Bruce Willis macht wieder mal Verbrecher kalt und in Death Wish einen auf Charles Bronson. Weil die Justiz versagt, nimmt er als Doktor im Kapuzenpulli das Gesetz selbst in die Hand. Der einfach gestrickte Rachefeldzug läuft ab 8.3. bei uns im Kino. Unterhaltend oder voll daneben? Unsere Death Wish Kritik.
7. März 2018: Wir kennen das ja schon von alten Western. Der Dorfsheriff ist ausgeritten, woanders beschäftigt oder unfähig und die Bösewichte dürfen ungestraft ihr Unwesen treiben. Bis sie dem falschen Typ in die Suppe spucken und der das Gesetz selbst in die Hand und die Schlawiner auseinander nimmt. Death Wish – das Remake des Charles Bronson Klassikers Ein Mann sieht rot von 1974 – folgt diesem Hollywood-Schema-F. Was ja noch nicht unbedingt schlecht sein muss, denkt man an so gelungene Rachefilme wie Kill Bill oder das verstörende Falling Down mit Michael Douglas.
Ist der neue Bruce Willis Film (Kinostart: Donnerstag 8.3.) ein Volltreffer oder ein Schuss ins Knie? Wir haben ihn schon gesehen und verraten es euch in unserer Death Wish Kritik.
Darum geht’s: In Chicago ist die Polizei mit der steigenden Kriminalität überfordert. Mittendrin lebt Paul Kersey (Bruce Willis) ein braves Saubermann-Leben. Als Arzt in der Notfallambulanz versorgt er Gesetzeshüter wie böse Buben emotionslos mit der gleichen kühlen Miene. Bis eines Tages in seiner Abwesenheit eine Bande ausgerechnet an seinem Geburtstag (mal nicht zu Weihnachten wie bei Stirb Langsam) sein schönes, großes Haus überfällt. Der Einbruch eskaliert. Pauls Frau Lucy (Elisabeth Shoe, Leaving Las Vegas) wird erschossen, die bildhübsche Tochter Jordan (Camila Morrone) landet im Koma.
Damit beginnt Pauls Rachefeldzug allerdings noch nicht. Im Leben hat er scheinbar trotz harter Kindheit (gewalttätiger Vater) gelernt alles runterzuschlucken. Am Besten bei einer Fahrt mit der U-Bahn. Erst als er merkt das Detectiv Raines (Dean Norris) bei den Ermittlungen nicht weiterkommt, zieht er sich einen Kapuzenpulli über und geht auf Verbrecherjagd. Schnell landet er als Grim Reaper (Sensenmann) in den Schlagzeilen. Und die ganze Stadt samt Medien diskutiert nun darüber, ob dieser Mann ein Fluch oder ein Segen ist. Der Stoff wäre prinzipiell ja nicht unspannend. Was Regisseur Eli Roth (Hostel) daraus gemacht hat, ist aber leider genau das. Wobei die Schauspieler ihren Teil dazu beitragen.
Bruce Willis zeigt kaum Emotionen. Was in seiner Rolle als Arzt noch gut funktioniert, sorgt später dafür, dass einen der Film nicht so bewegt, wie er könnte. Kaum vorstellbar, was in einem Mann vorgeht, wenn mit Frau und Tochter so etwas passiert. Umso mehr will man sich als Zuseher in die Hauptfigur hinein versetzen. Willis hilft uns leider kaum dabei. Der in Breaking Bad so geniale Dean Norris darf hier in ähnlicher Position leider nur den etwas arbeitsfaulen, langweiligen Ermittlungsleiter mimen, der Pizza mag und Bio-Riegel verabscheut. Vincent D’Onofrio erfüllt als junger Bruder Frank Kersey, der Paul gern um Geld anhaut und sonst kaum zu gebrauchen ist, auch nur ein Klischee. Und die Bösewichte haben so wenig Leinwandzeit, dass man sich nach dem Film kaum mehr an sie erinnert – noch eher an ihre zerplatzten Schädel.
Und doch schüren manche Szenen kurz die Hoffnung, dass die Story und ihre Botschaft etwas komplexer und weniger überflüssig ausfallen, als befürchtet. Beispielsweise als Paul in einen Waffenshop geht und ihn doch ohne Kanone verlässt. Oder als er sich bei der Jagd auf Gangster zuerst ungeschickter anstellt, als es seine Coolness vermuten lässt. Doch diese Hoffnung stirbt so schnell wie Kerseys Feinde. Was übrig bleibt ist das: Kauf dir eine Waffe. Mach die Bösen meier. Und die Welt sieht gleich viel besser aus.
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Einmal abgesehen von der plumpen Message des Films ist Death Wish vor allem eines. Ziemlich austauschbar. Dass ein Bruce Willis mit Knarre auf einem Kinoplakat noch immer zieht, zeigt der passable Start in den USA (13 Millionen Dollar am ersten Wochenende). Allein, der Funke will bei diesem Streifen einfach nicht überspringen. Weder ist er so unterhaltend, wie es das Ende des Trailers suggeriert, noch weiß er einen dramatisch mitzureißen (ähnlich wie zuletzt der Thriller Schneemann mit Michael Fassbender – hier unsere Kritik). Dafür sind die Hauptfiguren zu flach und die Geschichte zu wenig überraschend.
Trotz der blutigen Szenen bleibt Death Wish daher erstaunlich blutleer. Und das, obwohl die Thematik der liberalen Waffengesetze als polarisierendes Thema viel hergegeben hätte. Helden-Tipp! Wer Bruce Willis mag, kann seine Zeit besser in einen Stirb Langsam Abend investieren. Und Fans cooler Rachefeldzüge greifen lieber zu einem guten alten Western. (ak)
Wer sich trotzdem selbst ein Bild von Death Wish machen will: Bei unseren Kollegen von beyondpixels.at gibt es hier noch bis 8. März Karten zu gewinnen.
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