In unserem Review zu Escape Room erfahrt ihr, warum der Film trotz toll gemachter Szenenbilder auch beim Kinobesucher mitunter Fluchtreflexe auslöst.
1. März 2019: Ich möchte ein Spiel spielen! Nein, wir sind jetzt nicht beim x-ten Saw Film angelangt, sondern bei Escape Room. Heute kommt der neueste Streich von Adam Robitel (Regisseur des letzten Insidious Teils) in die österreichischen Kinos. Die Helden der Freizeit haben ihn schon vorab für euch gesehen. Worum es geht, welche Dinge stark verbesserungswürdig sind und warum wir trotzdem noch Hoffnung für die Sequels haben. Das alles erfahrt ihr in unserer Filmkritik.
Sechs Fremde müssen aus mehreren Räumen entkommen. Es winkt eine versprochene Belohnung von 10.000 Dollar. Dabei gilt es Hinweise zu finden und unterschiedliche Rätsel zu knacken. Was wie ein witziges Happening beginnt, entpuppt sich rasch als eine hochgefährliche Situation, die immer mehr außer Kontrolle gerät. Immer mehr wird jedem Einzelnen klar: Es geht hier nicht nur darum, die Aufgaben in der vorgegebenen Zeit zu lösen, sondern dieses Spiel zu überleben. Die Uhr tickt unerbittlich gegen die Gruppe.
Einen richtigen Spannungsbogen gibt es im Film nicht. Vieles ist vorhersehbar oder kann zumindest erahnt werden. Dafür muss man wahrlich kein Horrorfilm-Experte sein. Immerhin geben kurze Flashbacks den einzelnen Charakteren und der gesamten Story noch etwas mehr Dichte. Sie sorgen für etwas Abwechslung in einem zum sonst sehr durchschaubaren Film. Das reicht aber nicht, um die fehlende Spannung zu zu kompensieren. Schade, da war mehr drin.
Leider. Die einzelnen Figuren enttäuschen auf fast allen Linien. Sie sind sehr eindimensional und schablonenhaft. Der Nerd, der tollpatschig ist und den Clown spielen muss, ist natürlich dabei. Der Macho, der das personifizierte Alphatier ist, sowieso. Fehlt nur noch die intelligente und empathische Schüchterne. Diese Aufzählung von Stereotypen ließe sich noch länger fortsetzen.
Mit solchen Voraussetzung gibt es vom Anfang bis zum Ende wenige bis gar keine Möglichkeiten für den Cast (unter anderem mit True Blood Star Deborah Ann Woll) zu glänzen oder für Wow-Momente zu sorgen. Die Krone setzen dem Ganzen dann auch noch äußerst plumpe Dialoge auf, die einen bei eigentlich dramatischen Szenen eher zum Gähnen, als zum Mitfiebern verleiten.
Was man Escape Room aber zu Gute halten muss, sind die gelungenen Inszenierungen der einzelnen Stationen. Jeder Raum wurde mit vielen Details gestaltet und hat ordentliche Tücken vorzuweisen. Von einem, der sich nach und nach immer mehr aufheizt, über einen “Riesen-Gefrierschrank” bis zu einem auf dem Kopf stehenden Billardpub, dessen Boden nach und nach in die Tiefe stürzt, spielen die verschiedenen Settings einige Stückeln.
John Cramer, alias Jigsaw, aus der Saw-Reihe hätte seine helle Freude damit. Viele Designs sind zwar streng genommen fern von jeglichem Realismus. Das stört aber nicht unbedingt. Was auch gefällt: Es benötigt nie das große Blutspritzen oder übertrieben brutale Tode, die sonst als letztes Heilmittel verwendet werden, um Horrorstreifen irgendwie noch interessant zu machen.
Escape Room wird sicher nicht für seinen großartigen Plot oder die einzigartigen Charaktere in die Filmgeschichte eingehen. Zu vieles bleibt bis zum Schluss wenig außergewöhnlich. Aber: Wenn bei der Fortsetzung (Teil 2 startet am 17. April 2020 in den USA) die Macher so viel Kreativität wie bei den Raumdesigns an den Tag legen, könnte man noch einiges aus dem Thema herausholen. So bleibt er leichtes 99-minütiges Popcorn-Kino, das gerade mal so an der Oberfläche kratzt und viel zu oft die nötige Tiefe vermissen lässt.
Kurzweilige Unterhaltung, die an den Kinokassen funktioniert. Mit einem Budget von 9 Millionen Dollar konnte der Film weltweit bereits mehr als 120 Millionen einspielen. Kein Wunder, dass schon eifrig an Escape Room 2 gebastelt wird. (pm)
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Alle Fotos: (c) Sony Pictures
Der Wiener Journalist ist seit 2016 Musik-Ressortleiter bei heldenderfreizeit.com, schreibt für diverse Musikfachmedien wie Stark!Strom berichtet dabei über Konzerte, Neuerscheinungen, führt Interviews und erstellt Besten- und Playlisten zu den Top-Liedern von Musikstars.