Rambo geht mit Rambo: Last Blood in die fünfte Runde. Sylvester Stallone kehrt in eine seiner Paraderollen als emotional gezeichneter Vietnam-Veteran zurück und legt sich mit einem mexikanischen Kartell an, das seine Nichte entführt hat. Warum der Film zwar durchaus unterhaltend, aber nicht sehr einprägsam ist, lest ihr in unserer Rambo 5 Kritik.
Der Vietnam-Krieg mag zwar lange vorbei sein, für John Rambo sind die Geister aber nie verschwunden. Und so nutzt er die Fähigkeiten, die er sich in der Hölle aus Dschungel und Napalm angeeignet hat, um sich mit der Polizei, feindliche gesinnten Truppen und Kartellen anzulegen. Die alten Wunden aus Vietnam sind dabei der Aufhänger, um zeitgenössische Probleme aufzugreifen und sie in gewohnter Gemetzel-Manier mit Faust, Pfeil und Bogen aus dem Weg zu räumen.
Trifft er dabei ins Schwarze? Das erfahrt ihr in unserem Rambo: Last Blood Review. Übrigens: Zeitgleich ist Ad Astra im Kino gestartet – was das epische Weltraumabenteuer mit Brad Pitt kann, lest ihr hier in unserer Filmkritik. Aber auch für’s Heimkino gibt es Nachschub mit der europäischen Krimi-Serie Criminal. Wie unsere Wertung zum amitionierten Projekt ausfällt, erfahrt ihr in unserem Review.
John Rambo (Stallone) hat sich ein friedliches Leben auf seiner Farm in Arizona eingerichtet. Gemeinsam mit seiner Haushälterin Maria (Adriana Barraza) und seiner Nichte Gabrielle (Yvette Monreal) züchtet er Pferde. Wenn ihn das Trauma packt, gräbt er unter seinem Grundstück an einem ausgeklügelten Tunnelsystem. Eines Tages verkündet Gabrielle, nach Mexiko reisen zu wollen, um dort ihren leiblichen Vater zu treffen. John und Maria wollen ihr das zunächst verbieten, da ihr Vater zeit seines Lebens kein guter Mann war. Doch Gabrielle hört nicht auf die beiden und setzt heimlich über die Grenze. Dort trifft sie mithilfe ihrer Freundin Jezel (Fenessa Pineda) auf ihren Erzeuger, der aber nach wie vor nichts mit ihr zu tun haben will.
Frustriert will Gabrielle die Heimreise antreten, doch Jezel überredet sie, noch eine Weile zu bleiben. Die beiden ziehen weiter in einen Club, in dem Gabrielle von Mitgliedern eines Sexhandelsrings entführt wird. Als das Verschwinden Rambo zu Ohren kommt, reist er selber nach Mexiko, um mithilfe der lokalen Journalistin Carmen (Paz Vega) dem Ring den Kampf anzusagen.
Der fünfte Rambo ist ein klassicher Stallone, wie man ihn kennt. Ein blutrünstiger Actionfilm der alten Schule. Doch wo seine Rocky-Reihe inhaltlich und stilistisch wieder an Fahrt aufgenommen hat, so ist Rambo: Last Blood zu sehr in alten Gewohnheiten und narrativen Schwächen verhaftet, um wirklich unterhaltsam zu sein.
Wie auch in vorangegangenen Stallone-Filmen geht ein guter Teil der Handlung dafür drauf, die Ausgangslage und die Gefühle der Figuren in andauernder Repetition darzulegen. Es mag zwar elf Jahre her sein, dass Rambo das letzte Mal sich seinen Feinden auf der Leinwand stellte, jedoch ist der Dialog zu flach und Exposition-geladen, um wirklich zu Spannung zu erzeugen. Das Drehbuch fällt dabei auch immer wieder auf alt hergebrachte Klischees zurück, die einen Hauch von 80ern in die Geschichte blasen.
So muss sich die junge Danielle ihrem eigentlich wohlerzogenen Freund erwehren, der sie in den Höhlen mal schnell antatschen will. Ebenso wirken die Mitglieder des Kartells mit ihren knalligen Klamotten, übertriebenen Macho-Gehabe und banalen Einzeilern wie überzeichnete Karikaturen. Es ist schwer die Figuren ernst zu nehmen, wenn sie sich wie die zigste Abpause vorangegangener überlegener Vorlagen anfühlen, bei der unterwegs die Feinheiten ihrer Charakterzeichnung verloren gegangen ist.
Ebenso führt der Film immer wieder Figuren und inhaltliche Wendungen ein, die nicht bis zum Ende durchdacht und durchgezogen werden. Carmen dient eher als undankbarer Deus ex Machina als als eigenständiger Charakter. Die Gründe, warum Rambo seine erste Konfrontation mit dem Kartell überlebt, sind an den Haaren herbeigezogen.
Im Jahr 2019 muss man sich auch fragen, ob es der Film wirklich nötig hat, so explizit den sexuellen Missbrauch und die Nötigung vor die Linse zu holen. Junge Mädchen werden raubtierhaft von geschmierten Polizisten überfallen, zwielichtige weibliche Figuren mit Tonnen von Makeup und billigen Klamotten porträtiert. Diese Inszenierung drückt dem Ganzen einen unnötigen Fetischstempel auf, in der weibliche junge Körper wieder einmal zum Unterhaltungszweck missbraucht und inszeniert werden. Man hätte vieles einfach unausgesprochenen Tatsachen überlassen können.
Was Stallone und Regisseur Adrian Grunberg aber gelungen ist? Ein stillvolles Rambo-Gemetzel für das Finale zu inszenieren. Wer Blut und eingedreschte Körperteile nicht sonderlich mag, der wird daran weniger Freude haben. Für wen nicht genug davon spritzen kann, der wird hier voll auf seine Kosten kommen. Schauerhaften Gore hat Stallone schon immer meisterhaft einbauen können.
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Rambo: Last Blood ist zu schwach als Film, um wirklich in die Kategorie guilty pleasure zu fallen. Zu lange dauert es bis etwas passiert und zu unzusammenhängend sind viele der Entwicklungen. Wenn es jedoch darum geht im Rachefeldzug in die Vollen zu gehen, so verstehen die Macher es nach wie vor, das Publikum mitzureißen.
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Alle Fotos: (c) Constantin Film
Susanne Gottlieb schreibt als Filmjournalistin für die Helden der Freizeit, Kleine Zeitung, NZZ, Standard, TV Media, Filmbulletin, Cineuropa und viele mehr. Sie arbeitet im Filmarchiv Austria, berichtet von diversen Filmfestivals und hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft studiert.