Multiplayer-Spiele bringen die Leut’ zusammen. Im Koop-Game A Way Out brichst du gemeinsam mit einem Kumpel hollywoodreif aus dem Gefängnis aus. Auf der Flucht werden Polizisten beschossen, Fische gefangen und Tankstellen überfallen. In unserem Test lest ihr, was den Splitscreen-Spaß so einzigartig macht.
von Christoph Geretschlaeger
Gleich nachdem das Koop-Action-Abenteuer A Way Out für PC, PS4 und Xbox One erscheinen ist, haben wir uns Zeit genommen und die Geschicke der beiden Knackis Leo und Vincent gelenkt. Unser Review:
Gefängnisse sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren. Spätestens seit Prison Break wissen wir, wie unzulänglich der Häfn sein kann. Auch Vincent und Leo, die Protagonisten von A Way Out, können von schwedischen Gardinen nicht lange aufgehalten werden. Denn Ausbrechen ist das eine, den Fängen der Polizei entgehen das andere. A Way Out begleitet die Hauptfiguren bei der Flucht, durch Wälder, über Stock und Stein, durch Krankenhäuser bis hin zu einem furiosen Finale im Regen.
A Way Out ist ausschließlich ein Koop-Spiel. Am Start darfst du dich zwischen dem hitzköpfigen Leo und dem kalkulierenden Vincent entscheiden. Wenn niemand auf der Couch neben dir sitzt, kannst du über die Spieleplattform Origin einen Freund zu dir einladen. Und der oder die braucht nicht einmal das Spiel – ein feiner Zug des Publishers EA. Mit der Free Friend Trial könnt ihr das gesamte Spiel gemeinsam durchzocken, mit nur einer Kopie (um 30 Euro aber auch nicht die Welt). Auf den Konsolen muss man als nichtzahlendes Gegenüber die Demo-Version des Spiels runterladen.
Leo sitzt schon seit einem halben Jahr im Knast. Im Hof macht er regelmäßig Klimmzüge und Liegestütze. Vincent wurde gerade eingeliefert und vertritt sich gerade die Beine als Leo von vier Sträflingen angegriffen wird. Der Frischling wird von Schaulustigen mit ins Getümmel geworfen und schlägt sich auf Leos Seite. Im Krankenzimmer lernen sich die beiden Männer näher kennen. Sie entdecken ein gemeinsames Hassobjekt – Harvey. Er ist für ihre Haftstrafen verantwortlich. Sie müssen einander vertrauen, um fliehen zu können.
Primär ist A Way Out eine knallharte Gangster-Story, wenige Klischees werden auf der Flucht ausgelassen. Das heißt nicht das Zwischendurch nicht auch Zeit für eine Runde Basketball oder Vier Gewinnt ist. Je nach Schauplatz gibt es einige lustige und abwechslungsreiche Minigames zu entdecken. Aber keine Sorge, die Action kommt nicht zu kurz. Besonders zum sehens- und spielenswerten Grande Finale fließt das Blei in Strömen. Wobei leider die Steuerung mit Controller aber auch mit Maus/Tastatur in den Shooter-Passagen zu wünschen übrig lässt. Zu unkontrollierbar ist der Rückstoß und zu unpräzise die Waffen.
Die klassische Third-Person-Perspektive schaut den Zweien immer über die Schulter, innovativ ist die permanente Sicht auf beide Spieler. Je nach Situation bekommt Leo oder Vincent mehr vom Bildschirm, meist teilen sie sich den Platz aber brüderlich. Auch im Online-Koop sieht man immer, was das Gegenüber im Schilde führt oder wie viele Darts er gerade auf die Triple-20 geworfen hat. Da bei allen Minigames auch mitgezählt wird, ein Highscore erfasst wird, bleibt man gerne länger im Trailerpark und schlägt ein paar Bälle in Richtung der nächsten Plakatwand.
A Way Out ist die spirituelle Fortsetzung des grandiosen Brothers, das mit seiner verrückten Steuerung und faszinierenden Geschichte 2013 bezaubern konnte. Der ehemalige Filmemacher Josef Fares (der mit Brothers einige namhafte Game-of-the-Year-Preise abstauben konnte) hatte volle kreative Freiheit, um seine neue Vision umzusetzen. Das merkt man an jeder Ecke, überall verstecken sich kleine Details, vielerorts haben NPCs was zu erzählen oder es laden Instrumente zum Musizieren ein.
Mit rund 6 Stunden Spielzeit hat A Way Out kaum Längen. Motivierte können an einem Abend durchpowern oder man macht eine Pause nach dem Ausbruch, bei ungefähr der Hälfte des Spiels. Die vielen Kapitel sind fair umrissen, und wenn man mal spontan aufhören muss, ist es kein Beinbruch.
Ruf deinen besten Spiele-Buddy an, er/sie soll sich ein paar Stunden Zeit nehmen. A Way Out ist ein unvergleichliches Erlebnis! Es versucht Dinge, die noch kein Spiel versucht hat. Auch wenn die klischeehafte Story teilweise vorhersehbar ist, macht das gemeinsame Erleben der Welt einen wahnsinnigen Spaß.
Gemeinsam auf der Couch vorm Fernseher ist die ideale Konstellation, aber auch jeweils im Unterhemd aufm Computersessel in verschiedenen Bundesländern, bleibt A Way Out durchgehend packend und spannend. Die Grafik ist solide und erfüllt ihren Zweck, aber mit dem permanenten Splitscreen hätte ich mir mehr Spielereien oder orginellere Einsätze erhofft. Zu oft ist der Bildschirm einfach nur 50/50 geteilt, an sich schon ein Novum, aber da wäre noch mehr Hollywood drinnen gewesen.
Unbedingt zuschlagen, auf der Plattform deines Vertrauens. Die Free Trial für einen Freund ist noch das Sahnehäubchen.
In unserer Spieler-Rubrik stellen wir die neuesten und besten Games vor. Bookmarke schon mal unsere Seite. Und wenn du wieder gemeinsam in ein Abenteuer starten willst – lass dich doch von unseren zehn liebsten Couch Co-op Spielen inspirieren:
Alle Bilder (c): Hazelight Studios
Der Grafiker und Art Direktor (Helden der Freizeit, Styria Verlag) aus Wien ist ein absoluter Game- und Film-Kenner. Das zeigt das in seinen Tests und Bestenlisten.