Wir holen die besten heimischen Artists vor den Vorhang. Alben, die modernsten Funk bieten, EPs von sesshaften Nomaden, Singles, die berühren und abshaken lassen. Das und mehr bietet die beste neue Musik aus Österreich diesen Winter. Bei uns bekommst du die Creme de la Creme der Releases aus Dezember, Jänner und Februar in einer großen Story präsentiert. Als Draufgabe gibt es auf Spotify eine Playlist mit den verschiedenen Neulingen.
von Patrick Meerwald
Entdecke die neuesten Alben, EPs und Singles, die nur darauf warten, sich in deinem Ohr einzunisten. Wir haben spannende Infos zu den Releases und vieles mehr für dich zusammengestellt. Den Abschluss bildet eine Spotify-Playlist, mit der du alle Veröffentlichungen anhören kannst. Am besten genießt du die Musik unserer heimischen Künstler:innen natürlich live – dazu findest du in unserem Guide die besten Konzertlocations in Wien.
Der Schmusechor hat sich in den letzten Jahren einen Namen gemacht, indem er die traditionellen Grenzen der Chormusik aufbricht und neue, genreübergreifende Ausdrucksformen findet. Besonders hervorzuheben ist bei dieser Truppe ihre Haltung zu Themen wie Geschlechterrollen, Feminismus und queerer Sichtbarkeit. Das Debütalbum ist eine Live-Aufnahme, die aus Mitschnitten ihrer Konzerte im Radiokulturhaus und ihrem ersten Neujahrskonzert im WUK besteht. Auf dem Album finden sich mehrstimmige Arrangements von bekannten Songs verschiedenster Künstler:innen, darunter Radiohead, Miley Cyrus, Woodkid oder auch Billie Eilish. Das Album gibt einen tiefen Einblick in die aufregende und stets hinterfragende Ästhetik des Chores.
Amore machte Wanda zu einem festen Bestandteil der deutschsprachigen Musikszene. Zum zehnjährigen Jubiläum ihres bahnbrechenden Albums beschenkte die Band ihre Fans mit einer besondere Edition. Der Langspieler, der 2014 mit dem Hit Bologna die Musikwelt eroberte, wurde als Gatefold-LP mit einer exklusiven 12-Inch-Picture-Disc und einer Bonus-Single in Herzform neu aufgelegt. Die Bonus-Platte enthält eine Liveversion von Bologna, aufgenommen beim Donauinselfest 2024, sowie das 2010 aufgenommene Ich Will Schnaps. Natürlich ist auch das originale Album mit bekannten Tracks wie Luzia, Auseinandergehen ist schwer und Easy Baby in seiner vollen Pracht enthalten.
Mit ihrem Debütalbum Unsere Facetten brachte Chovo eine intime und emotionale Sammlung von Songs heraus, die sehr viele persönliche Geschichten der Künstlerin erzählen. Das Album spiegelt ihre Reise durch komplexe Gefühle wie Herzschmerz, Selbstverwirklichung und die Herausforderungen des Frau-Seins wider. Jeder Song ist ein Stück von dem Menschen Chovo selbst, wie sie berichtet. Beste Beispiele sind Spielplatz, das erzählt von langjährigen Freundschaften, oder Mama sagt, das die schwierige, aber prägende Beziehung zu ihrer Mutter berührend in Melodien gießen kann. Dieses Album ermutigt mehrfach, als Frau in einer patriarchalen Gesellschaft die Stimme zu erheben.
Die Singer-Songwriterin, die Wurzeln in Österreich und Südafrika hat, wählt bewusst Englisch und Afrikaans als Ausdrucksmittel, um sowohl ihre persönliche als auch kulturelle Ambivalenz zu thematisieren. My Vreemde Kind beleuchtet die Spannungsfelder zwischen Kulturen, Sprachen und unterschiedlicher Identitäten. Clara Montocchio schafft es, diese Komplexität in Musik zu übersetzen, die zum Nachdenken anregt.
Die Grazer Crossover-Jazz-Formation Tuesday Microgrooves beglückte uns Anfang Jänner mit ihrem neuen Album. Darauf setzen sie ihre genreübergreifende musikalische Reise fort. Das Quartett verbindet Jazz, Funk, Soul, Klassik und Pop in einem einerseits abwechslungsreichen, gleichzeitig auch stimmigen Klangbild. Mit großer Experimentierfreude und viel Präzision schaffen sie ein Album, das komplexe Rhythmen, eingängige Melodien und eine Vielzahl emotionaler Facetten gekonnt kombiniert.
Das selbstbetitelte Album AVEC von Miriam Hufnagl erscheint am 24. Jänner. Es bietet eine authentische, handgemachte Klangwelt, die von persönlichen Erlebnissen der letzten Jahre geprägt ist. Zwischen Verlust, Liebe und Selbstreflexion verarbeitet die Musikerin Themen, die ihre Vielschichtigkeit als Künstlerin und Mensch hervorheben. Inspiriert von unter anderem Momenten wie Zugfahrten oder ihrem wöchentlichen „Plant-Care-Day“ schafft AVEC eine intime Verbindung zu ihren Hörern. Das Cover, unterstreicht die persönliche Note des Albums, da auf diesem Schafe, ihre Lieblingstiere, zu sehen sind.
Spitting Ibex, rund um die äußerst vielseitige und mit Energie voll gepumpte Tanja Peinsipp, veröffentlicht Anfang Februar ihr viertes Album. Sie bringen einen frischen, funkigen Wind in die Musiklandschaft. Dabei schafft es die Truppe, einen gekonnten Brückenschlag zwischen verschiedenen Musik-Generationen entstehen zu lassen. Mit Einflüssen aus den letzten Jahrzehnten bis heute, schnüren sie diese in ein dynamisches und kompaktes Gesamtwerk. Diese Band versteht es, fetzige Rhythmen diverser Genres mit einem großartigen modernen Spin zu versehen. Abgerundet wird dieses Stück neue Musik mit einigen Feature-Artists, die das gesamte Album auf ein neues Niveau hieven.
Die neue Musik von Monokay verspricht eine aufregende musikalische Reise durch verschiedene Genres, die mit roher Energie und einer einzigartigen Mischung aus Hardcore, Punk, Alternative Rock und Shoegaze aufwartet. Sie ist eine Einladung, sich von kraftvollen, schnellen Tracks mitreißen zu lassen. Die Songs sind nicht nicht übermäßig schwerfällig oder gar extrem, vermitteln sie trotzdem eine starke, ungebändigte Energie, wie für Liveshows gemacht!
Die sechs Tracks zählende EP Sesshafte Nomaden von Dame, die im Dezember veröffentlicht wurde, behandelt Themen wie persönliche Weiterentwicklung, Lebensbalance, Zukunftsperspektiven und die Suche nach einem Platz in der Welt. Sie beleuchtet, wie Dame trotz seiner „sesshaften“ Existenz und den festen Strukturen seines Lebens weiterhin als Nomade in seinen Gedanken und seiner Kunst bleibt. Diese Ambivalenz gießt der Rapper gekonnt in tolle Texte mit starkem Flow!
Caterina Lees erste EP Gilding the Lily vereint Elemente aus Alternative Soul, Jazz, Neo-Soul und Hip-Hop und widmet sich in fünf Songs dem Thema Romantisieren. Sie setzt sich mit Gefühlen wie Liebe, Erwartung und Enttäuschung auseinander und beleuchtet die Spannung zwischen Wunschvorstellung und Realität. Begleitet wird sie von einer hochkarätigen Band und Gastmusiker:innen. Die EP lädt ein, den Akt des Romantisierens zu hinterfragen und sich die Schönheit des Augenblicks viel zu bewusster zu machen.
Nach ihrem Album-Release im vergangenen September, jagten LEYYA im Dezember den nächsten Release nach! The Real Deal kombiniert elektronische Klänge mit einem sehr eingängigen, fast hypnotischen Rhythmus. Der Track beschreibt die Suche nach Wahrheit und Authentizität in einer Welt, die oft von Oberflächlichkeiten und Fassaden geprägt ist. Es geht um das Streben nach echter Verbindung und dem Wunsch, sich selbst treu zu bleiben
Einen coolen Weihnachtssong liefern insgesamt fünf verschiedene Artists in einer gemeinsamen Collab. What It Means To Me kam rechtzeitig zum zweiten Adventsonntag raus und zeigt, wie gut weihnachtliche Besinnlichkeit mit punk-rockigem Ambiente matchen kann. FANNI, M.Y.R., Orange Skies, SEBi! und Zug nach Wien haben gemeinsam einen Song kreiert, der die Herzen in der Adventszeit erwärmen sollte – voller Energie und einer gehörigen Portion Weihnachtsrock. Der Anstoß der Collab war der Band Fußballcup, bei dessen Erlös den Wiener Frauenhäusern gespendet wurde. Der Song soll den Zweck des Cups weitertragen und auf eine gemeinsame Spendenaktion aufmerksam machen. Stand Jänner sind via gofundme bereits 1.290 Euro zusammengekommen.
Univ.-Prof.in Dr.in Martina Marabei der JKU (Johannes Kepler Universität) fragte bei den Musiker:innen Yasmo & Flip von Texta an, zur Reflexion über die immer weiter wachsende Präsenz und die Auswirkung von KI einen Song zu machen. Entstanden ist letztendlich ein zu gleichem Maße humorvoller und zugleich tiefgründiger Hip-Hop-Track. Dieser clevere Mix ruft gekonnt auf, diese neuesten Tools weiterhin kritisch zu hinterfragen und nicht alles, was daraus kommt, für bare Münze zu nehmen.
In gewohnter Manier reflektiert Ja, Panik die Herausforderungen und die Zynik der modernen Welt. Ihre neue Musik beschreibt das Gefühl der Resignation und der Leere in einer Zeit, in der alles wenig Bedeutung zu haben scheint. Zwischen Konsum, Selbstoptimierung und der Suche nach Ablenkung zeigt der Song eine düstere, aber nicht hoffnungslose Perspektive. Mit Lyrics wie „Es ist alles so sad, wie Sex in Deutschland am Sonntag“ fangen die Indie-Größen die tragikomische Zerrissenheit der heutigen Zeit treffend ein. Der Song bleibt zwar direkt, verfällt dabei aber nicht in verzweifelte Bitterkeit.
Purple, rund um den sehr passionierten und durch seine beeindruckende Theatralik auffalenden Noah Sarich, beglückten uns im Dezember mit ihrer neuen Single Fancy Gloves. Der Song mischt melancholische Klänge mit einem Hauch von Optimismus und hebt sich mit seiner energiegeladenen Atmosphäre hervor. „Pull yourself together!“ lautet dabei nicht nur ein Appell an sich selbst, sondern auch ein kleiner Neujahrsvorsatz, der die Hörer:innen dazu ermutigt, trotz der Herausforderungen des Lebens zusammenzuhalten. Der Titel bringt uns schwungvoll ins neue Jahr und bietet einen Hauch von Hoffnung inmitten der Winterkälte.
Die gebürtige Russin erzählt in ihrem aktuellsten Release von einer emotionalen Achterbahnfahrt, die das Leben mit sich bringen kann. Generell ist das Lied sehr nah an der Biografie der Künstlerin dran, die erst vor wenigen Jahren nach Österreich kam und viele Hürden meistern musste, um dieses Glücksgefühl, das sie nun hat, fühlen und entfalten zu können. Diese neue Musik ist ein echter Mutmacher für alle, denen das Herz gebrochen wurde oder jene, die am Konzept Liebe zweifeln.
Die Künstlerin schafft, mit ihren Melodien, die sie übrigens auch selbst produziert und komponiert, Stimmungen zu schaffen, die ihre Hörer:innen sofort fesseln und hellhörig werden lassen. Die Beats laden dazu ein, sofort mit zu viben. Dazu kommen sehr klare und tiefgründige Messages, die ihre Songs auf ein neues Level heben. Like a Drug ist da keine Ausnahme. Der Text thematisiert eine toxische Dynamik, die gleichermaßen anziehend wie zerstörerisch wirkt. Trotz der negativen Aspekte – das Gefühl, festzustecken, und die innere Unruhe – ist die Verbindung auch faszinierend und schwer loszulassen. Diesen Zwiespalt präsentiert The Rising Soula sehr ergreifend!
Lou Asril, der mit seinen eingängigen und tanzbaren Songs lange Zeit für Aufsehen sorgte, meldet sich mit seiner neuen Single Bang Bang stark zurück. Nach einer kreativen Pause ist er nun wieder da – und das gleich mit einem Kracher. Bang Bang ist eine energiegeladene, groovende Nummer, die den Asril-Sound in einem frischen, neuen Gewand zeigt. Die Single setzt das Tanzbein sofort in Bewegung. Auch wenn Lou eine Weile gebraucht hat, um seinen neuen Sound zu finden, zeigt dieses Lied eindrucksvoll, dass sich das Warten definitiv ausgezahlt hat.
Fati Moganas Neuling beschreibt die Reise zurück zu sich selbst und der Kraft der Intuition. Er thematisiert die Herausforderungen des Lebens – die Unordnung, die schwierigen Entscheidungen und die Unsicherheiten – und erinnert daran, dass die Antworten oft bereits da sind, erst aber bewusst gemacht werden sollten. Die Botschaft richtet sich an Menschen, die nach Klarheit, Stärke oder einem Anstoß suchen, an ihre eigene Intuition zu glauben und sich von ihr leiten zu lassen. Der Song ermutigt dazu, innezuhalten, auf das eigene innere Wissen zu hören!
Jackpot dreht sich um die Komplexität von Wünschen und deren potenziellen Gefahren. Mit einem lässigen Groove und einer entspannten Stimmung reflektiert die Band über das Erfüllte und Unerfüllte in unserem Leben. Garish, die für ihre Beständigkeit bekannt sind, bieten uns in diesem Song einen sehr coolen Blick auf den Wunsch nach Verbindung und Erfüllung. Die neueste Single beinhaltet viele kraftvolle Botschaften, die es in sich haben und dazu einladen, die Oberfläche zu verlassen und sich der Tiefgründigkeit hinzugeben.
Falls du unsere letzte Liste verpasst hast, hier geht es zu den besten 22 Releases aus Österreich im vergangenen Herbst.
In unserem Hörer-Ressort gibt es Interviews, kurzweilige Reviews und Playlists von Legenden!
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Billie Steirisch: “Ein weggelegtes Handy ist für mich Freizeit!”
Aufmacher: (c) Manuel Pitsch, (c) Christian Orou, (c) Kidizin Sane
Der Wiener Journalist ist seit 2016 Musik-Ressortleiter bei heldenderfreizeit.com, schreibt für diverse Musikfachmedien wie Stark!Strom berichtet dabei über Konzerte, Neuerscheinungen, führt Interviews und erstellt Besten- und Playlisten zu den Top-Liedern von Musikstars.