“All in” im Machtpoker. In der Netflix-Serie Ozark eskaliert die Lage. Das Drogenkartell im Krieg, die Byrdes im Clinch. Warum Staffel 3 der Netflix-Serie die bisher beste ist.
von Christoph König
25. März 2020: Ozark wird gerne mit Breaking Bad verglichen. Eine Adelung, aber gleichzeitig eine Bürde. Immerhin ist die Geschichte um Walter White ein Meilenstein im Genre. In beiden Serien verbirgt sich hinter dem Schein eines normalen Familienlebens ein Leben als Verbrecher. Nur mit dem großen Unterschied, dass bei Ozark Hauptfigur Marty Byrde mit seiner Frau Wendy eine verschlagene und gewiefte Mitstreiterin, ja eher schon Gegenspielerin, hat.
Das wird in Staffel 3 umso deutlicher. Denn jetzt ist sie es, die (wie am Ende von Staffel 2 offensichtlich wird) die Zügel in der Hand hält. Es entwickelt sich ein elektrisierender Machtkampf. Nach Ansicht der neuen 10 Folgen, die wir vorab für euch begutachten durften und die ab 27. März auf Netflix erscheinen, ist eines klar: Ozark hat mit Breaking Bad noch etwas gemein. Diese Serie wird ebenfalls mit jeder Staffel härter, dramatischer und besser. Warum, lest ihr in unserer Ozark Kritik zu Staffel 3.
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Das Casinoschiff auf dem die Byrdes ihr Geld für das Drogenkartell waschen ist eröffnet. Damit hat Wendy (Laura Linney) ihren Willen gegen ihren Mann Marty (Jason Bateman), der Ozark verlassen wollte, durchgesetzt. Aber nicht nur das: Während er schon alle Hände voll damit zu tun hat, die Probleme im Casino zusammen mit seiner rechten Hand Ruth (Julia Garner) zu lösen – das FBI überwacht alles, was am Schiff passiert – plant sie sogar zu expandieren und ein weiteres Schiff zu kaufen. Als dieser Machtkampf nicht nur vor der vermeintlich objektiven Paartherapeutin voll ausbricht geht Wendy mit ihrem Einsatz all in. Sie sucht die Nähe von Kartellboss Omar Navarro (Felix Solis), sticht damit Marty aus, bringt ihn aber auch in tödliche Gefahr.
Jedoch nicht nur deshalb wird das Schiff zum schwimmenden Pulverfass. Frank Cosgrove Junior, Sohn des ansässigen Mafiabosses, kriegt sich immer mehr mit Ruth in die Haare. Das Kartell führt in Mexiko einen blutigen Drogenkrieg und agiert zunehmend nervös. Kartellanwältin Helen (Janet McTeer) spielt als Vermittlerin zwischen Omar und den Byrdes ihr eigenes eiskaltes Spiel. Ruth Bruder Charlie findet ausgerechnet in Drogenbaronin Darlene, eine Erzfeindin der Byrdes, einen sicheren Hafen (man glaubt es kaum) und Liebe (man glaubt es noch weniger). Und als Wendy liebenswerter aber naiver Bruder Ben (Tom Pelphrey) wie aus dem Nichts aufkreuzt, wird die Lage endgültig unkontrollierbar.
In der dritten Staffel von Ozark nehmen die Frauen das Heft in die Hand – und das gibt der Serie noch einen Extrakick. War Wendy in Staffel 1 und 2 noch oftmals Passagierin, ist es jetzt Marty, der mit ihren ehrgeizigen Plänen kaum Schritt halten kann. Laura Linney kann ihr ganzes Repertoire an Emotionen ausspielen – zwischen ehrgeiziger Kartell-Handlangerin und besorgter Mutter. Ähnlich Helen, die in ihrer mächtigen Position Wendy ihre Grenzen aufzeigt, gleichzeitig aber mit der Trotzphase ihrer Tochter überfordert ist.
Einmal mehr glänzt Julia Garner als Ruth. Sie bekommt den Spagat zwischen ihrem verletzlichen und willensstarken Charakter meisterlich hin. Dazu komplettieren Jessica Frances Dukes, die als hochschwangere FBI-Ermittlerin Maya Marty im Nacken sitzt, und Lisa Emery als durchgeknallte Bauernhof-Drogenhändlerin Darlene Snell den bärenstarken weiblichen Cast.
Im Vergleich bleiben die Herren fast ein wenig blass – was aber nicht heißt, dass sie als Schauspieler keine gute Arbeit leisten. Jason Bateman lässt einen mit Martys Gefühlskälte mehr als einmal erschaudern. Obgleich diesmal auch seine Schwächen mehr zum Vorschein kommen und wir einen kleinen Einblick bekommen, warum er so ist, wie er ist. Ein toller Gegenpol dazu ist Tom Pelphrey als Wendys Bruder Ben. Der sensibelste Charakter von Ozark holt aus allen anderen ihre menschlichste Seite hervor und bringt sie damit aus dem Gleichgewicht. Seine Figur ist für Staffel 3 eine große Bereicherung.
Die dritte Staffel ist die bisher beste von Ozark. Die Machtkämpfe eskalieren, ein Ereignis jagt das nächste. Gleichzeitig gewinnen die Charaktere weiter an Profil und wir bekommen einen noch tieferen Einblick, wie es unter ihrer scheinbar eiskalten Fassade brodelt.
Viele Karten werden aufgedeckt, die Einsätze sind hoch. Es gibt wenige Gewinner und viele tragische Verlierer. Und das alles mündet in einem hochdramatischen Finale mit Knalleffekt. Staffel 3 lässt einen nicht kalt, selbst wenn ein kühler Marty Byrde in einem steckt. Wir freuen uns schon auf Staffel 4. Denn nach dem, was wir hier gesehen haben, muss es einfach weitergehen.
Und was startet als nächstes auf Netflix? Hier unsere komplette April-Übersicht mit Kurzbeschreibung aller Highlights.
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Alle Fotos: (c) Steve Deitl/Netflix
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