Genau heute vor 40 Jahren erschien der Atari 2600. Wie er nun ein großes Comeback feiert. Plus: Die 10 liebsten Spiele aus meiner persönlichen Schatzkiste.
von Anaking
11. September 2017: Nur ein sehr erfahrener Pilot kann diese Zone überleben. Der Spacecopter muss nach rechts und links manövriert werden, um den gefährlichen Felsvorsprüngen auszuweichen. Auf der linken Seite strecken sich die Fangarme der Garimen aus, und rechts stellen sich feindliche Stützpunkte, Barrikaden, Kräftefelder und schwebende Paynesen in den Weg. (aus der Anleitung von Vanguard)
Alles verstanden? Nein? Kein Problem. In Wahrheit geht es nur um ein paar Pixel. Wobei. Was heißt da “nur”? So schön war die Videospiel-Welt, als man sie sich noch mit viel Fantasie zusammenträumen musste. Genau heute vor 40 Jahren (am 11. September 1977) erschien in den USA die legendäre Atari 2600 Spielkonsole. Ein weltweites Phänomen nahm seinen Anfang – über 1200 Spiele erschienen dafür. Und es begann eine schwere Zeit für Mütter, die ihre Kinder kaum noch von der Glotze wegbrachten.
40 Jahre später sorgt die Retrowelle für ein mehrfaches Comeback. Im November erscheint ein Joystick mit 50 Spielen um 29,90 Euro und ein besonders schmucker Handheld in Holzoptik um 44,99 Euro. Als echte Konsole ist eine Ataribox für 2018 angekündigt – abgesehen von der Optik sind über sie aber noch kaum Details bekannt.
Was macht den ungebrochenen Reiz dieser Konsole aus? Für die Helden begebe ich mich auf eine persönliche Spurensuche und stelle euch die 10 liebsten Atari-Games meiner Kindheit vor.
Liebe auf den ersten Blick! Der Atari 2600 war meine erste Spielkonsole. Wie viele Kids der späten 70er und frühen 80er fand ich ihn unter dem Christbaum. Meiner war die komplett schwarze Darth Vader Edition. Ein Joystick mit nur einem Feuerknopf – mehr brauchte es nicht für die Bedienung. Und die meisten Games spielten sich ohne scrollen auf einem einzigen Bildschirm ab. Immerhin konnte man noch zwischen Schwarz/Weiss und Farbe und zwei verschiedenen Schwierigkeitsgraden wählen. Mit der Select-Taste switchte man zwischen den Levels hin und her. That’s it! So schön einfach war das damals.
Der Unterschied zwischen dem, was liebevoll illustriert auf der Verpackung als Held verkauft wurde und dem tatsächlichen Pixel-Ich war gewaltig. Das störte mich freilich gar nicht. Beim Kramen in meiner Atari-Erinnerungskiste stellte sich bei allen Spielen sofort ein wohlig, nostalgisches Gefühl ein.
Hier 10 Games, die mir besonders ans Herz gewachsen sind.
Holadrio! Ein Ski-Spiel. Es geht entweder durch Tore – Riesentorlauf-ähnlich – oder ganz Freeride-mäßig zwischen Bäumen und über Felsen so schnell wie möglich den Berg hinunter. Die Bestzeiten notiert man sich. Es gibt ja keine Speicherfunktion. Die Challenge: Die Strecke in der Falllinie möglichst ohne Bremser hinunterrasen. Dafür muss man die Kurse auswendig kennen. Fährt man gegen ein Hindernis gibt es ein grausliches Geräusch. Und es dauert gefühlt ewig, bis sich das Manderl wieder aufrichtet.
Catch me if you can! Es gilt alles leerzufressen bevor die Geister einen erwischen. Vielleicht nicht mein Lieblingsspiel aber mein erstes Computerspiel überhaupt. Eigentlich dachte ich ja, was man als Kind kann, beherrscht man später nicht mehr. Denkste. Als Erwachsener musste ich feststellen, dass ich Pac Man dank der richtigen Linienwahl sogar unendlich lange spielen konnte.
Simples Räuber und Gendarm Spiel. Du startest im Erdgeschoss und verfolgst den nach oben flüchtenden Dieb. Natürlich gilt es dabei Hindernisse zu überwinden. Schlüsselfaktor: Der Aufzug. Befindet er sich zufällig in der richtigen Etage lässt sich die Jagd angenehm verkürzen. Wenn nicht, heißt es deppert rumstehen und warten oder den Umweg über die Rolltreppe nehmen. Der größte Glücksmoment in Keystone Kapers ist, wenn man den Aufzug im Vollsprint im allerletzten Moment erwischt.
Das erste Spiel, das im Bündel mit der Konsole ausgeliefert wurde, ist zu zweit ebenfalls ein echter Hit. Man duelliert sich mit Fliegern oder Panzern mit mehr oder weniger Hindernissen. Der Coup: Wer auf einer Seite des Bildschirms verschwindet, taucht schräg gegenüber auf der anderen wieder auf. Ebenso die abgegebenen Schüsse – denen man mit dem Stick einen Effet mitgeben kann. Das sorgt für ein höchst unterhaltsames Kampfchaos. Combat war sicher ein Top-Launchtitel für die Konsole.
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Vom Prinzip ein bisserl wie Donkey Kong – nur eben mit einem Kangoroo, das hüpft und die Hindernisse auch wegboxen kann. Wahrscheinlich das süßeste Atari-Spiel neben den Schlümpfen. Dafür aber knackig schwer.
Mit einem Flieger gilt es bei Sky Jinks, ähnlich wie beim heutigen Red Bull Race, möglichst schnell an Toren vorbei zu fliegen und Balonen auszuweichen. Mit dem satten Grün im Hintergrund eines der graphisch schöneren Atari-Spiele. Ein bisserl die Sommervariante von Skiing.
Ganz simpel. Links und rechts nähern sich bunte Balken, die wachsen. Man steuert in der Mitte mit einem Gleiter nach oben und unten und zerstört die Balken mit Schüssen, möglichst bevor sie zusammenwachsen. Sonst ist der Spaß vorbei.
Eigentlich ein Pong mit Netz und je zwei Figuren, die man gleichzeitig parallel bewegt. Es geht sehr rasant zu, wodurch man sich flotte Schlagabtäusche liefert. Und man zuckt bei dem grauslichen Mono-Geräusch zusammen, wenn der Ball im Out landet. Schön: Bei richtig langen Partien geht am Pixel-Court die Sonne unter. Helden-Tipp! Ebenfalls ein Hit für 2 ist das Spiel Ice Hockey. Irgendwann verdreschen und foulen sich beide Spieler nur noch mit dem Schläger – weil es so schön gemein und auch noch erlaubt ist.
Eines der anspruchsvollsten Spiele. Ganz kurz werden Bauwerke eingeblendet. Nun gilt es sie nachzubilden. Fies: Ein Manderl kann einem die Leiter fladern. Ein Hund will einen beißen und ein Gewitter zerstört immer die oberste Baureihe. Also heißt es: Merken, bauen, kraxeln, flüchten. Am besten alles gleichzeitig. Master Builder – arbeiten in einem ständigen Stresszustand. Und das obwohl nicht mal ein Chef in der Nähe ist.
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Mein letztes Spiel, das ich mir einst für den Atari 2600 geleistet habe. Ein Flipper der, auch wenn das heute ein bisschen blöd klingt, damals eines der graphisch besten und spielerisch ausgereiftesten Games war. Und eines, an dem man sich süchtig spielen konnte. Dass die Kugel ein Pixel-Quadrat ist, stört da nicht weiter. Der beste Flipper auf dem Atari spielt sich rasant und das System mit den fünf Farbfeldern ganz oben, die Multiplikatoren auslösen, ist höchst motivierend. Flip! Flip!
Haarscharf nicht in meine persönlichen Top-10 geschafft, aber aber einen Ehrenplatz in meiner Sammlung haben auch: Tennis, Super Breakout, Fishing Derby, Pole Position (mein erstes Formel-1-Spiel), Freeway (wie Frogger nur mit Henderl), Moon Patrol und Mouse Trap. Nicht zu vergessen: Centipede, Damon Attack und Robot Tank, das ich immer bei meinem Cousin gespielt hab. Und natürlich Vanguard. Ja, ja, ich weiß: Obacht vor den Garimen und Paynesen.
Fazit: Der Atari 2600 ist auch heute noch immer mal für eine kurzweilige Zockerei zwischendurch gut.
In unserer Spieler-Rubrik findet er Reviews, Vorschauen und News zu aktuellen Games, aber auch andere Retro-Tests. So wie diese::
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Der Chefredakteur der Helden der Freizeit hat das Onlinemagazin 2016 ins Leben gerufen und ist seit 2000 als Sportjournalist im Einsatz. Bei heldenderfreizeit.com ist er spezialisiert auf actiongeladene Outdoor-Aktivitäten, Ausflüge, Videos, Spiele, Filme, Serien und Social Media.