Verloren im Weltall – in der jüngsten Star Wars Serie auf Disney+ geht es einfach mal wieder um Spaß und vier Kinder, die in der Galaxie ihren Weg nach Hause suchen.
von Susanne Gottlieb, 3. 12. 2024
Im Filmkatalog der Coming of Age-Filme nehmen sie eine besondere Stellung ein: Die 80er Jahre. Ob nun die Werke von Steven Spielbergs Produktionsfirma Amblin Entertainment, E.T. – Der Außerirdische, Die Goonies oder Zurück in die Zukunft, oder auch Stephen King-Adaptionen wie Stand by Me. Spider-Man Regisseur Jon Watts und Schreibpartner Christopher Ford haben sich von diesen Jugend-Abenteuern für ihre Star Wars Serie Skeleton Crew inspirieren lassen.
Ein Die Goonies im Weltall könnte man dieses Abenteuer nennen. Warum das so gut funktioniert und es nach Voransicht der ersten Folgen Potenzial hat, in unsere Liste der Top20 Disney+Serien aufgenommen zu werden, lest ihr hier.
Der junge Wim (Ravi Cabot-Conyers) langweilt sich. Auf seinem Heimatplaneten At Attin tut sich nichts spannendes. Statt in die Schule zu gehen würde er viel lieber ein echter Jedi werden. Mit seinem besten Freund Neel (Robert Timothy Smith) träumt er gerne von fernen Welten. Doch während dieser seine Ausbildung ernst nimmt, verschläft Wim eine wichtige Prüfung und findet bei der Suche nach einer Abkürzung zur Schule ein seltsames Objekt vergraben im Wald. Von dem Fund hört auch die forsche Fern (Ryan Kiera Armstrong), die liebend gerne Rennen fährt und stets mit ihrer besten Freundin KB (Kyriana Kratter) unterwegs ist.
Als die vier Kinder an der Fundstelle aufeinander treffen, ist ziemlich bald klar, das ist ein Raumschiff. Ein neugieriger Erkundungstrip geht aber in die Hose, als dieses zum Leben erwacht und die vier mit einem Hypersprung in die Untiefen der Galaxis befördert. Der noch anwesende Droid, SM 33 (Nick Frost) hat keine Ahnung wo At Attin liegt. Und ein Besuch auf einer naheliegenden Raumstation, die sich als Piratennest entpuppt, zeigt, At Attin ist in der Galaxis ein sagenumworbener Ort voller Schätze. Und die Piraten, die haben natürlich Interesse an einem Schatz. Darunter auch der in Ungnade gefallene Jod Na Nwood (Jude Law). Der Macht-sensible Freibeuter bietet den Kindern an, sie nach Hause zu bringen. Doch inmitten vorsichtiger Allianzen geht das Abenteuer erst los…
Piraten im Weltall. Augenklappen, finstere Verliese, Gold. Das Ganze klingt erst einmal nicht nach Star Wars. Doch Jon Watts, der schon mit den drei letzten Spider-Man-Filmen bewiesen hat, dass er das richtige Gespür für jugendliche Geschichten hat, sowie sein Co-Schöpfer Christopher Ford verstehen es, diese Elemente nahtlos in das Star Wars-Universum zu integrieren. Immerhin hatte George Lucas seine geschaffene Welt stets als Spaß für die Jüngsten verstanden.
Watts und Ford verstehen wiederum, dass eine Geschichte, die von Kindern handelt, nicht automatisch nur für Kinder sein muss. Der Coming-of-Age-Zugang funktioniert daher vor allem als Odysee im Weltall hervorragend. Die kindlichen Streitereien und Ideale sind zeitlos und für alle Altersgruppen aufbereitet. Manch Jüngere erkennen sich hier vermutlich wieder. Die älteren Semester schwelgen in der Nostalgie einer Zeit, wo vieles einfacher war. Die Botschaft, sich selbst treu zu sein und seinen Weg zu finden, gilt jedoch für alle.
Dabei begeistern vor allem die unverkennbare 80er-Optik, die sensible Charakterisierung der Kinder und der süffisant aufspielende Jude Law als Trickster zwischen Gut und Böse. Vor allem die junge Ryan Kiera Armstrong überzeugt als willensstarke, abgebrühte Fern, die designierte Anführerin der Gruppe und ist dem träumerischen, leicht naiven Wim um Welten voraus. Dass sie dabei auch fies und manchmal leicht arrogant sein darf, beweist, wie viel sich in der weiblichen Repräsentation in Star Wars in den letzten Jahren getan hat. Weg von den eindimensionalen Girl-Power-Figuren, hin zu echten Charakteren.
Da vorab nur zwei Episoden gezeigt wurden, ist es an diesem Punkt schwer zu sagen wohin es die Truppe nach dem Zusammenschluss der Kids mit Jod Na Nawood noch verschlagen wird. Doch sicherlich geht es erst mal weiter durch die Weiten der Galaxie. Fragen wie: Warum Jod die Macht bedienen kann, aber nie zum Jedi wurde, werden da vermutlich beantwortet. Zeitlich angesiedelt ist die Serie immerhin kurz nach Die Rückkehr der Jedi Ritter. Aber auch das Mysterium von At Attin wird vielleicht gelöst werden. Gibt es dort wirklich einen Schatz? Watts und Ford verstehen es, hier sofort Neugier aufzubauen. Eine Star Wars-Serie, die sich (noch) nicht dem Druck der Skywalker-Timeline beugt, und einfach nur Spaß haben will.
Star Wars: Skeleton Crew ist hervorragende Unterhaltung für alle Altersklassen und erlaubt eine fast schon nostalgische Reise zurück in die Amblin-Filme der 80er. Wer Die Goonies liebt, wird auch diese Serie mögen.
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Alle Fotos: (c) Walt Disney
Susanne Gottlieb schreibt als Filmjournalistin für die Helden der Freizeit, Kleine Zeitung, NZZ, Standard, TV Media, Filmbulletin, Cineuropa und viele mehr. Sie arbeitet im Filmarchiv Austria, berichtet von diversen Filmfestivals und hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft studiert.