Netflix liefert mit The Christmas Chronicles einen unterhaltsamen Weihnachtsfilm. Was sehr klassisch beginnt, artet in heikle Actionszenen, jeder Menge Comedy und viel Selbstironie aus. Was den Film ausmacht und für welches Publikum er geeignet ist, erfahrt ihr in unserem Review.
von Klarissa Gruber
25. November 2018: Das Team hat ganze Arbeit geleistet: Produzent Chris Columbus (Kevin – Allein zu Haus, Harry Potter) und Regisseur Clay Kaytis (Angry Birds – Der Film) haben für euch einen Weihnachtsmann erschaffen, den ihr so noch nie gesehen habt. Jede Menge Referenzen, Easter Eggs und ein starker Kurt Russell sorgen bei The Christmas Chronicles, das seit Donnerstag auf Netflix läuft, für beste Unterhaltung – sofern man weiß, worauf man sich einlässt!
Übrigens: Was Netflix zu Weihnachten sonst noch alles im Programm hat, seht ihr hier in unserem großen Dezember-Überblick.
Kate (Darby Camp) ist schon fast 11 Jahre alt und glaubt noch immer fest an den Weihnachtsmann. Bisher war Weihnachten immer das Highlight der Familie. Festlich geschmückte Weihnachtsbäume, Lichterketten, ausgefallene Pullover und vor allem Zeit mit der Familie verbringen. Das alles ändert sich nach dem Ableben von Familienvater und Ehemann Doug (Oliver Hudson). Mutter Claire (Kimberly Williams-Paisley) macht Überstunden und Bruder Teddy treibt sich mit den falschen Freunden rum. Kate sieht sich alte Weihnachtsvideos an und vermisst ihren Vater. Bis sie plötzlich auf Bildmaterial stößt, das alles verändert. Eine Hand mit rotem Gewand, die blitzschnell ein Geschenk unter den Baum legt. Ist das etwa der Weihnachtsmann?
Kate hat einen Plan: Sie und Teddy (Judah Lewis) werden heuer den Weihnachtsmann mit der Videokamera auf frischer Tat ertappen. Und tatsächlich: Geweckt von den Alarmglocken erspähen sie den bärtigen Geschenkbringer und einen fliegenden Schlitten vor dem Haus. Kate klettert hinein und wird plötzlich zu Santas blindem Passagier. Das Chaos ist perfekt. Und bei einer spektakulären Bruchlandung gehen die Geschenke und Rentiere verloren. Um nicht als “Die Kinder, die Weihnachten zerstört haben” Geschichte zu schreiben, helfen sie Santa bei der Suche. Die Zeit wird knapp und die Weihnachtsstimmung sinkt und sinkt.
Was wie ein 0815-Weihnachtsfilm beginnt (Familienvater stirbt, Geschwister sind nur am streiten, Mutter muss an Heiligabend Überstunden machen) artet in einer actionreichen Comedy aus, mit einer großen Brise Selbstironie. Wenn Regisseur und Produzent für Filme wie Kevin – Allein zu Haus und Angry Birds – Der Film verantwortlich sind, weiß man, worauf man sich einstellen kann. Den Lachmuskeln wird selten eine Pause gegönnt und wenn man glaubt, schräger kann es nicht mehr kommen, wird man vom Gegenteil überzeugt.
Nostalgisch wird das Ganze durch die Verwendung einer Handkamera, die noch im 4:3-Format mitfilmt. Dem gegenüber stehen viele moderne Anspielungen.
Kurt Russell bietet euch einen Santa Claus, wie ihr ihn noch nie gesehen habt. Ausgestattet mit modernster Technik (die ihm entweder kaputt oder verloren geht), zeigt er euch, dass sein “Ho Ho Ho” nur Fake News sind und man ohne Geld kein Uber buchen kann. Eine actionreiche Verfolgungsjagd, ein missverstandener Barbesuch und ein Jazz-Konzert mitten in einer Gefängniszelle. Absurd, ironisch, komisch. Wer sein klassisches Bild vom gemütlichen, alten Weihnachtsmann behalten will, sollte es sich zwei Mal überlegen, ob er sich Kurt Russells Version zu Gemüte führen will. Nicht jeder Weihnachtsmann könnte mit Hilfe eines Duftbäumchens und etwas Müll den Polizeifunk von Detroit abhören.
Überraschend gut für eine solche Produktion fallen die Computeranimationen aus. Sie werden häufig und stimmig eingesetzt. Die Rentiere sind schön dargestellt und die helfenden Elfen zum Knuddeln. Legt man sich mit ihnen an, werden sie zu kleinen Gremlins. Obwohl der Film sich selbst teilweise durch den Kakao zieht, wurde die Kulisse wunderschön gestaltet. Man erkennt die Liebe zum Detail und spürt förmlich den Weihnachtszauber.
Der Humor ist sehr modern und auf die neueste Generation ausgelegt. Santas Video sorgt für eine Menge Klicks im Internet. Auch Klassiker wie Star Wars sind vertreten. Wegen der hohen Dichte an Anspielungen und Sprüchen, wirken diese von Zeit zu Zeit etwas aufgesetzt, doch vieles davon ist einfach Gold wert.
The Christmas Chronicles sorgt für jede Menge Action, Comedy und unerwartete Slap-Stick-Einlagen. Die Schauspieler sind gut gecastet, Kurt Russell brilliert als Weihnachtsmann und die Geschwister harmonieren gut. Das Setting der Familie ist allerdings nichts Neues und wirkt anfangs etwas fad, doch alles was nach Santas erstem Auftritt passiert, habt ihr in dieser Form noch nicht gesehen. Wer einen nostalgischen und winterzauberlichen Weihnachtsfilm mit Plätzchen, Zimtduft und kleinen Kinderchören erwartet, ist hier definitiv falsch. Besonders ältere Generationen werden hier vermutlich oft den Kopf schütteln.
Der Weihnachtszauber ist zwar zwischen den Zeilen stark vertreten. Die Comedy-Elemente lenken aber immer wieder davon ab. Die Computeranimationen fügen sich sehr schön in die Szenerie ein. So ist The Christmas Chronicles nicht unbedingt ein Weihnachtsfilm der klassischen Sorte. Mehr schon ist es ein Action-Comedy-Streifen mit Weihnachtssetting. Agent: Santa Claus. Gehilfen: Zwei Kinder. Die Mission: Weihnachten retten. Dabei sind alle Mittel und Wege erlaubt. Und die werden auf köstlichste Art und Weise zur Gänze ausgeschöpft. Wer auf diese Art Filme steht, wird seinen Spaß haben.
Ihr liebt Filme und Serien? Dann bookmarkt gleich unseren Seher-Bereich. Da verwöhnen wir euch mit Vorschauen und Reviews zu den Kino-, Netflix- und Amazon-Produktionen.
Fotos: © Netflix
Die Web-, Manga- und Social Media Expertin zeigt ihre Expertise in Filmreviews, berichtet aber auch von anderen Freizeit-Erlebnissen.