Altes Konzept, erfrischende Umsetzung. Resident Evil 2 ist ein gelungenes Remake, das nicht nur die alten Hasen des Franchise abholt. Ein Helden der Freizeit-Duo aus Resident Evil-Veteran und -Neuling hat das Spiel für euch ausgiebig getestet. Wie ihnen das neue Raccoon City gefällt, lest ihr in unserem großen Review. Und in unserem Testvideo kriegt ihr ein paar tolle Impressionen.
27. Jänner 2019: Sie sind wieder da! Frisch aus dem Jahr 1998 wiederbelebt, schlagen sich Leon Kennedy und Claire Redfield im Remake des Capcom Survival-Horrors Resident Evil 2 erneut durch das zombifizierte Raccoon City. Dabei bietet das Remake weit mehr als aufpolierte Grafik und angenehmere Steuerung.
Übrigens: Inzwischen sind wir bei Resident Evil 4 Remake angelangt – lies unseren Test hier! Und hier findest du unsere Empfehlliste mit den 10 besten Game-Remakes aller Zeiten.
Was Resident Evil 2 taugt und wie es verglichen mit dem Original abschneidet? Das erfahrt ihr in unserem Review. Um uns ein möglichst objektives Urteil zu bilden, haben wir zwei Helden-der-Freizeit-RedakteurInnen mit völlig unterschiedlichem Vorwissen auf Raccoon City losgelassen – Rhea, die alle Resident Evil Teile (die meisten mehrfach) durchgezockt hat und Sophie, die zuvor noch nie ein Resident Evil gespielt hat.
Wie beim Original muss man sich am Anfang von Resident Evil 2 für einen der Hauptcharaktere Leon oder Claire entscheiden. Ihre Geschichten und Cutscenes unterscheiden sich, aber das Gameplay und die Rätsel sind sehr stark an das Original angelehnt. Neben den unterschiedlichen Waffen der beiden gibt das zusätzlichen Anreiz, das Game noch einmal aus der anderen Perspektive anzufangen. Um die komplette Handlung hinter Resident Evil 2 zu ergründen, muss es also mehrmals durchgespielt werden. Dafür wird man aber auch mit versteckten Zusatzmodi belohnt.
Unterschiedliche Gründe führen Claire und Leon in die Polizeistation von Raccoon City. Sie verschanzen sich dort vor einer drohenden Zombieinvasion. Die stylische Polizeiwache (ein ehemaliges Kunstmuseum) entpuppt sich als nicht ganz so sicher wie erhofft. Drinnen wie draußen wüten die mit dem G-Virus infizierten Zombies. Auf der Suche nach Antworten und dem Auslöser der Katastrophe schießen sich die beiden durch Zombiehorden, die Handlung und unterschiedliche Locations. Dabei treffen sie auf weitere Überlebende, die Claires und Leons Entwicklung im Spiel stark beeinflussen.
Die Geschichten von Claire und Leon spielen zeitlich nebeneinander. Das wird in einem Raum des Polizeireviers ganz besonders deutlich, in dem unterschiedliche Munition in verschlossenen Schließfächern zu finden ist. Wird im ersten Durchgang alles geplündert, bleibt für den zweiten Charakter nichts mehr. Als Resident Evil-Veteran ahnt man das voraus und lässt gern etwas für den Gegenpart übrig. Claire findet außerdem mehr Munition, dafür kann Leon mehr einstecken.
Das sagt der RE-Neuling: Der Plot ist auch für Resident Evil-Neulinge nichts Revolutionäres. Auch wenn Resident Evil einer der Vorreiter bei Zombie-Videospielen war, gibt es mittlerweile viele Konkurrenten im Genre. Trotzdem braucht sich die Story auch nach 21 Jahren nicht verstecken. Sie ist für sich genommen stimmig, wenn auch leicht klischeehaft. Aber welche Zombiestory ist das nicht? Die Charaktere tragen die eher simple Geschichte durch ihre lebendige Ausdrucksweise. Erfrischend sind auch ihre Reaktionen auf die diversen Gegner. Vor allem Claire greift häufig und gern auf drastische Flüche zurück. Das lockert das apokalyptische Setting ungemein auf.
Das sagt der RE-Veteran: An der Geschichte rund um Claire und Leon hat sich im Grunde, mit Ausnahme von einigen zusätzlichen und abgeänderten Szenen, nichts verändert. Sie läuft auf dasselbe hinaus, ist aber detailreicher geworden und hat im Remake an Tiefgründigkeit dazugewonnen. Trotz, oder gerade wegen der vielen Ähnlichkeiten zum Original, ist es für den Kenner ein Hochgenuss die Story auf diese Weise mitzuerleben. Es gibt zwar augenscheinliche Änderungen, die sind aber so gut abgestimmt, dass es so wirkt, als hätten die Entwickler vergessen, sie im Original zu erzählen und würden es deshalb hier nachholen. Eine rundum runde Sache.
RE-Neuling: Der beste Aspekt am Spiel ist für den Resident Evil-Neuling die Atmosphäre. Visuell ist Resident Evil 2 ein Genuss. Die großartigen Gesichtsanimationen der Charaktere verleihen ihnen Lebendigkeit und Glaubwürdigkeit. Aber auch die Schauplätze, an die es Spieler verschlägt, bringen die Stimmung perfekt auf den Punkt. Die Polizeistation von Raccoon City ist unheimlich gut gemacht. Mit ihren vielen Räumen und sich windenden Gängen schafft sie perfekte Gruselatmosphäre. Im Halbdunkel mit der Taschenlampe ausgestattet, erschreckt man nicht nur einmal, wenn ein Zombie unvermittelt um die Ecke schlurft und plötzlich fauchend auf einen zugerannt kommt.
RE-Veteran: Survival Horror bedeutet nicht nur, sich aus verzwickten Situationen herauszukämpfen. Mangelnde Munition, wenige Heilungssprays und schnell aufgebrauchte Kräuter verstärken die gruselige Atmosphäre im Resident Evil 2 Remake. Auch wenn die Vogelperspektive Geschichte ist und es sich deshalb erübrigt, besonders genau auf schlurfende Geräusche zu achten, sorgen dunkle Flure, die mit einer Taschenlampe erhellt werden müssen, für den gewissen Gruselfaktor. Störend ist allerdings der teilweise lockere Umgang der Protagonisten mit der sichtlich verstörenden Situation in Raccoon City. Die hin und wieder gemurmelten Flüche lockern zwar wie schon erwähnt das Setting auf, stören aber die angespannte Situation und wähnen den Spieler in Sicherheit, die sonst nur in den Saferooms aufkommt. Leider ist die Musik hier auch nicht mehr so präsent wie im Original, bei dem man noch wusste, ob man nun entspannt oder aufgeregt sein soll.
In unserem Testvideo könnt ihr euch einen guten Eindruck verschaffen:
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RE-Neuling: Selten fühlt man sich so gut mit Waffen ausgestattet und gleichzeitig ausgeliefert wie im Polizeirevier von Raccoon City. Anfangs noch selbstsicher und großzügig mit Munition ausgerüstet, folgt schnell die Ernüchterung. Die Zombies sind nicht totzukriegen, die Munition wird immer knapper. Und kaum ist ihnen einmal der Kopf weggepustet, stürzt auch schon der nächste Zombie-Polizist durch ein kaputtes Fenster. Schwer macht es einem da auch der beschränkte Platz im Inventar. Die nützlichen Schrotpatronen müssen nicht selten gegen ein Rätselobjekt ausgetauscht werden. Wenn die Kugeln dann schließlich ausgehen, sorgt das für eine ordentliche Portion zusätzlichen Nervenkitzel.
Ein für den Resident Evil-Neuling bestechendes Element des Gameplays machen die unterschiedlichen Gegner, darunter auch die Licker aus. Diese schnellen, über die Decke und Wände krabbelnden Mutationen reagieren auf schnelle Bewegungen des Spielers. Gegen jede Intuition muss der also seelenruhig an ihnen vorbeispazieren. Als ob über oder neben ihm nicht gerade das zombifizierte Grauen hängen würde.
Die Licker sind aber schnell vergessen, sobald der Spieler mit dem Tyrant konfrontiert wird. Dieser unerbittliche Koloss ist einem die ganze Zeit über auf den Fersen und nicht zu besiegen. So stark man sich mit der Flinte oder dem Granatenwerfer gegenüber den gewöhnlichen Zombies auch fühlt, der Tyrant erhebt sich nach kurzer Verschnaufpause wieder. Besonders perfide und gleichzeitig genial sind seine schweren Schritte, die den Spieler mal lauter, mal leiser durch das gesamte Polizeirevier verfolgen. Dieser Kontrast zwischen dem durch die vielen Waffen ausgelösten Gefühl Macht und der absoluten Machtlosigkeit gegenüber dem Tyrant, macht für den Neuling die Genialität von Resident Evil 2 aus.
RE-Veteran: Wie auch im Original gibt es beim Remake viele Rätsel, die nur nach und nach gelöst werden können. Zahlenschlösser, Medaillen und auch versteckte Schlüssel verhindern, dass Claire und Leon zu schnell aus einer Szenerie fliehen können. Auch hier muss der Spieler also unzählige Male durch dieselben Räume und Gänge rennen, bis alles eingesammelt, richtig kombiniert und angewendet werden kann. Die Rätsel tragen zwar nichts zur Atmosphäre bei, sind aber eine nette Abwechslung und sorgen dafür, dass es sich nach einem kompletten Spielerlebnis anfühlt. Schade ist aber, dass noch nicht vollständig durchsuchte Räume auf der Map rot angezeigt werden. Das verhindert das Gefühl von Verlorenheit und schwächt den Gruselfaktor.
Zombies verhalten sich grundsätzlich, anders als in anderen Untoten-Spielen, so wie man es aus den älteren Teilen der Reihe gewohnt ist. Sie schlurfen langsam durch die Gänge, fallen hin und wieder durch Fensterscheiben und lassen sich schneller ausschalten, wenn man ihnen in den Kopf schießt. Manchmal macht es aber mehr Sinn vor den infizierten Wesen davonzulaufen, statt sie abzuknallen. Und doch bewegen sich Zombies, ebenso wie Licker und Zombiehunde, ein wenig anders, als man es vom Original kennt. Das ist anfangs noch etwas ungewohnt aber man stellt sich schnell darauf ein.
Das Remake von Resident Evil 2 bietet sich perfekt für Neueinsteiger ins Franchise an. Sowohl Atmosphäre als auch Story sind packend. Es ist ein überragendes Horrorspiel, das anderen trotz seines (Original-)Alters von 20 Jahren in nichts nachsteht und sich nicht hinter allseits beliebten Titeln wie The Last of Us verstecken muss. Das Gameplay ist auf normaler Schwierigkeitsstufe fordernd aber nicht zu schwierig und in sechs bis zehn Stunden zu schaffen. Der Resident Evil-Neuling ist jedenfalls auf den Geschmack gekommen und wird sich jetzt garantiert ältere Resident Evils zu Gemüte führen.
Das Remake fühlt sich wie ein Resident Evil 2.5 an, ist eine absolut gelungene Neuauflage des Originals und überrascht auch Veteranen der Reihe. Trotz der verschachtelten Gänge, erinnert man sich an die Wege und was einen im Original erwartet hat. Es gibt zahlreiche Neuerungen, die aber so platziert wurden, dass sie sowohl in das alte Game, als auch in das Remake passen könnten. Die Spannung und der Grusel haben hier einen eindeutigen Wiedererkennungswert und sorgen ein weiteres Mal für unglaublichen Spielspaß.
(sn) & (rs)
Allen Fans der Serie können wir auch Resident Evil 7 wärmstens ans Herz legen. Es ist der einzige Teil mit VR-Unterstützung und spielt sich von Story und Gameplay völlig anders als die anderen Resident Evil Teile. Wir haben sowohl das Hauptspiel als auch alle DLCs ausgiebig für euch getestet:
Resident Evil 7 durchgezockt – so furchtbar gut ist der neue Teil
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Die Journalistin ist bei Videospiel-Tests und Wien Guides voll in ihrem Element. Seit 2021 verstärkt sie die Redaktion des KURIER.