Fast 100 Jahre nach der Premiere der Filmoperette in Berlin sorgen Die Drei von der Tankstelle nun im Wiener Metropol als Bühnenfassung für Unterhaltung. Wir waren bei der Premiere und verraten euch, was euch im neuen Stück erwartet und ob der Klassiker trotz verstaubtem Rollenbild noch zieht. Dazu gibt es ein paar Besuchertipps.
von Sabrina Farkas, 7. 10. 2024
Der erfolgreichste aller frühen Tonfilme ist zurück. Nicht nur mit Ein Freund, ein guter Freund … singen sich die Darsteller:innen bis Anfang November 2024 ins Herz und Ohr des Publikums. Ob sich der Besuch im Wiener Metropol lohnt, erfährst du in unserer Kritik.
Die drei Freunde Hans (Vincent Bueno), Willi (Aris Sas) und Kurt (Benjamin Rufin) leben in Saus und Braus. Arbeiten ist dabei ein Fremdwort für sie – bis ihnen eines Tages ihr Anwalt, Dr. Calmus eröffnet, dass sie pleite sind. Schwer schockiert wägen sie ihre Optionen ab und haben schließlich die Idee, eine Tankstelle zu kaufen. Woher die Mittel dafür stammen wird nicht erläutert. Doch die Einnahmen halten sich in Grenzen: Kaum jemand fährt vorbei und nie hält jemand.
Das ändert sich schlagartig, als eines Tages die elegante Lili (Missi May) zum Tanken kommt. Sie wird von einem der Burschen bedient und die beiden kokettieren miteinander. Wenig später kehrt sie zurück, nur um diesmal einen anderen Tankwart anzutreffen. Auch ihn findet sie sehr sympathisch, was sichtlich auf Gegenseitigkeit beruht. Bei ihrem dritten Besuch schließlich wird ihre Verwirrung komplett: Sie lernt den dritten im Bunde kennen, der diesmal Dienst hat und verguckt sich auch in ihn.
Die drei Freunde scheinen nicht viel über ihr Privatleben miteinander zu teilen, denn Lili verabredet sich mit jedem von ihnen, ohne dass die jeweils anderen davon erfahren. Sie weiß, dass sie sich entscheiden muss und stellt mit Hilfe ihrer Schwiegermutter Edith (Caroline Vasicek) fest, welchem der drei Kandidaten ihr Herz gehört. Doch bevor sie ihrem Herzbuben ihre Liebe gestehen kann, kommt es, wie es kommen muss und ihre Mehrgleisigkeit fliegt auf. Ob das noch in einem Happy End münden kann?
Herzerwärmend ist das Stück auf alle Fälle. Wer sich darauf einlässt, kann mit der Geschichte eine kleine Zeitreise erleben. Mag die Storyline auch nicht ganz lückenlos nachvollziehbar sein, so bekommt man doch einen Eindruck, wie Unterhaltung “damals” war.
Die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau ist in der Story allerdings eine sehr überholte. Aber da es abgesehen von einigen Anekdoten, die auf die heutige Zeit hinweisen, nicht das Bestreben gewesen sein dürfte, das Stück in die Gegenwart zu bringen, überrascht das kaum. Vermutlich handelt es sich durchaus um ein der damaligen Zeit entsprechendes, wenn auch überzeichnetes Bild der Frau, der als Haupteigenschaft ihre Verwirrung durch das männliche Geschlecht zugeschrieben wird.
Die Darsteller:innen beeindrucken jedenfalls jede:r für sich mit ihren großartigen Stimmen und lebendigen Tanzeinlagen. Sie harmonieren auf der Bühne wunderbar miteinander. Elisabeth Blutsch hat einmal mehr ihr Talent als Choreographin bewiesen, das Bühnenbild ist absolut gelungen und die Kostüme tragen ihr übriges zum stimmungsvollen Ambiente bei.
Der Saaleinlass ist eine Stunde vor dem Vorstellungsbeginn. Bei der Sitzplatzwahl empfiehlt es sich, mittig und nicht zu weit hinten zu buchen. Wir sind am Seitenrang links gesessen und mehrmals haben uns Säulen den Blick auf die Darsteller:innen auf der Bühne versperrt.
Getränke sind zu fairen Preisen an der Bar erhältlich. Ein Viertelliter Weißer Spritzer kostet 3,20 Euro und ein halber Liter Bier ab 4,80 Euro. Für den kleinen Hunger werden Brezen angeboten.
Inszenierung: Peter Hofbauer
Regie: Peter Kratochvil
Musikalische Leitung: Florian Schäfer
Choreographie: Elisabeth Blutsch
Bühnen- und Kostümbild: Ilona Glöckel
Regieassistenz & Abendspielleitung: Laura Luisa Hat
Abendspielleitung: Irene Marie Höllwerth
Ab 2. Oktober von Dienstag bis Samstag täglich sowie am 2. und 3. November 2024, jeweils um 20 Uhr.
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Fotos: © benjaminwald.at
Als Luftakrobatiktrainerin und Yogalehrerin darf ich jeden Tag meine Begeisterung mit meinen Schülerinnen teilen. Das Schreiben liebe ich schon seit meiner Jugend. Seit 2020 schreibe ich Gastartikel für Magazine und Kurzgeschichten auf story.one, aus denen bereits zwei Analogien entstanden sind. Außerdem erkunden mein Mann und ich, so oft wir können, auf Reisen die Welt.