Wie schon die ersten Staffeln der Serie, spielt auch Teil 3 von The Chilling Adventures of Sabrina vor allem seine ästhetischen Stärken aus. Doch erneut eiert die Handlung des Netflix-Exclusives vor sich hin – mit teuflischen Schwächen beim Besuch in der Hölle. Unsere Kritik.
von Sophie Neu
25. Jänner 2020: Total verhext geht es auch im dritten Teil von Netflix‘ düsterer Interpretation der Sabrina-Comics weiter. Die Junghexe sorgt diesmal nicht mehr nur in ihrer Heimat Greendale für Chaos. Nein, jetzt zieht es sie auch noch in die Hölle, wo sie ihr Erbe verteidigen muss. Dabei wird nicht nur ihr innerer Zwiespalt zwischen Gut und Böse auf die Spitze getrieben. Auch die visuellen Effekte der Hölle sind oft so übertrieben, dass man sich statt in einer düster-stylischen Teen-Mystery-Serie eher in einem Sci-Fi-Abenteuer à la Doctor Who wähnt. Dazu kommt, dass die Handlung über die ersten vier der acht Folgen nicht weiß, wo sie hin will. Trotzdem liefert Netflix einige verteufelt spannende Episoden, die vor allem außerhalb der Höllenkreise mit ihrer Optik bezaubern.
Gerade ist Staffel 3 beim Streaming Anbieter online gegangen. In unserem Review erfahrt ihr, was die Serie richtig und falsch macht.
Eher würde die Hölle zufrieren, als dass sich die junge Hexe Sabrina (Kiernan Shipka) dem Willen ihres Vaters beugen würde – niemand geringerem als Lucifer, König der Hölle (Luke Cook). So zumindest schien es in der letzten Folge des zweiten Teils von The Chilling Adventures of Sabrina.
Und doch reist sie gleich zu Beginn der neuen Staffel kurzerhand mit ihren Freunden Harvey (Ross Lynch), Roz (Jaz Sinclair) und Theo (Lachlan Watson) ins Pandämonium um ihren Freund Nick (Gavin Leatherwood) aus den Fängen von Lillith (Michelle Gomez) zu retten. Um ihn zu befreien, entschließt sie sich den Thron ihres Vaters zu beanspruchen und ihre Position als zukünftige Königin der Hölle anzunehmen. Zunächst muss sie sich aber gegen Caliban (Sam Corlett) durchsetzen, einen Prinzen der Hölle. Nur im Wettkampf um die drei unheiligen Regalia kann sie beweisen, dass sie ihres Titels würdig ist.
Inzwischen entbrennt im sterblichen Reich ein neuer Konflikt. Denn durch das Verschwinden Lucifers lassen auch die Kräfte der Hexen nach. Sabrinas Tanten Hilda (Lucy Davis) und Zelda (Miranda Otto) suchen daher verzweifelt nach einem neuen Weg, dem Hexenzirkel Magie zukommen zu lassen. Gleichzeitig trifft ein Karneval in Greendale ein, dessen Schausteller Böses mit Sabrinas Heimatstadt planen.
Noch zum Ende der letzten Staffel hin schien es, als hätte Sabrina mit ihrem Vater und seinem Wunsch, sie solle den Höllenthron besteigen, abgeschlossen. Aber nichts da. Gleich zu Anfang von Staffel 3 kristallisiert sich heraus, dass die Drehbuchautoren andere Pläne für die Junghexe haben. Ganz spontan will Sabrina jetzt doch den Thron. Das passt zwar nicht wirklich zu ihren Handlungen aus den vorigen Staffeln, aber wie heißt es so schön: The Show must go on. Und so undurchdacht und inkonsequent fühlen sich viele Handlungsstränge im aktuellen Teil an.
Wie etwa auch ihr Herausforderer Höllenprinz Caliban, der aus dem Lehm der Hölle geschaffen wurde. Abgesehen von seiner Herkunft gibt es keine weiteren Erklärungen, warum gerade er Anspruch auf Satans Thron haben soll. Vor allem, wenn daneben die ewige Zweitplatzierte, Lillith vor sich hin schmollt und sich widerspruchslos erneut ihrer Macht entheben lässt.
Doch im Endeffekt sind die Szenen, in denen sie nur wortlos in der Hölle dasteht sehr angenehm. Denn das Drehbuch schreibt ihr unerträglich pathetische Sätze vor, sodass man bei diesen Parts am liebsten vorspulen möchte. Allerdings muss man zugeben, dass dieses Pathos fast schon zum Dekor der Hölle und iheren Einwohnern passt. Die haben visuell nämlich wenig gemeinsam mit den stylisch-gruseligen Figuren und Orten der ersten beiden Staffeln von Sabrina. Vielmehr erinnern sie oft an Außerirdische aus Doctor Who. Doch wo sie in der Sci-Fi-Serie die Story bereichern, zerstören sie hier die Immersion.
Visuell um einiges überzeugender geht es in Greendale zu. Das dürfte nicht zuletzt an den neu im Städtchen angekommenen Heiden liegen, die im Gegensatz zu den teufelsanbetenden Hexen den alten Naturgöttern huldigen. So zieht sich durch die ganze Staffel eine ätherische Stimmung, die auch auf die Hexen übergeht. Statt der sonst so düsteren Settings, werden diesmal helle Wälder, ein bunter Karneval und sogar Loch Ness zu Schauplätzen.
Und gerade um die Heiden herum spinnt die Netflix-Serie ein spannendes Narrativ, in das endlich auch Sabrinas sterbliche Freunde wieder eingewoben werden. Damit gleicht der dritte Teil eine große Schwäche der vorigen Staffel aus und gibt auch Harvey, Roz und Theo wieder etwas mehr Raum zur Entfaltung.
Doch so stylisch die veränderte Stimmung wirkt, so inkonsequent ist sie im Endeffekt ausgearbeitet. Statt orgastischer Walpurgisnacht feiern die Hexen jetzt ein friedliches Osterfest, ganz in weiß gekleidet und singen statt ihrer lateinischen Zauber jetzt englische Lieder. Das alles ist schön anzusehen, genauer damit auseinandersetzen sollte man sich nicht.
Das kann man im Übrigen auch zur Handlung des dritten Teils von Sabrina sagen. Denn die ersten vier Folgen über hat man nicht das Gefühl, dass die Story vorangeht. Nebensächliche Plots werden zu ausgiebig dargestellt, während die Haupthandlung stagniert. Immerhin können Sabrinas Tanten Zelda und Hilda immer wieder für Comic Relief sorgen.
Dann plötzlich besinnt sich das Drehbuch und hastet in den restlichen Episoden durch den Inhalt. Weder Sabrina, noch die Zuschauer können in dieser Zeit einmal durchatmen. Charakterliche Entwicklungen bei Sabrina sucht man daher bis zur letzten Folge vergeblich. Dort wandelt sie sich dann aber in kürzester Zeit zu einem fast schon anderen Menschen.
Wie schon in den vorigen Staffeln thematisiert, setzt sich in ihrem Inneren der Kampf zwischen ihrer menschlichen und ihrer dämonischen Seite fort. Doch dafür bleibt selten Zeit, weil die ganze Welt (und Unterwelt) sie unentwegt braucht. Ganz schön viel Verantwortung für einen Teenager. Gut, dass Sabrina diese so suggerierten Allmachtsphantasien genießt und sie voll und ganz auslebt.
Insgesamt scheint die Teen-Mystery-Serie diesmal starke Anleihen von High-School Musical zu nehmen. Als neue Mitglieder im Cheerleading-Club tanzen und singen Sabrina und Roz regelmäßig und ausgiebig in der Serie. Zur Story trägt das wenig bei, visuell macht es aber, wie so vieles in der Serie, etwas her. Für einen kurzen Trip verschlägt es Sabrina übrigens auch nach Riverdale. Doch zu sehen bekommt man von der Stadt oder den Charakteren der Netflix-Serie nichts. Trotzdem bindet es Greendale etwas stärker ins Archie Comics-Universum ein.
Auch The Chilling Adventures of Sabrina Teil 3 setzt den schon in der zweiten Staffel erkennbaren Trend fort, stärker auf visuelle Inhalte als auf die eigentliche Handlung zu setzen. Dabei haben sich die Serienmacher ordentlich verzettelt.
Wo eine gruselige Hölle über die Schwächen des Plots hinweghelfen hätte können, scheitert sie an lächerlichen Sets und absurdem Pathos. Trotzdem unterhält die Netflix-Serie mit einem stylischen Greendale und einem spannenden Plot um die Heiden – zumindest solange sich Sabrina der Hölle möglichst fernhält.
So schafft sie es auch nach der dritten Staffel nicht in unser Ranking der besten Netflix-Serien aller Zeiten.
Noch viel mehr findet ihr in unserer Seher-Rubrik.
Bilder: ©Diyah Pera/Netflix
Die Journalistin ist bei Videospiel-Tests und Wien Guides voll in ihrem Element. Seit 2021 verstärkt sie die Redaktion des KURIER.