Seiler und Speer releasen ihr neuestes Album Für immer. Wir haben es vorab gehört. Was es kann, gibt es in unserer ausführlichen CD-Kritik.
23. Juli 2019: Das geniale Duo ist zurück! Seiler und Speer veröffentlichen nach Ham kummst und Und weida? ihr drittes Album. Release ist am Freitag, 26. Juli. Die Helden der Freizeit konnten die CD schon vorab hören. In unserer Album-Kritik erfahrt ihr, was gefällt, auffällt, ein wenig abfällt und mehr.
Einen ersten Vorgeschmack der Live-Klänge vom neuen Material gab es am diesjährigen Donauinselfest. Weiter geht es ab Dezember in der Tourneunzehn. Mit Ois ok, Ala bin und Herr Inspektor feierten drei Lieder schon vorab ihren Release. Wir haben uns für euch auch alle anderen Songs angehört, welche uns besonders hängen geblieben sind und warum.
Diese Nummer ist ein feiner Einstieg, hat er doch auch leicht reggae-artige Parts, die zum gemütlichen Shaken einladen. Am Donauinselfest konnte die Crowd Herr Inspektor bereits fehlerfrei mitgröhlen und markierte einen der Höhepunkte bei diesem Gig. Live ist es schon jetzt ein echter Bringer mit Kult-Potenzial!
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Die zweite Nummer am neuen Album ist ein weit nachdenklicher, vor allem wegen seine eher sentimentalen Melodie und seinem Text. Dennoch wird Deja-vu auch nicht zu schwerfällig, was vor allem den erfrischenden Reimen und Wortspielen zu verdanken ist. Diese wissen Seiler und Speer hier gut einzusstreuen.
Track 3 zieht das Tempo wieder an und entfernt sich vorerst von der Sentimentalität. Vom Musikalischen hat Zag eich au einen ordentlichen Touch von Spanien oder anderen südländischen Gefilden. Dem gegenüber steht ein Text, der die Übermoral der vermeintlich guten Bürger durch den Kakao zieht. Das eher geschrieene als gesungene Ich zag eich au im Refrain ist wie für ein Live-Konzert gemacht. Wenn mehrere Tausend das Mitsingen, kommt es sicher ganz schön heftig.
Weust a Mensch bist ist dann wieder ruhiger angehaucht. Die Lobhymne an einen besonderen Menschen sorgt für Gänsehaut-Schübe, bringt den Zuhörer aber gleichzeitig zum Nachdenken – was der Titel dem sehr starken Text verdankt. Er hat viel Tiefgang, weniger durch großartige Wortschöpfungen, sondern vielmehr durch einfache Worte, die den Nagel auf den Kopf treffen.
Diese alte Laier, nicht alt werden zu wollen, in Seiler und Speer Manier – das ist Oid Wean. Leider fällt der Song im Vergleich zu den anderen etwas ab. Die Melodie ist eingängig, der Text einfach gehalten, aber ohne Wow-Effekt. Gerade als sich etwas Besonderes mit der Andeutung eines Gitarrensolos anbahnen könnte, ist das Lied auch schon wieder vorbei. Kurz: Oid Wean hat vereinzelte gute Momente, wirkt aber nicht ganz ausgereift.
Hier besingen Seiler und Speer von einer Frau, von der vielleicht einige angetan sein könnten, die aber viele Schattenseiten hat. Besonders in Erinnerung bleibt der Refrain, der super ins Ohr geht und sich dort festkrallt. Musikalisch gefällt auch der Solo-Instrumenten-Part, der die Bridge einleitet. Er gibt dem ganzen Stück einen ordentlichen Mehrwert. Dass hier so manches Frauenklischee bedient wird, trübt das Gesamtbild etwas.
Einer besonderen Sehnsucht nimmt sich Song Nummer 7 auf dem neuen Album an. Von der Liebe bis zum Sterben, manchmal hätte man für prägende Momente gerne einfach mehr Zeit. 5 Minuten ist von der textlichen Ebene ein kleines Meisterwerk. Es weckt beim Zuseher selbst den Wunsch mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge zu haben.
Einer, wenn nicht sogar das berührendste Lied, das Seiler und Speer bislang veröffentlicht haben. Der Einsatz der akustischen Gitarre, die Streicher, die das Lied tragen und dann auch noch der berührende Text sind so anders als das, was man bislang kannte. Es ist nicht umsonst die zweiterfolgreichste Single von Seiler und Speer nach dem mit Vierfach-Platin ausgezeichnete Ham kummst. Im November 2018 schon ausgekoppelt released stieg es bis auf Platz zwei der Austria Top 40. Zurecht, wie wir finden:
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Nach der Tränendrück-Partie geht es wieder etwas Fetziger zur Sache. Hier sticht der Sound der E-Gitarre hervor, der die Nummer einleitet und ausfaden lässt. Dieser leicht funk-rockige Touch im gesamten Song hat uns ordentlich abgeholt und fetzt.
Der dritte und letzte vorab veröffentlichte Titel ist von allen bis jetzt gehörten Nummern der positivste. Während die anderen mit Schmäh, Nostalgie oder Wehmut glänzen, ist das Freudige hier im Fokus. Was Ois Ok schon generell besonders macht. Vielleicht die kommerziell-orientierteste Nummer. Sehr radiotauglich, aber für uns gibt es weit Besseres auf der CD.
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Gegen Ende gibt es sogar eine handfeste Überraschung, ein Duett. Nicht mit irgendeinem Musiker singen da Christopher Seiler und Bernhard Speer. Die Austropop-Legende Wolfgang Ambros höchstpersönlich ist es. Was dabei rauskommt ist emotional auf höchster Stufe. Da haben die drei Musiker Großartiges geschaffen. Mit ein bisschen weniger Lethargie wäre Seawas Du aber noch besser.
Ein ganz spezieller Abschluss-Track. Der Text strotzt nur vor Referenzen auf verschiedenste andere Lieder des Duos. Wir empfehlen, ihn erst zu hören, wenn man sich schon etwas aktiver mit Seiler & Speer auseinandergesetzt hat. Dann macht er noch mehr Spaß beim Zuhören. Andernfalls geht viel verloren.
Die dritte CD von Seiler und Speer ist eine sehr bunte Sammlung guter Songs – tolle Überraschungen inklusive, wie das Duett mit Ambros. Trotzdem könnte die Abfolge der Lieder etwas stimmiger daher kommen. Das Wechselspiel ruhig und schwungvoll am Anfang ist nicht unbedingt gut für den Aufbau der Scheibe beim Hören. Insgesamt ist Für immer aber ein sehr starkes Album. Wir sind gespannt, welche der Lieder es auf die Setlisten bei der kommenden Tournee schaffen. (pm)
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Aufmacherfoto: (c) Seiler und Speer, heldenderfreizeit.com
Der Wiener Journalist ist seit 2016 Musik-Ressortleiter bei heldenderfreizeit.com, schreibt für diverse Musikfachmedien wie Stark!Strom berichtet dabei über Konzerte, Neuerscheinungen, führt Interviews und erstellt Besten- und Playlisten zu den Top-Liedern von Musikstars.