Die Mortal Kombat Reihe gehört zu den ganz Großen der Videospielwelt und bekommt jetzt bereits ihren elften Teil spendiert. Mit Mortal Kombat 11 liefert NetherRealm Studios einen weiteren Beitrag zum in den vergangenen Jahren wieder erstarkten 2D/2,5D Kampfspiel-Genre. Wir verraten euch, ob Mortal Kombat 11 den hohen Erwartungen gerecht wird, die an eine solche Kultserie gestellt werden.
5. Mai 2019: Alle Feinde des Earthrealm scheinen bezwungen. Shao Kahn, der Tyrann von Outworld, wurde durch einen freundlichen Herrscher ersetzt und der große Bösewicht Shinnok liegt in Ketten. Da ist es gerade Raiden, der Donnergott und Beschützer von Earthrealmt, der in seinem Zorn über Shinnok den Weltuntergang auszulösen droht.
Dass das Ganze wieder in ultrabrutalen Beat em up Kämpfen endet, ist klar. Ist das Game so gut wie es brutal ist? Das erfahrt ihr in unserem großen Mortal Kombat 11 Test.
Bewährtes Rezept. Wer in den vergangenen Jahren schon einmal ein Spiel von NetherRealm gespielt hat, sei es Injustice oder Mortal Kombat, wird sich im Kampfsystem von Mortal Kombat 11 sofort zuhause fühlen. Es bringt vor allem sehenswerte Verbesserungen im Bereich Grafik. Außerdem hat man stark am Netcode geschraubt und so das Online-Spielerlebnis erheblich verbessert. Ansonsten bleiben die Spielmechaniken gleich. Neu ist lediglich die Option eines einfach auszuführenden starken Angriffs namens “Final Blow”. Der soll einem erlauben, in bereits fast verlorene Kämpfe zurück zu finden.
Die Steuerung ist wunderbar flüssig, die Animationen der Charaktere realistisch und gut nachvollziehbar. Trotzdem dürfte es Neulingen schwerfallen, sich in die Gewaltorgie hineinzufühlen, da auf dem Bildschirm alles unheimlich schnell vonstatten geht. Fighting-Games haben eine steile Lernkurve. Das ist auch in Mortal Kombat 11 nicht anders. Ungeübte könnten da auch schon von einfacheren KI-Gegnern schnell mal ganz schön vermöbelt werden. Das ist aber nicht weiter schlimm, da die Kämpfe selten mehr als zwei Minuten dauern. Umso befriedigender ist es dann, wenn man zum ersten Mal seinen Rhythmus findet und seinen Kontrahenten in wunderbar blutrünstiger Mortal Kombat Manier zerlegt.
Mortal Kombat 11 hat eine Fülle von Spielmodi. Zum normalen Online-Modus und der etwa fünf Stunden langen Story kommt eine Unzahl an Challenge-Towers, die dem Spieler eine Reihe immer stärkerer Feinde entgegenstellen. In den Towers of Time sind diese Gegner sogar noch mit übermächtigen Modifikationen ausgestattet.
Hier kommen wir leider zum Thema der verhassten Microtransaktionen. Um die Towers of Time zu meistern, dürfen die Spieler ihre Charaktere ebenfalls mit Modifikationen ausstatten. Die sind aber nicht unbegrenzt einsetzbar und können auch mit echtem Geld in Form der Premiumwährung gekauft werden. Natürlich lassen sich diese Modifikationen auch mit Währung erwerben, die man sich durch Spielleistung verdient hat. Aber die (trotz einiger Balance-Updates immer noch) hohe Schwierigkeit der Towers of Time verlockt dazu, sich Hilfe aus der eigenen Geldtasche zu holen. Auch online kann man diese Modifikationen in manchen Spielmodi einsetzen. Weder macht diese Neuerung das Spiel besser, noch tut sie dem Schwierigkeitsgrad der Challenges gut.
Die Mortal Kombat Reihe war nie für ihre tiefgehenden, intelligenten Stories bekannt. Trotzdem ist es erfrischend zu sehen, wie weit man gekommen ist. Die Charakteren, die früher kaum mehr waren als cool designte Spielfiguren, haben Lebensgeschichten bekommen. Die Welt hat jetzt ihre eigene Mythologie und das Spiel wagt sich sogar an sozialkritische Themen heran. Leider ist die Handlung nicht besonders elegant. Jede Dialogzeile trieft vor Pathos. Emotionen wollen keine aufkommen und auch der Humor ist etwas gar bemüht. Aber auch, wenn die Story nicht mit Klugheit glänzt und so vorhersehbar ist wie eine Folge GZSZ, ist das Ganze so spektakulär in Szene gesetzt, dass sie trotzdem gut unterhält. Episch inszenierte Schlachtszenen und stylische Martial-Arts Sequenzen führen uns von Kampf zu Kampf und das Blut fließt wie gewohnt in Strömen.
Die Brutalität ist nach wie vor das Markenzeichen der Serie. Die Kämpfer spießen einander auf, stechen sich die Augen aus, brechen sich Knochen. Sie reißen Köpfe ab und stehen am Ende des Kampfes einfach wieder auf. Im Verlauf der Handlung wirkt das etwas lächerlich, da hier Charaktere nur in den Zwischensequenzen sterben können, während sie nur Sekunden zuvor im Kampf bereits in Stücke gerissen wurden. Die kreative Gewalt und ihre blutigen Schauwerte sind dieses kleine Logikloch aber durchaus wert.
Mortal Kombat 11 ist mehr vom Selben und das ist gut. Große Innovationen bleiben aus, lediglich im Detail wurden Verbesserungen durchgeführt. Das Balancing der Challenges ist in Verbindung mit der Möglichkeit Echtgeld auszugeben immer noch fragwürdig. Das ruiniert aber nicht das Spielerlebnis. Die Grafik ist toll, die Kämpfe flüssig, die Story brauchbar und glänzt mit Bombast – vor allem wenn man den Gesprächen der Charaktere mit genug ironischer Distanz zuhört. Alles in allem erfüllt Mortal Kombat 11 die Erwartungen und ist ein sehr gutes Spiel mit einer Handvoll Mankos geworden.
Mortal Kombat 11 ist seit dem 23. April für PC, PS4 und XBOX ONE um 59,99 Euro erhältlich.
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Alle Fotos (c) Warner Bros. Games
Peter Huemer stellt bei den Helden der Freizeit jedes Monat in "Peters Buchtipp" ein außergewöhnliches Werk vor. Außerdem schreibt er bei uns über Games, Kino und Streaming. Der Freie Schriftsteller hat vergleichende Literaturwissenschaft studiert und arbeitet auch als Lektor, Korrektor und Übersetzer.