In den vergangenen Jahren wurde das Kino von einer Flut an Realverfilmungen alter Märchenklassiker überschwemmt. Die Dornröschen-Adaption Maleficent stand dabei Seite an Seite mit Die Schöne und das Biest, Cinderella oder Jack and the Giants. Kaum ist die erste Welle gebrochen, baut sich auch schon die zweite auf. Denn jetzt startet Maleficent 2: Mächte der Finsternis im Kino. Ob uns der Film verzaubern kann, lest ihr in unserer Kritik.
17. Oktober 2019: Einige Jahre sind vergangen seit der doch eher bösartige König gestürzt und das Feenreich Frieden gefunden hat. Maleficent (Angelina Jolie) hat sich von ihrer düsteren Seite abgewandt und alles scheint in Ordnung. Dann aber kommt es, wie es bei jungen Menschen kommen muss: Prinzessin Aurora liebt den Prinzen und möchte ihn heiraten. Maleficent hat dabei kein gutes Gefühl, und das zu Recht.
Eltern kennen das. Ein altes Problem der Kindererziehung ist, dass die Kinder nie auf einen hören. Noch schlimmer, wenn die zukünftige Schwiegermama der Tochter mehr als zwielichtig anmutet. An der Oberfläche ist die Mutter des Prinzen (Michelle Pfeiffer) eine freundliche und liebevolle Frau. Ihre ständigen und kaum zweideutigen Seitenhiebe auf Maleficent lassen aber nichts Gutes erahnen.
Mit ihren Spitzfindigkeiten gelingt es ihr rasch, einen Wutausbruch der “bösen” Fee auszulösen und sie in den Augen aller in schlechtes Licht zu rücken. Alles natürlich Teil eines finsteren Plans. Die Welt der Feen, der Natur und des Magischen soll bezwungen und für immer von der Menschenwelt abgetrennt werden.
Vorweg: Angelina Jolie ist nach wie vor die perfekte Wahl für die Rolle der bösen Fee. Es gelingt ihr immer, ihre düstere Aura zu bewahren, gefährlich und aggressiv zu wirken, ohne dafür die Sympathie der Zuschauer zu opfern. Diese Art von Schauspiel funktioniert natürlich nur im fantastischen Setting eines Märchens. In jeder anderen Story wäre beinahe jede Geste, jedes Wort und jeder Gesichtsausdruck eine maßlose Übertreibung. Hier passt es großartig. Gleiches gilt auch für die Antagonistin Königin Ingrith (Michele Pfeiffer). In diesem Film ist kein Platz für kleine Nuancen, und das ist zumindest, was das Schauspiel betrifft, auch gut so.
Die anderen Mimen spulen gehobenen Standard ab. Ihre Rollen, sei es nun der Prinz oder Prinzessin Aurora, dienen großteils als Erfüllungsgehilfen für Angelina Jolies große Revue und geben nicht viel mehr her. Sie dienen dem Plot und der Plot dient der bösen Fee.
Maleficent: Mächte der Finsternis ist genau wie der erste Teil eine spielerische Umkehr eines traditionellen Märchens. Das Gute im Bösen kämpft gegen das Böse im Guten. Es ist eine Geschichte darüber, dass nicht alles immer so ist, wie es scheint und wie Vorurteile einen Keil zwischen die Menschen (und Feen) treiben können. Der Film geht dabei nicht besonders feinfühlig vor. Die Moral der Geschichte wird dem Zuseher mit dem Holzhammer aufs Aug gedrückt. Das ist aber nicht unbedingt schlimm. Die simpel aufgebaute Handlung und die (ironischerweise) klare Trennung von Protagonisten und Antagonisten sind eher auf jugendliche und kindliche Zuschauer abgestimmt. Für die älteren gibt es große Schauwerte.
Die CGI-Effekte in Maleficent 2 sind opulent. Damit ist nicht gemeint, dass es sich dabei um die besten oder kompliziertesten Effekte handelt. Die Animationen sehen überhaupt nicht realistisch aus, aber genau das ist der große Pluspunkt. Sie erinnern an eine Mischung aus klassicher Disney Animation und farbenfrohen Landschaftsgemälden. Der Film hat seinen eigenen optischen Stil, und das ist viel mehr Wert als reiner Realismus. Die Schwächen mancher Effekte tragen noch mehr zum Märchenhaften der Erzählung bei. Und in den Massenszenen und Schlachten führt das zu atemberaubenden Bildern.
Disneytypisch ist die Story des Films ist simpel und funktionell. Ein Kritikpunkt, um den man nicht herum kommt, ist aber, wie ernst sich Maleficent: Mächte der Finsternis nimmt. Für einen Märchenfilm mit bunter Welt und gewollt fantastisch überzeichnetem Design ist die ganze Sache doch arg streng und ernsthaft. Natürlich gibt es den einen oder anderen leichteren Moment, aber im Ganzen hätte man sich eine Spur weniger Gravitas und dafür mehr Augenzwinkern gewünscht.
Nicht, dass Ironie immer notwendig ist, manchmal sogar ist sie sogar schädlich. Der Trend zu ständigen Witzen in Fantasy- und Actionfilmen kann auf Dauer tatsächlich etwas nerven. Aber gerade Maleficent 2 hätte etwas mehr Gegenwicht zu seinem bitteren Ernst gut getan.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Maleficent: Mächte der Fisternis ist Angelina Jolies Film. Sie trägt das Märchen, bekommt aber mit Michelle Pfeiffer eine gute Antagonistin gegenüber gestellt. Die Effekte sind toll und profitieren von ihrem kreativen Design. Die Handlung hat die simple Qualität, die man von Disney erwarten kann. Alles in allem ein sehenswerter Film in der neuen Tradition von Disneys Märchen-Realverfilmungen.
In unserem Seher-Bereich findest du Kritiken zu den neuesten Kinofilmen, den coolsten Serien und Vorschauen darauf, was uns in Zukunft erwartet.
Gemini Man Kritik: Chaotische Action mit Will Smith
Alle Fotos (c) Disney, Jaap Buitendijk
Peter Huemer stellt bei den Helden der Freizeit jedes Monat in "Peters Buchtipp" ein außergewöhnliches Werk vor. Außerdem schreibt er bei uns über Games, Kino und Streaming. Der Freie Schriftsteller hat vergleichende Literaturwissenschaft studiert und arbeitet auch als Lektor, Korrektor und Übersetzer.