Was haben wir über die von Donald Trump initiierte Space Force gelacht. Aber wohl niemand so sehr wie Steve Carell und The Office U.S. Showrunner Greg Daniels. Die beiden waren anscheinend so begeistert von der Idee, dass sie für Netflix eine komplett neue Serie darum kreierten. Eine neue U.S. Kampftruppe. Im All. Ob sich die Serie lohnt, lest ihr hier.
von Susanne Gottlieb
Donald Trump hatte schon viele verrückte Ideen. Aber bevor er dabei gewisse Grenzen überschritt und seinen Bürgern beispielweise empfahl Bleiche gegen Corona zu trinken, beschloss er dass die U.S.A. eine Space Force brauchen würden. Ziel der Mission: den Weltraum verteidigen, sprich kolonisieren. Was für viele nur ein müder Lacher in einer anhaltenden Serie von Verrücktheiten war, sahen Autor Greg Daniels und Schauspieler Steve Carell als perfekte Möglichkeit mit einer neuen verrückten Serie auf den Bildschirm zurückzukehren.
The Office ist dabei nicht herausgekommen. Für eine beißende Satire ist Space Force zu zahm geworden. Warum die Serie aber trotzdem ganz unterhaltsam ist, lest ihr hier in unserem Review. Wir durften die Netflix Produktion, die am 29. Mai startet, bereits für euch sichten.
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General Mark R. Naird (Steve Carell) ist gerade zum Vier Sterne General befördert worden, da winkt auch schon der große Karrieresprung. Ein namentlich nicht weiter genannter POTUS (President of the United States) möchte eine Space Force für die USA starten und hat auch schon darüber getwittert. Naird wird beauftragt die neue Institution zu leiten. Ziel ist es den Weltraum für die U.S.A. zu erobern. „Boots on the moon in 2024“ heißt die Mission. Auch wenn, wie Naird einmal zugibt, diese Stiefel eventuell in Australien, Japan oder Europa produziert wurden. So wie sein halbes Team auch ein Konglomerat der besten Wissenschaftler von überall auf der Welt ist. Aber, die Person in diesen Stiefeln wird Amerikaner sein.
Seine Frau Maggie (Lisa Kudrow) und Tochter Erin (Diana Silvers) sind nicht begeistert für diesen absurden Job von Washington D.C. nach Colorado zu ziehen. Vor allem Erin rebelliert immer wieder gegen den Vater, als Maggie für einige Zeit die Familie verlassen muss. Und auch Chef-Wissenschaftler und Anti-MAGA-Chor Dr. Adrian Mallory (John Malkovich) liegt immer wieder im Clinch mit Naird. Wo Naird militärische Taktik und strammen Patriotismus anwendet, ist Mallory der evaluierende Denker. Am Ende des Tages müssen sich die beiden aber immer wieder zusammenraufen. Denn die Mission: Boots on the Moon!
Daniels und Carell gehen in Space Force genüsslich mit den Absurditäten der gegenwärtigen politischen Lage ins Gericht. Nicht nur sind der ungenannte POTUS mit seinen Eigenheiten und die First Lady offensichtlich ein 1:1 Abklatsch der Trumps, man darf sich auch Variationen von Mitch McConnell, Nancy Pelosi und einer scharfzüngigen Latina Abgeordneten aus New York, sprich Alexandria Ocasio-Cortez erfreuen. Bei Hearings stürmen schon mal die Handmaids Tale verkleideten Demonstrantinnen in den Raum, um für ihre körperliche Selbstbestimmung zu demonstrieren, bis die Vorsitzende sie darüber aufklärt, die Anhörung für Richter für den Supreme Court wäre Mittwoch.
Ebenso unterhaltsam die zahlreichen Gaststars, die sich als Top Offizielle die Klinge in die Hand geben. Erprobte Comedians wie Jane Lynch, Larry Joe Campbell, Patrick Warburton oder Roy Wood Jr. erheitern als Streitkraftgeneräle mit einem Hang zum kindischen Kräftemessen. Noah Emmerich, sonst eher ein Manns furs Seriöse, liegt mit Carell als Airforce Kommandant Kick Grabaston im Clinch. Malkovich wandelt wie gewohnt zwischen ernsthafter Brillianz und absoluter Exzentrik und ist die stabile nüchterne Gegenstimme zu Carells oft aufgedrehtem Armee-Klischee einer Figur.
Trotzdem schaukelt sich die Serie ab der zweiten Folge zu sehr in einem Trott ein, der eine erhoffte Bissigkeit vermissen lässt. Das Problem ist, dass Daniels und Carell irgendwie Frieden mit der Idee einer Space Force schließen und dadurch die Absurdität verloren geht. Dadurch werden überdrehte Konzepte, wie etwa einen Affen im Weltraum eine milliardenschwere Raumfähre reparieren zu lassen, am Ende zu weichgespült, zu realistisch. Die Serie möchte schon sagen, was wäre wenn. Aber was man letztendlich her sieht, ist der Wahrscheinlichkeit zu sehr verhaftet.
Wenn Naird und Mallory vor ihrer Version von Ocasio-Cortez aussagen müssen, warum sie denken die Regierung müsse noch mehr Geld für ihre Abteilung abgeben, dann antworten sie mit brauchbaren Ideen wie einer genaueren Umweltkatastrophen-Vorhersage. Das ist natürlich schön. Aber es verwirrt wie man sich der Space Force gegenüber fühlen soll. Yay Trump? Oder der Geburt von etwas Brauchbaren aus einer verrückten Idee? Space Force wandelt hier einen riskanten Parkour, der sich nicht immer bezahlt macht.
Space Force ist gelungene Unterhaltung und eine willkommene Rückkehr von Carell zum Fernsehen. Auch wenn nicht so scharfzüngig und böse wie erhofft, hält die Serie den einen oder anderen Lacher und gelungenen Seitenhieb parat.
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Alle Fotos: (c) Netflix
Susanne Gottlieb schreibt als Filmjournalistin für die Helden der Freizeit, Kleine Zeitung, NZZ, Standard, TV Media, Filmbulletin, Cineuropa und viele mehr. Sie arbeitet im Filmarchiv Austria, berichtet von diversen Filmfestivals und hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft studiert.