Godzilla ist zurück und er hat ein paar Freunde (und Feinde) mitgebracht. Fünf Jahre nach Gareth Edwards‘ Godzilla und zwei Jahre nach Kong: Skull Island geht die Geschichte der Titanen mit Godzilla 2: King of the Monsters in die nächste Runde. Wer darauf gewartet hat, dass ein Haufen Monster sich in wilden Schlachten bekämpfen, der wird hier eindeutig belohnt. Wer aber gehofft hat, dass der seine Vorgänger noch toppen könnte, der wird enttäuscht den Kinosaal verlassen.
von Susanne Gottlieb, 30. 5. 2019
Zu wenig Godzilla. Die Beschwerde der Fans scheinen sich die Macher des MonsterVerse zu Herzen genommen zu haben. Godzilla II: King of the Monsters ist eine regelrechte (radioaktive) Megaschlacht zwischen den titelgebenden “kaiju” von zwei Stunden. Michael Dougherty übernimmt hier die Zügel von Gareth Edwards und hebt eindeutig die Zerstörungswut auf das erzählerische Podest. Leider schwächelt der Film in der Handlung, in den Dialogen und der Kameraführung, wodurch er nur ansatzweise zufriedenstellen kann.
Gerade in Österreich gestartet, erfahrt ihr jetzt in unserer Filmkritik, ob sich bei Godzilla 2 die Ansicht lohnt.
Darum geht’s: Vor fünf Jahren hat Dr. Emma Russell (Vera Farmiga) ihren Sohn Andrew bei Godzillas Angriff auf San Francisco verloren. Der Verlust endete in der Scheidung von ihrem Ehemann Dr. Mark Russell (Kyle Chandler), der seinen Kummer nun in der Flasche ertränkt. Tochter Madison (Millie Bobby Brown, wohl vielen bekannt als Eleven aus Stranger Things) steht zwischen den Fronten. Emma hat andere Pläne als sich ihrer Verzweiflung hinzugeben. Sie hat ein Kommunikationstool, das Orca, entwickelt, um mit den Titanen, die die Monsterorganisation Monarch quer über den Planeten entdeckt hat, zu kommunizieren. Als sie und Madison Mothra aufwecken, stürmt eine Ökoterroristengruppe rund um Colonel Alan Jonah (Charles Dance) die Basis in China und entführt die beiden. Sie erwecken nun rund um den Globus die restlichen Titanen, um sie auf die Menschheit loszulassen.
Wie es das Genre so will wird nun auch Mark aus seiner Selbstmitleidsphase zurück in den Dienst katapultiert. Nicht nur muss er dem hochrangigen Forscherteam (u.a. Sally Hawkins, Ken Watanabe und Zhang Ziyi) helfen, Godzilla zu verfolgen und Emma und das Orca wieder zurückzubekommen, sie müssen auch erkennen, dass das Erwecken von Monster Zero (den zerstörerischen Ghidorah) das Ende der Welt bedeuten könnte.
Das Schmerzlichste an Godzilla 2 ist, dass der Film sich ernster nimmt als er ist. Ein Drehbuch, mitgeschrieben von Regisseur Dougherty, das sich so schamlos, ohne mit der Wimper zu zucken, an jedem Klischee des Genres abarbeitet und sehr flache Dialoge in die Handlung einwebt, müsste eigentlich viel selbstreflexiver umgesetzt werden. Die Figuren bleiben blasse Schablonen, deren einziger Zweck es ist, Exposition zu liefern oder zu schreien, wenn gerade irgendwo etwas in die Luft fliegt. Die Monster gehen aufeinander in bewölkten griesigen CGI-Matschsuppen los, die dem Zuschauer selten einen wirklich ruhigen Blick auf sie erlaubt. Es ist bezeichnend, dass jahrzehntealte Billigproduktionen aus Japan nach wie vor beeindruckender sind als Hollywoods neuester Versuch.
Nicht alles macht Sinn in der Handlung. All das, was der Zuschauer verstehen muss, wird in den Menschsequenzen mithilfe langer Monologe und Power Point-artigen Präsentationen noch schnell vor die nächste Kampfsequenz geschoben. Der durchaus beeindruckende Cast wird auch gleich zu Beginn einmal lieblos für Schockwerte dezimiert. Der widerspenstige Held Mark, schwingt sich derweil zum Superhelden auf. Nicht nur weiß er alles und kann er alles, er ist auch sofort bei jedem Einsatz immer wieder vor Ort dabei. Die großartige Millie Bobby Brown macht zwar ihre Sache ebenfalls gut, aber ihre Figur bleibt undurchsichtig, ohne wirkliche Funktion. Hier erfüllt sich einer der Genre-Konventionen „Kind-Anhängsel, das gerettet werden muss“, aber nicht mehr.
Gekämpft wird viel im neuen Godzilla-Film. Und wenn Ghidora und Rodan dann auch wirklich einmal kurz in der Luft einfrieren, Sekunden bevor sie einander attackieren, schaut das auch verdammt cool aus. Aber auf gute Bilder hat es Dougherty großteils nicht wirklich abgesehen. Der gelegentliche beeeindruckende Shot macht nicht die Pixelsuppe wett, in der sich die Titanen in einer dunstig-wolkigen Umgebung mit schnellen Schnitten und viel Renderoptik gegenseitig zerfetzen. Zudem sind es diesmal einfach zu viele Kampfsequenzen, was den Wow-Effekt nach einiger Zeit einfach absterben lässt. Fast zwanghaft irren die Figuren teilweise auch über das Schlachtfeld, auf dem ein Fluchtversuch nach dem anderen frustrierend für sich ausgeht.
Godzilla 2 ist eine jener Filme, in denen man beruhigt abschalten und sich einfach nur von der Materialschlacht übermannen lassen kann. Aber so richtig zufrieden stellen kann er dann doch nicht. Der erste Godzilla hatte mehr emotionale Noten. Kong: Skull Island hatte visuellen Stil. King of the Monsters hat in erster Linie ermüdende Schlachten und uninspirierte Protagonisten. Aber kein Grund zur Sorge. Der Film macht es sehr deutlich, dass der König der Monster Godzilla, bald auf einen Gott treffen wird. Godzilla vs. Kong soll ja schon nächstes Jahr in die Kinos kommen.
Fotos: © Warner Bros
Susanne Gottlieb schreibt als Filmjournalistin für die Helden der Freizeit, Kleine Zeitung, NZZ, Standard, TV Media, Filmbulletin, Cineuropa und viele mehr. Sie arbeitet im Filmarchiv Austria, berichtet von diversen Filmfestivals und hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft studiert.