Sänger Nathan Trent über seinen Song Contest Auftritt, was er von Livestream-Konzerten hält, was er in seiner Freizeit treibt und einen Helden für ihn ausmacht.
von Patrick Meerwald
22. Mai 2020: 2003 nahm er am Kiddy Contest teil, 2017 rockte er den Eurovision Song Contest in Kiev mit Running on Air, 2020 recordete er mit Cesar Sampson, Vincent Bueno und Paenda eine Quarantäne-Version von We are The World. Und vor wenigen Wochen kam die neueste Single Timeline, die aktuell viral ordentlich abgeht. Nathan Trent hat in seiner Karriere schon viel erlebt.
Die Helden der Freizeit sprachen mit dem 28-jährigen Musiker über seine persönlichen Helden, seinen Bezug zu Social Media und vieles mehr.
Nathan Trent: Das Ganze ist zusammen mit dem Gabschi (Gabriel Geber) entstanden. Mit dem funktioniert die Zusammenarbeit richtig großartig. Wir wissen beide, was der andere will, verstehen uns blind. Der Song ist echt gut angenommen worden, wird auch immer mehr im Radio gespielt, was sehr cool ist. Es ist einfach schön zu sehen, dass das, was man macht auch gefällt.
Man tanzt die Choreographie, die es zum Refrain gibt nach oder macht es besser als das Original und stellt es danach online auf Instagram oder Tik Tok. Danach tagged man mich und nominiert vier weitere, die auch teilnehmen sollen. Ich sag‘ es dir: Die #Timelinechallenge geht bis jetzt ordentlich viral.
Früher habe ich viel Sport gemacht. Das ist seit der Quarantäne leider nicht mehr, da bin ich ein bisschen faul geworden. Ich koche auch ab und zu gern, wenn mich der Nerv trifft. Im Grunde versuche ich so viele soziale Kontakte wie möglich zu haben, was momentan schwierig ist.
Trotzdem ist Musik immer noch der Hauptbestandteil, weil ich bis jetzt immer noch Indie unterwegs bin. Da habe ich noch aus der Zeit ohne Manager eine tägliche Routine drin, wie ich mich um Dinge rund um mein künstlerisches Schaffen kümmere.
Ich bin dafür, dass man jedes Medium nutzt, auch wenn es manchmal anstrengend ist. Ich finde aber schade, wenn man das an sich vorbei ziehen lässt, es wäre ja alles da. Man verpasst sonst Möglichkeiten, seine Kunst an ein breiteres Publikum zu bringen. Es ist viel viel Arbeit, die sich aber lohnt.
Das ist jemand, der selbstlos agiert und im Wohle der Gesellschaft denkt. Außerdem steht er für die Idee gerade, bei der er weiß, dass er Contra und Widerstand bekommen wird. Er lässt sich aber davon nicht entmutigen.
Ich würde mich nicht als Held sehen, dafür habe ich zu wenig geleistet in meinem Leben. Was aber vielleicht noch am ehesten da ran kommen könnte, waren verschiedene Charitys. Ich habe da bei Events gesungen und der Erlös ging an Menschen, die das brauchten. Trotzdem sehe ich mich als keinen Helden, das waren mehr soziale Tätigkeiten. Und die waren ja kein großer Aufwand für mich.
Natürlich auch der Auftritt beim Song Contest, aber besonders in Erinnerung bleibt mir bis heute das erste Konzert in Wien im B72, wo das Publikum alle Songs mitgesungen, mitgelebt und mitgefiebert hat. Das war so ein Helden-Gefühl, man fühlt sich unterstützt.
Helden in der Musik sind für mich allgemein die, die Pioniere in der Musikszene waren, David Bowie, Michael Jackson, Quincy Jones. Persönlich wechselt das bei mir immer, das ist ganz unterschiedlich. Ich habe da einen ganz besonderen Musikhelden, nämlich Craig David.
Da wissen vor allem die 90er Kids Bescheid. Ich höre gar nicht so viele Lieder von ihm, aber er war für meine musikalische Entwicklung sehr wichtig und auch in der Art, wie er singt.
Eine, die es wirklich arg macht, ist die Billie Eilish. Sie hat das Game einfach revolutioniert und mit ihrem Tun bewirkt, dass alle in der Musik viel breiter denken und generell auch viel offener neuem gegenüber eingestellt sind. Und das in der Musik im Prinzip alles Mainstream sein kann.
Ich fand es cool, als es noch vereinzelt war. Als es dann jeder gemacht hat, war es dann doch etwas schwieriger. Ich habe das auch etwa zwei Wochen mit Mini-Konzerten gemacht, in denen ich Lieder gecovert habe.
Es ist schon toll, was das Internet und die sozialen Medien können. Instagram, Tik Tok und Co. haben uns gerettet. Trotzdem: Es ist sicher eine schöne Alternative gewesen, aber ich bevorzuge es doch, wenn ich vor Publikum live spielen kann.
In erster Linie studiere ich, wie es die Anderen machen, zum Beispiel habe ich mir ein paar Streams von Julian Le Play angesehen oder auch von JOJO. Irgendwann war dann alles aber irgendwie das Gleiche. Man kann es bis zu einem gewissen Grad machen, nach einer Zeit weiß man, was geht und da verliert man auch bei den Großen das Interesse.
Das war eine coole Sache. Es freut mich immer, mit Leuten eine Aufnahme zu machen, mit denen ich noch nicht gearbeitet habe. Diese Konstellation hat es generell davor noch gar nicht gegeben und es war für einen guten Zweck. Es war zwar etwas schwierig mit der Koordinierung, aber es hat dann super funktioniert.
Eines vorweg, ich möchte nicht nur durch den Eurovision bekannt sein. Der Song Contest ist ein Teil von mir, wie vieles andere auch. Zum Beispiel auch die Teilnahme am Kiddy Contest früher (lacht). Mittlerweile hat das so einen nostalgischen Touch bekommen.
Nach dem ersten Jahr war es für mich ein großer Stress, weil da vergleicht man sich doch mit dem, was danach kommt. Aber mittlerweile habe ich das stressige ausgeblendet und nehme mir die schönen Portiönchen raus, an die ich mich gern erinnere. Du weißt, du hast dort drei Minuten und die gehören dir und 200 Millionen schauen dir zu.
Beides war geil, aber im Halbfinale war doch mehr Druck. Als dann der Name Nathan Trent als letztes genannt wurde fiel der dann aber komplett weg. Ich habe es mir bewiesen, dass einer der eigentlich aus dem nichts kommt, so eine Leistung packt. Da war ich einfach stolz. Im Finale konnte ich dann richtig genießen, Cherry on Top.
Bei den Helden der Freizeit lest ihr spannende Interviews und Storys zu Helden aus den unterschiedlichsten Bereichen und Generationen. Der Musikheld im Jahrhundertfußballer, Cordula Grün-Star Josh., und viele mehr. Ein Abstecher in unsere Rubrik Helden der Helden lohnt sich:
Rapperin Yasmo: “Sich zu behaupten, geht auch ohne Hierarchie!”
Nino aus Wien: “Ich höre gerne Hits, ich schreibe halt keine!”
Eric Papilaya: “Musiker sein, ist wie ein Marathon, nur ohne Ziel!”
Arabella zu Starmania: “Es braucht viel Mut und Verletzlichkeit!”
Christian Hummer von Wanda: “Statt 150 kamen plötzlich 15.000!”
Cley Freude: “Jeder Mensch ist ein Held und für jemanden wertvoll!”
Titus Vadon: “Musiker müssen innerlich brennen, sonst wird’s fad!”
Manuel Rubey: “Ich könnte Tag und Nacht Sport schauen!”
KØLEEN: “Ich liebe Kontraste im Leben, vor allem in meiner Musik!”
Sibbi von Itchy: “Für das Karma ist es gut, wenn man kein Arschloch ist!”
PAENDA im Interview: “Nicht nur meine Texte haben eine Message!”
Amy Wald: “Meine Sexualität war für mich nie so eine große Sache.”
Mala Frank im Interview: “Dann hat mich Bryan Adams gebeten, ihn zu covern!”
Christopher Seiler: “Wenn du einen Idioten spielst, musst du gscheit sein!”
Anna Heimrath nach Starmania: “Mein Ziel ist, von der Musik zu leben.”
Ina Regen: “Kenne deinen Grund, warum du was machst!”
Paul Pizzera: “Die Konzert-Geilheit bleibt trotz Absage-Frust!”
Russkajas Georgij: “Alles in meinem Beruf ist Freizeit!”
Wendja: “Neben dem Musikmachen ist Sport mein Leben!”
Marco Pogo: “Den Bierbrunnen will ich wirklich!”
Silbermond: “Ein Kind auf die Welt bringen ist heldenhaft.”
Vamummtn-Rapper Ansa: “Autotune-Gedöns ist nicht unsers!
Kaiser Franz Josef : “Unsere Musik ist zu leiwand fürs Radio!”
Cordula-Grün-Held Josh.: “Gig im Burgtheater wäre geil!”
Steve Hogarth: “Über John Lennon geht nichts!”
Nightwish: “Dem würde ich das Härteste geben.”
Prohaska über Musik: “Der Ambros ist mein größter Held!”
Hans Krankl: “Jeder Auftritt ist eine Heldentat!”
Alf Poier: “Mein halbes Leben war eine Heldentat!”
Aufmacherfoto: (c) Nathan Trent
Der Wiener Journalist ist seit 2016 Musik-Ressortleiter bei heldenderfreizeit.com, schreibt für diverse Musikfachmedien wie Stark!Strom berichtet dabei über Konzerte, Neuerscheinungen, führt Interviews und erstellt Besten- und Playlisten zu den Top-Liedern von Musikstars.