Martin Scorsese am Regiestuhl und dazu drei Kult-Schauspieler. Kann da etwas schief gehen? The Irishman (seit 15. 11. im Kino) macht jetzt auch Netflix unsicher. Auf heldenderfreizeit.com erfahrt ihr, wie sehenswert er ist.
27. November 2019: Robert De Niro, Joe Pesci und Al Pacino: Wenn dieses Trio in einem Mafia-Thriller aufeinander trifft, ist die Erwartungshaltung immens. Denn: Diese drei Charakterdarsteller prägen das Genre, wie kaum andere.
Regie-Legende Martin Scorsese holte dieses legendäre Trio für The Irishman gemeinsam vor die Kamera. Und es war gar nicht so leicht sie für eine Zusammenarbeit zu gewinnen. Für den eigentlich in Filmrente befindlichen Joe Pesci musste er angeblich 50 Mal anfragen, bis dieser zum Schluss zusagte.
Ob und wie weit der insgesamt dreieinhalb Stunden lange Mammut-Streifen, der seit 27. 11. auf Netflix läuft, Scorseses Mühen gelohnt hat? Das lest ihr in unserer The Irishman Kritik auf heldenderfreizeit.com.
Frank “The Irishman” Sheeran (Robert de Niro) hat sich im organisierten Verbrechen als eiskalter Geldeintreiber und Auftragskiller einen Namen gemacht. Dabei meuchelt er sich in der Hierarchie und der Gunst immer mehr nach oben. So wird er zum persönlichen Bodyguard von Gewerkschaftsführer Jimmy Hoffa (Al Pacino), der selbst enge Kontakt zur Mafia pflegt. Die beiden entwickeln eine enge Freundschaft, die durch Hoffas Engstirnigkeit zunehmend auf die Probe gestellt wird. Irgendwann muss sich der zuverlässige Sheeran die Frage stellen. Wem gilt zum Schluss seine Loyalität?
Martin Scorsese schafft vom Anfang bis zum Ende ein sehr bildstarkes Setting. Von den Schauplätzen über die klassischen Mafia-Outfits bis zu den Boliden, das alles ergibt ein sehr stimmiges Ganzes. Die sehr starke Kamera tut das Ihrige, um dieser erschaffenen Welt eine feine Tiefe zu geben. Von starken One-Cut-Szenen bis zu Aufnahmen eines Waffen-Arsenals unter Wasser bekommen wir so einen noch besseren Zugang in das Geschehene.
Die Erzählstruktur, die mit vielen Rückblenden gespickt ist, gibt The Irishman eine sehr spannende Dynamik. Trotzdem ist es wichtig hier aufmerksam zu bleiben. Damit essenzielle spätere Film-Ereignisse auch Sinn ergeben. Zum nebenher schauen und berieseln lassen ist der Thriller definitiv nicht zu empfehlen.
Die Inserts, die zur Vorstellung jeder wichtigen Figur dienen, sind coole Zusatzelemente. Sie fassen kurz die Lebenszeit und die Todesursache der jeweiligen Figur zusammen. Wenn wir an dieser Stelle verraten, dass die wenigsten an einem natürlichen Tod sterben, ist das wohl kein großer Spoiler.
Besonderes Lob haben sich die beiden Schauspieler mit der wohl längsten Screentime verdient: Al Pacino und Robert De Niro. Die Darstellung von Al Pacino als extrem launischer Jimmy Hoffa bleibt speziell in Erinnerung. Von Wutausbrüchen und Schimpftiraden bis zu liebevollen Umarmungen an seinen Leibwächter Frank – Pacino hat sie mit Leichtigkeit drauf.
Diese ohnehin schon starke Leistung wird nur noch von Robert De Niro selbst getoppt. Er spielt den Irishman mit voller Hingabe. Es ist schlicht genial wie er das Wechselspiel zwischen dem respektierten und teils gefürchteten Killer und dem Familienvater, der sichtlich unter der Distanz zu seinen Kindern leidet, beherrscht. Die Handlung von The Irishman erstreckt sich über mehrere Jahrzehnte. So bekommen die Zuseher Frank Sheeran in verschiedensten Abschnitten seines Lebens zu Gesicht.
Hier brilliert De Niro damit, dass er die Darstellung seines Charakters dem jeweiligen Alter mit kleinen Kniffen anpasst. Sei es mit seiner Gestik oder auch damit, wie er seine Texte spricht. Unterstützt wird das mit den gelungenen CGI-Effekten, die die optische Komponente ergänzt.
Die anderen Cast-Mitglieder sind ebenfalls stark. Sowohl Joe Pesci, als auch Harvey Keitel und Breaking Bad und El Camino Psychopath Jesse Plemons überzeugen in ihren Rollen.
Normalerweise in einem Review nur eine Randnotiz muss man bei einer Filmlänge von dreieinhalb Stunden die Spielzeit genauer in den Fokus nehmen. Die Rückblenden sorgen wie schon angerissen für Bewegung im Film. Dazu kommen vereinzelt absurde Szenen, die genau dann einsetzen, wenn der Film etwas ins Langatmige abzudriften droht.
Trotz allem hat The Irishman Phasen, in denen alles doch etwas zu lange dauert. Gerade in der letzten halben Stunde, ist man versucht auf die Uhr zu sehen. Das kann auch das Schauspiel von Robert De Niro nicht kompensieren.
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Mehr InformationenJa, die 210 Minuten können sich ziehen und der Film ist mitunter etwas langatmig, trotzdem kann The Irishman auf vielen Ebenen überzeugen. Dafür sorgen vor allem Al Pacino und Robert De Niro, die mit ihren grandiosen Darstellungen einmal mehr ihre Special-Skills in diesem Genre voll ausspielen. Und Regisseur Martin Scorsese, der es wie kaum ein anderer versteht, das organisierte Verbrechen gelungen auf die Leinwand zu bringen!
Daher zählt The Irishman zu den besseren Mafia-Thrillern – ganz sicher aber ist er einer der stärksten Filme, die Netflix jemals finanziert hat. Auch wenn da die Konkurrenz an großartigen Streifen im Vergleich zu den Serien noch immer relativ überschaubar ist. (pm)
The Irishman läuft seit 15. November in ausgewählten Kinos und seit 27. November auf Netflix.
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Der Wiener Journalist ist seit 2016 Musik-Ressortleiter bei heldenderfreizeit.com, schreibt für diverse Musikfachmedien wie Stark!Strom berichtet dabei über Konzerte, Neuerscheinungen, führt Interviews und erstellt Besten- und Playlisten zu den Top-Liedern von Musikstars.