Yung Hurn in Wien und Graz – dem Phänomen auf der Spur

Der äußerst streitbare Musiker kommt auf ein Gasometer-Doppel. Was Yung Hurn so einzigartig, erfolgreich und polarisierend macht.

18. Dezember 2019: Die einen meinen, er ist der neue Falco, die anderen kommen gar nicht mit seiner Musik klar, die sich oft nach einem einzigen Drogenrausch anhört. Was er aber seit jeher drauf hat: Die Leute reden über ihn und sein künstlerisches Schaffen. Yung Hurn ist sein Name, Inbegriff des deutschsprachigen Cloud Raps, Trap Raps – oder wie man seinen Auto Tune gepowerten Hip Hop denn nennen will.

Der Donaustädter spielt zum Jahres-Ausklang noch zweimal in seiner Heimatstadt – am 22. und 23. Dezember im Gasometer (Start: 20:00 Uhr). Der zweite Gig ist bis zum letzten Platz ausverkauft. Aber auch der erste Termin wird es wohl bald sein. Davor lässt er am 20. und 21. Dezember das Orpheum in Graz erbeben (jeweils 20 Uhr)

In der Konzert-Vorschau auf heldenderfreizeit.com beschäftigen wir uns mit dem Phänomen und was diesen Musiker zu dem macht, was er ist (und wohl bleibt).

Yung Hurn zieht seinen Stil voll durch

Natürlich lässt sich über den künstlerischen Wert seines Stils streiten. Was man diesem Mann absolut zu Gute halten muss: Yung Hurn geht bei dem, was er macht, keine Kompromisse ein. Er zieht sein Ding durch. Und er schafft es jedes Mal, mit neuem Material einen Nerv zu treffen und das zu liefern, was Leute dazu bringt, voll abzugehen und in Massen zu den Konzerten zu pilgern. Sold Out! Das ist bei einem Mr. Ok Cool mittlerweile die Regel und nicht die Ausnahme. Bei Europas größtem Gratis Konzertspektakel, dem Donauinselfest, war das Gedränge so groß, dass man den Zugang Richtung Bühne sogar kurzzeitig absperren musste.

So sieht übrigens seine aktuelle Setlist aus

Tour-Setlist von Yung Hurn
Ferrari
Wohnung mit Lift
Bist du alleine.
Fühlen
Sie sagt (Deine Lügen)
GGGut
Grauer Rauch
MHM
Parkplatz Kahlenberg
Butch tanz
Play Video
Beweg dich
Y. HURN wieso?
Hellwach
Du lügst
Ok Cool
Pillen
Sie schauen
Blumé
Doppel C
Flieg
Opernsänger
Cabrio
Bianco
FDP
Eisblock
Was sie will
Illegal
Rauch
Andi Goldberger
Ponny
Y. HURN wieso?
Diamant [/toggles]

Er weiß, was er mit Provokation erreicht

Bei seinem aktuellen Album Y sah sich der Rapper rasch mit Sexismus-Vorwürfen konfrontiert. Seine Lyrics (siehe Ponny) sind in Zeiten von #MeToo selbstverständlich kritisch zu sehen. Doch genau dieses Anecken lebt der 24-Jährige (wie sein zweites Künstler-Ich K. Ronaldo) immer schon mit größter Leidenschaft – Sex und Drogen ziehen sich da durch wie eine weiße Line. Er weiß, wie er innerhalb kürzester Zeit in die Medien kommt, genießt es fast schon spielerisch damit zu provozieren, zu polarisieren und bekommt so das Rampenlicht. Das beginnt bei den Songtexten, geht über die Musikvideos und hört bei den Artworks der EPs und Alben auf. Alles scheint dabei einen nicht allzu ernsten, ironischen Nachgeschmack zu haben. Provokation mit Wiener Schmäh quasi.

Er ist und bleibt authentisch

Der Cloud Rap hat in den letzten Jahren einen großen Aufschwung genommen und ist über den großen Teich nach Europa geschwappt. Doch Yung Hurn schafft es in dieser stetig wachsenden Community seine Einzigartigkeit zu bewahren. Im Vergleich zu vielen seiner Genre-Kollegen wirkt seine Musik real und nicht so aufgesetzt. Der Übergang zwischen der Kunstfigur Yung Hurn und dem Menschen Julian Sellmeister scheint sehr fließend zu sein.

Fazit

Yung Hurn bleibt auch mit Y ordentlich polarisierend. Nein. Everybody’s Darling wird er in diesem Leben wohl nicht mehr. Doch wer ihn kennt weiß: Das möchte er auch nicht. Er setzt gekonnt auf Provokation. Der Erfolg gibt ihm recht. (pm)

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Aufmacher: (c) Elias Asisi Amelie