang ein herzliches und einsteigerfreundliches Modell des Dungeon Crawlers geschaffen, das lokal und online Koop Spaß für die ganze Familie verspricht. Unser Test.
von Sophie Neu
26. Mai 2020: Jetzt also auch noch ein Minecraft Dungeons! Seit mehr als zehn Jahren ist Minecraft der Standard schlechthin an den PCs (und später Konsolen) der Nachwuchs-Zocker. Anfangs belächelt, wird das Block-Spiel mittlerweile sogar im Schulunterricht verwendet. In der Zwischenzeit hat das meistverkaufte Videospiel der Welt (180 Mio. Verkäufe) auch noch ein paar Ableger gespawnt, wie etwa den Minecraft Storymode (den ihr übrigens auf Netflix spielen könnt) von Telltale Games. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis es Minecraft und all seine Würfel-Monster auch in Form eines Dungeon Crawlers auf aktuelle Plattformen wie Windows, Xbox One, Playstation 4 und die Nintendo Switch schafft.
Wie gut uns der kindgerechte Dungeon Crawler gefällt, liest du im Review.
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Eins vorweg: Die Story ist in Minecraft Dungeons mehr Beiwerk als Hauptfokuspunkt. Dementsprechend rudimentär fällt sie aus. Der böse Erz-Illager droht mit seinen scheußlichen Handlangern die ganze Welt zu unterwerfen. Als mutige Helden stellen wir uns seinen Horden in den Weg und befreien die von ihnen belagerten Gebiete. Denn erst wenn der letzte besiegt ist, können die Villager wieder in Frieden leben.
Das Ganze ist natürlich in einer typischen Minecraft-Welt angesiedelt. Mit abwechslungsreichen Maps aus unterschiedlichen Biomen. Mal geht es in einen von Hexen bevölkerten düsteren Sumpf, wo wir Kessel mit teuflischem Gebräu zerstören müssen. Dann in unheimliche unterirdische Verliese und Schmieden, in denen die Kriegsmaschinerie des machthungrigen Erz-Illagers von seinen Handlangern gebaut wird. Unterstrichen werden die malerischen Szenerien von den typisch melodischen Minecraft-Klängen. Es sind musikalische Neuschöpfungen, die aber ganz eindeutig auch in die Welt von Minecraft passen würden. Als Spieler des Originals sind wir hier gleich ein bisschen nostalgisch geworden.
Der klare Fokus von Minecraft Dungeons liegt weniger darauf, eine bewegende Story zu erzählen, sondern uns einen plausiblen Grund zum lustigen Metzeln der Monster zu geben. Und dafür liefert uns die Erzählerin eigentlich genug Argumente. Allerdings hätte man die Level untereinander erzählerisch etwas stringenter miteinander verbinden können. Nach jedem erfolgreich absolvierten Dungeon werden wir ins Lager zurückteleportiert. Von hier aus haben wir Zugriff auf die Weltkarte, mit allen ausstehenden und geschafften Missionen. Allerdings wird mit einer Map gearbeitet, auf der man theoretisch einzelne Level überspringen oder durcheinander spielen könnte. Gerade bei der jungen Zielgruppe könnte die Levelauswahl etwas Verwirrung stiften.
Dafür wird in anderer Hinsicht sehr genau auf die Neueinsteiger des Dungeon-Crawler-Action-RPGs geschaut. Denn Heiltränke und sonstige Mittel zur Gesundheitswiederherstellung muss man in Minecraft Dungeons nicht separat managen. Während die Tränke nach einem Cooldown automatisch wieder verfügbar sind, werden Heilmittel wie zum Beispiel Brot, gleich beim Einsammeln konsumiert. Ihr Buff tritt also sofort ein. Einerseits ist das natürlich praktisch, da man sich so lästiges Micromanagement im Inventar spart. Andererseits muss man sich so genau überlegen, ob man das Brot sofort einsammelt. Denn vielleicht trifft man später auf einen schwierigen Gegner, der einem einiges an Gesundheit nimmt. Da käme das Heilmittel dann doch gelegener, als es bei voller Gesundheit runterzuschlingen.
Ganz ohne Inventar und Management kommt Minecraft Dungeons aber nicht aus. Denn bei der Auswahl von Waffen, Rüstung und Artefakten lässt uns das Spiel relativ freie Wahl. Gegner droppen manchmal Gegenstände wie Rüstungen, Bögen und Schwerter, seltener auch Artefakte. Die können wir ausrüsten wie es uns beliebt. Wollen wir als schnell schnetzelnder Assassine durch die Dungeons huschen? Dann rüsten wir uns mit unseren Giftklingen aus und legen eine Kutte um. Soll es doch lieber der heroische Soldaten-Look sein? Dann immer her mit der Kettenpanzerung und dem Breitschwert. Damit bietet Minecraft Dungeons eine beachtliche Menge an Customisation. Und mit fortschreitendem Spielstand wächst auch unsere Auswahl an Looks und Spielstilen.
Doch die Ausrüstung beschränkt sich nicht allein auf Kosmetik. Denn alle Gegenstände haben unterschiedliche Werte. Dolche sind um einiges schneller als ein Hammer, der richtet deutlich mehr Schaden an. Hier findet jeder für seinen Spielstil das Passende. Zusätzlich lassen sich Waffen und Kostüme verzaubern. So können Pfeile von verzauberten Bögen von Gegnern abprallen und so in größeren Gruppen verheerenden Schaden anrichten. Diese unterschiedlichen Fähigkeiten auszuprobieren, die je nach Waffe variieren, macht mörderisch Spaß und ermöglicht kreative Spielzüge. Trotzdem bleibt das Verzauberungssystem von Minecraft Dungeons zugänglich und verkompliziert nichts unnötig.
Das gilt im Übrigen auch für das Gameplay von Minecraft Dungeons. In jedem Level wird man mit einem bestimmten Ziel in den Dungeon geschickt. Um dahinzugelangen, müssen wir die Gegnermassen bezwingen. Hier begegnen alten Minecraft-Profis bekannte Figuren. Die stöhnend schlurfenden Zombies mit ihren Nahkampfattacken genauso wie die Skelett-Bogenschützen mit ihren Fernangriffen. Dazu kommen stärkere Versionen ihrer selbst und einige Illager. Und natürlich begegnet man auch einigen hartnäckigen Gegnern wie den Golems. Diese ansonsten bedrohlichen Riesen erwiesen sich in unserem Test allerdings eher als unkoordinierte Hohlköpfe, denn sie blieben andauernd an Hindernissen hängen und buggten sich dort fest. Wenn sie aber dann doch mal angriffen, haben wir erstmal die Beine in die Hand genommen.
Auch wenn man die Gegner anfangs mit Leichtigkeit aus dem Weg fegt, steigt der Schwierigkeitsgrad von Minecraft Dungeons zunehmend. Spätestens nach den ersten paar Leveln sollte man sich vor der nächsten Konfrontation mit den Illagern überlegen, ob es wirklich so schlau ist, schnurstracks in ihre Mitte zu wandern um blind auf sie einzudreschen. Hier bringt uns das Game geschickt und unaufdringlich nach und nach taktisches Vorgehen bei, ohne uns zu streng für Fehler zu bestrafen. Am Ende suchen wir ganz automatisch zuerst die Schwachpunkte der gegnerischen Formation raus und kümmern uns zuerst um Magier und Bogenschützen, ehe wir uns den trägeren Illagern zuwenden.
Und sollten wir dann doch einmal zu übermütig werden, gibt uns der Crawler immerhin drei weitere Leben. Allerdings sollte man die nicht zu leichtfertig in den Verliesen verschwenden. Denn sind alle verspielt, muss man die komplette Map noch einmal von vorne anfangen. Doch gewöhnlich macht das Spiel einem das Leben nicht unnötig schwer und so sollte man bis auf ein paar Bosskämpfe heil davonkommen. Àpropos Bosskämpfe in Minecraft Dungeons: Hier erwarten eine herausfordernde Matches gegen starke Monster (und einen Zauberkessel), die meistens auf großflächige Attacken setzen und weitere Gegner spawnen. Auch hier lohnt sich voraussichtiges Positionieren.
Die vielen Verliese und Regionen von Minecraft Dungeons kann man übrigens auch im Multiplayer lokal oder online als bis zu vierköpfige Heldenbande zocken. Dank unterschiedlicher Skins lässt sich jeder Charakter individualisieren. Und auch nachdem man die Hauptkampagne das erste Mal durchgespielt hat, bietet Minecraft Dungeons einen großen Wiederspielwert. Denn ab da lassen sich weitere Schwierigkeitsstufen freischalten, die das Gameplay stark verändern. So müssen wir uns bei erhöhter Schwierigkeit unsere Strategie im Vorhinein gut überlegen, sonst überrennen uns die Horden des Erz-Illagers.
Minecraft Dungeons erweist sich in unserem Test als charmanter Dungeon-Crawler, der vor allem im Multiplayer seine Stärken zeigt. Er erfüllt klar die Ziele, die er sich setzt und ist ein perfekter Anfänger-Titel für sein Genre. Diablo-Veteranen könnten sich vielleicht etwas langweilen, aber für den gemeinsamen Spieleabend mit der Familie hat Mojang hier einen Titel geliefert, den man immer wieder auspacken kann.
Minecraft Dungeons ist seit dem 26. Mai 2020 ab einem Preis von 29,99 Euro auf Playstation 4, Nintendo Switch und Xbox One, PC sowie im Xbox GamePass erhältlich. Für diesen Test wurde uns von Microsoft ein Review-Code zur Verfügung gestellt.
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Bilder: Mojang/Microsoft
Die Journalistin ist bei Videospiel-Tests und Wien Guides voll in ihrem Element. Seit 2021 verstärkt sie die Redaktion des KURIER.