Einen Blick hinter die Kulissen des altehrwürdigen Gebäudes verspricht die kostenlose Führung durch das Parlament in Wien. Daniel und Sabrina haben die Tour für euch getestet und verraten, ob sich der Besuch lohnt!
von Sabrina Farkas
Stets präsent und von uns Wiener:innen doch selten beachtet steht das frisch sanierte Parlamentsgebäude an der Ringstraße. Als wir erst unlängst erfuhren, dass es besichtigt werden kann – und das auch noch kostenfrei – stand schnell fest, wohin unsere nächste Stadterkundung führen wird.
Die Führungen sind 28 Tage vor dem jeweiligen Termin über die Website des Parlaments kostenlos buchbar. Sie finden von Montag bis Samstag zwischen 10:45 und 15:45 Uhr im Stundentakt statt und dauern 55 Minuten beziehungsweise 85 Minuten. Die Führung ist in acht verschiedenen Sprachen buchbar.
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Wir finden uns 20 Minuten vor Beginn der gebuchten Führung beim Haupteingang des Parlaments hinter dem Pallas-Athene-Brunnen ein. Dort weisen wir unsere Lichtbildausweise (Reisepass oder Personalausweis) vor und passieren die Sicherheitskontrolle.
Wir folgen den Richtungsangaben eines freundlichen Mitarbeiters und finden uns bald im Besucherzentrum wieder – von dem wir euch hier bereits berichtet haben. Nachdem wir unsere Jacken in Garderobenkästchen verstaut und dieses mit einer 2 Euro Münze versperrt haben, erhalten wir am Schalter unsere Tickets.
Dann nützen wir noch die Zeit, uns ein wenig umzusehen: Im Besucherzentrum werden die verschiedenen Stationen der Demokratie interaktiv dargestellt. In Nebenräumen entdecken wir außerdem eine Fotoausstellung mit den Gewinnerbildern des Global Peace Photo Awards und die Gelegenheit, Regierungsmitgliedern, die in Lebensgröße auf Leinwänden auftauchen, Fragen zu stellen. Und auch der altehrwürdigen Bibliothek statten wir eine kurze Stippvisite ab.
Anschließend begrüßt uns zum Beginn der Parlament-Führung um 15:45 eine Mitarbeiterin. Wir erfahren einige erste Fakten über die Entstehung des Parlamentsgebäudes Ende des 19. Jahrhunderts und dessen Sanierung, die von 2018 bis 2022 stattgefunden hat. Dann geht es los in den spannenden Architekturmix aus Alt und Neu: Über eine neu gebaute Treppe, die uns als Kunstwerk für sich präsentiert wird, erreichen wir einen prunkvollen Saal mit Marmorsäulen.
Nach einem genauen Blick auf deren raffinierte Restaurierung geht es weiter in den vorderen Teil des Parlaments: Aus diesem Winkel durchs Fenster haben wir die Pallas Athene bisher noch nicht gesehen. Aber auch im Haus selbst gibt es hier natürlich allerhand zu entdecken, von historischen Statuen über saniertes Mauerwerk bis hin zu moderner Kunst, die sich harmonisch ins Gesamtbild einfügt.
Durch einen antik wirkenden Gang, in dem wir das einstige Lüftungssystem präsentiert bekommen und die Zigarrenablagen bestaunen, erreichen wir den historischen Sitzungssaal. Prunkvoll ausgestattet und bis ins Detail mit Verzierungen übersät, können wir uns hier kaum sattsehen und -fotografieren. Videoaufnahmen sind leider während der Führung nicht gestattet.
Als nächstes gelangen wir in den Bundesratssaal, wo wir Platz nehmen dürfen. Unser Guide gibt uns auf einem der vielen Monitore, die im Gebäude verteilt aufgestellt wurden, einige Einblicke. Anschließend besichtigen wir noch den Nationalratssaal, der uns aus dem Fernsehen bekannt ist, bevor wir uns ins Obergeschoß begeben. Von dort haben wir nicht nur einen tollen Blick auf den Saal, sondern auch über die Stadt. Hier ist auch die Demokratiewerkstatt zu Hause und tagsüber gut besucht, weshalb dieser Teil des Gebäudes nur im Rahmen der 15:45 Führungen für Besucher:innen zugänglich ist.
Nach der Verabschiedung durch unsere Führerin werfen wir am Rückweg noch einen Blick in die Ausstellung zur Sanierung des Gebäudes. Rund 80 Minuten nach Beginn der Führung kommen wir schließlich wieder beim Besucherzentrum an. Bevor wir uns auf den Heimweg machen, genießen wir noch die Atmosphäre im kleinen Agora Café. Alternativ stünde im Dachgeschoß auch ein Bistro für Besucher:innen offen beziehungsweise zu anderen Uhrzeit auch das KELSEN Restaurant und die Kantine.
Wir fanden die Führung sowohl spannend als auch lehrreich. Der inhaltliche Fokus lag stark auf der erfolgten Restaurierung des Gebäudes und weniger auf politischen Themen. Besonders interessant waren die kleinen Details, die wir ohne Hinweis durch unsere Führerin bestimmt nicht entdeckt hätten. Auch die Hintergrundinformationen zu einigen der Herausforderungen, die im Zuge der Renovierung gemeistert wurden, haben uns gut gefallen.
Das Parlament steht als öffentliches Gebäude grundsätzlich allen zur Verfügung. So können gegen Voranmeldung beispielsweise Plenarsitzungen des Nationalrats live und kostenlos von der Galerie aus mitverfolgt werden. Auch das Besucherzentrum, von dem wir bereits für euch berichtet haben, steht gebührenfrei für registrierte Besucher:innen bereit.
Weitere Besichtigungen, die gebührenfrei über die Website des Parlaments gebucht werden können, sind die Kinder- und Familienführung, die Führung durch die Bibliothek, “Parlamentarismus und Frauen” und die Kunstführung. Und auch das Palais Epstein, das seit 2005 vom Parlament genutzt wird, kann kostenlos im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Für die Teilnahme daran ist keine Registrierung notwendig. Treffpunkt ist jeden Samstag um 10:30 und 12:30 am Welcome Desk des Parlaments.
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Alle Fotos: (c) heldenderfreizeit.com
Als Luftakrobatiktrainerin und Yogalehrerin darf ich jeden Tag meine Begeisterung mit meinen Schülerinnen teilen. Das Schreiben liebe ich schon seit meiner Jugend. Seit 2020 schreibe ich Gastartikel für Magazine und Kurzgeschichten auf story.one, aus denen bereits zwei Analogien entstanden sind. Außerdem erkunden mein Mann und ich, so oft wir können, auf Reisen die Welt.