Nintendos beliebtester Waschbär ist in Animal Crossing: New Horizons zurück und entführt uns auf eine idyllische Insel mitten im Nirgendwo. Zwischen Inselaufbauen, Fischen und Insektenfangen bleibt hier vor allem ganz viel Zeit für eines: Entspannung. Der neue Switch-Ableger im Test.
von Sophie Neu
24. März 2020: Tom Nook hat gerade das richtige Paket für alle, denen die Welt da draußen momentan ein bisschen zu viel ist. Mit seinem Reif-für-die-Insel-Package entführt er uns auf eine einsame Insel inmitten des sanft wogenden Meers, wo Stress ein Fremdwort ist. Animal Crossing: New Horizons bietet damit genau die richtige Portion Eskapismus in Zeiten von Corona. Vom gemächlichen Spieltempo über die süßen tierischen Inselbewohner bis hin zum melodischen Soundtrack ist hier alles darauf ausgelegt, die Spieler dazu zu ermutigen, sich einfach mal treiben zu lassen.
Und falls du auch noch einen guten Kontrast zum putzigen Nintendo Switch Titel suchst. Wie wäre es auch noch mit einem heldenhaften Trip durch die Hölle in unserem Review zu Doom Eternal?
Sieben lange Jahre mussten Animal-Crossing-Fans seit dem letzten Hauptteil der beliebten Nintendo-Serie warten. Jetzt endlich ist mit Animal Crossing: New Horizons das altbekannte und allseits beliebte Spielprinzip zurück. Diesmal dürfen Spieler eine unbewohnte Insel Stück für Stück erobern und sie ganz nach ihren Wünschen formen.
Unter der Weisung des geschäftstüchtigen Waschbären Tom Nook werden erstmal die Zelte auf dem Eiland aufgeschlagen. Doch natürlich ist die Reise nicht geschenkt und so muss erst mal ein Kredit für das Reif-für-die-Insel-Package abgestottert werden. Und dann noch einer. Und dann noch einer. Dafür wächst und gedeiht die Insel. Ein kleiner Laden eröffnet, dann ein Museum. Brücken entstehen und neue Nachbarn ziehen ein. Das anfangs karge Eiland wird immer lebendiger.
Nun stellt sich natürlich die Frage: Wie soll man diesen Kredit überhaupt tilgen? Ganz einfach – indem man auf der Insel Insekten und Fische fängt. Klingt erst einmal langweilig und eintönig, macht in Animal Crossing: New Horizons aber richtig Spaß! Mit Geschick muss sich an die Insekten angeschlichen werden, sonst fliegen sie fluchs davon. Und manche verstecken sich sogar und müssen erst gefunden werden. Auch das Fischen macht ordentlich Laune. Bei jedem Schatten im Wasser stellt sich immer die Frage: Ist das jetzt ein Kaiserschnapper, der gutes Geld bringt oder wieder nur der hundertste Seebarsch?
Dabei hat das neue Animal Crossing dank der Switch eine immens verbesserte Grafik verglichen mit seinem Vorgänger auf dem Nintendo 3DS. Wirklich erstaunlich ist das natürlich nicht, aber die neuen Animationen und Texturen der Insel und ihrer Bewohner sind sehr hübsch anzusehen. Das merkt man vor allem auch beim Spaziergang durchs Museum. Hier kann man alle bisherigen Fänge bewundern und nebenbei auch vom Gebäude geflasht werden.
Doch Animal Crossing: New Horizons ist nicht nur ein Spiel für Sammler, es ist vor allen Dingen ein Spiel für Entdecker. Es gibt unzählige Fisch- und Insektenarten zu finden, Fossilien können ausgegraben werden und sogar unerforschte Inseln besucht werden. Jeden Tag belohnt es Spieler mit neuen Ereignissen, sodass nie Langeweile aufkommt. Denn hier ist eine weitere Besonderheit: Animal Crossing läuft in Echtzeit.
Es gibt kein schnelles Vorspulen, auf manche Dinge muss man wie im echten Leben einfach warten. Der neue tierische Nachbar wird vermutlich erst in ein oder zwei Tagen einziehen und auch der Aufbau des Museums braucht Zeit. Damit belohnt das Spiel Geduld und vor allem eine gemächliche Herangehensweise. Schließlich gönnt man sich ja auch keinen Urlaub auf einer einsamen Insel, um dann möglichst schnell durch alle Freizeitangebote zu hetzen.
Jeden Abend bietet etwas, worauf man sich für den nächsten Tag freuen kann. Die gepflanzten Tulpen werden blühen, die geplante Brücke ist endlich gebaut. Das ganze Jahr über bietet sich neuer Content. Von ersten bis zwölften April feiert man etwa Häschen-Tag, zu Weihnachten wird der Geschenketag gefeiert und sogar der eigene Geburtstag wird mit einem Kuchen belohnt. Man verlässt das Spiel jedes Mal mit dem Gefühl, ein klein wenig etwas vorangebracht zu haben.
Nicht umsonst heißt es, gut Ding braucht Weile. Animal Crossing setzt einen nie unter Druck. Man kann sich soviel Zeit nehmen, wie man braucht und will. Alles richtet sich ganz nach den eigenen Erwartungen. Dadurch ist es die perfekte Zuflucht für alle, die eine kurze Pause von der Welt brauchen.
Denn nur so entfaltet Animal Crossing: New Horizons seinen Zauber: Täglich kurz auf eine halbe Stunde hereinschauen, Blumen gießen und den Nachbarn Hallo sagen. Vielleicht noch ein paar Birnen pflücken und Marienkäfer fangen und ins Museum bringen. Nicht einmal Tom Nook liegt einem mit seinem Kredit im Nacken. Man kann zurückzahlen, wann man will, festgelegte Raten gibt es nicht und von Zinsen müssen wir gar nicht erst reden.
Besonders smart ist das Belohnungssystem, das sich Tom Nook diesmal ausgedacht hat. Es erinnert sehr an den Handy-Ableger Animal Crossing: Pocket Camp. Mit Nook-Meilen werden Spieler für die verschiedensten Aktivitäten belohnt. Vom Holzsammeln bis zum Blumengießen gibt es für so ziemlich alles Punkte. Die können im Anschluss eingelöst werden. Etwa für Anleitungen für bessere Werkzeugen oder neue Frisuren.
Und auch für Menschen, die sich gerne kreativ betätigen bietet Animal Crossing: New Horizons einiges. Vom Insel-Layout bis hin zum Design der eigenen Bettdecke kann man fast alles individualisieren. Wo Läden und Häuser errichtet werden, welche Brücken wo entstehen und sogar der Verlauf der Flüsse kann vom Spieler im Laufe der Zeit entschieden werden. Und dann kann man sich immer weiter in den kleinen Details verlieren. Welche Tapete man für das eigene Wohnzimmer will, sogar welche Socken man trägt. Alles steht dem Spieler frei.
Völlig neu in diesem Teil der Serie ist übrigens die Bastelfunktion. Diesmal können Möbel selbst zusammengebaut werden. Dazu muss man auf der Insel Materialien sammeln. Die Bauanleitungen dafür schalten sich nach und nach frei und werden auch oft von den tierischen Bewohnern verschenkt. Sie sind meistens nicht allzu komplex. Vor allem das Bauen der eigenen Werkzeuge wird aber mit der Zeit repetitiv und damit eher müßig.
Doch wer jetzt befürchtet, dass er sich auf der Insel einsam fühlen könnte, dem können wir Entwarnung geben. Lokal oder Online dürfen bis zu acht Mitspieler gleichzeitig auf der Insel unterwegs sein. Lokal im Koop müssen Spieler nur ebenfalls einen Charakter erstellen und können dann jederzeit einsteigen. Das funktioniert flüssig, aber mit Einschränkungen, verglichen zum Online-Multiplayer, wo eine größere Bewegungsfreiheit herrscht.
Dort sieht die Sache übrigens anders aus. Per Flugzeug wird man zur Insel des Mitspielers transportiert und kann dort alles erkunden. Es darf gemeinsam geangelt werden, man kann sich per Emotes und Text-Chat miteinander unterhalten. Empfehlenswerter ist es hier jedoch, die Nintendo-Switch-Online-App mit ihrer Chatfunktion herunterzuladen, da das eintippen auf der Switch mühsam ist.
Animal Crossing: New Horizons ist mit seinen vielfältigen Beschäftigungsmöglichkeiten für Jung und Alt eine willkommene Insel der Zuflucht vor den manchmal belastenden Zuständen der realen Welt. Es ist aber auch eine Form des Eskapismus, die gute Verhaltensweisen belohnt und fördert. Denn sowohl harte Arbeit als auch Geduld sind nötig, um die eigene Insel in Animal Crossing zum Erblühen zu bringen.
Trotzdem fordert es das nicht aufdringlich ein und überlässt dem Spieler das Tempo. Auf alle Fälle aber ist es das perfekte Spiel um sich in Zeiten der Corona-bedingten Ausgangsbeschränkungen die Zeit zu vertreiben und immerhin virtuelle Sonne zu tanken.
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Bilder: © Nintendo
Die Journalistin ist bei Videospiel-Tests und Wien Guides voll in ihrem Element. Seit 2021 verstärkt sie die Redaktion des KURIER.