Heute vor 40 Jahren kam der erste Alien-Film ins Kino. Was die Faszination ausmacht, warum ein Spiel besser war als die letzten Ableger und was jetzt kommt.
von Christoph König, 25. 5 2019
Hello, My Baby! In der Parodie Spaceballs legt das furchtbare Chestburster-Alien ein lustiges Tänzchen hin, nachdem es ein zweites Mal die Bauchdecke des armen John Hurt durchstoßen hat. Heute darf es aus einer Torte springen und sich selbst ein Geburtstagsständchen singen. Denn genau vor 40 Jahren (am 25. Mai 1979) erschien in den USA der legendäre erste Alien-Film, der bei uns den vielsagenden aber etwas langatmigen Untertitel Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt trägt. Mit ihm geboren, war auch die berühmte Chestburster-Szene, bei der sich der Alien-Wurm durch die Bauchdecke seines Wirten stößt. Und bei dem die Schauspieler sich besonders realistisch erschrecken, wurden sie doch vorab nicht informiert, dass sie mit Kunstblut bespritzt werden.
Übrigens: Hier gibt’s unser Review zum neuen Alien Romulus!
Die Helden der Freizeit feiern 40 Jahre Alien. Was macht die Faszination um diesen Kultfilm aus? Warum ist die beste Fortsetzung der jüngeren Zeit kein Film? Und was gibt es Neues aus der Welt unseres liebsten Science-Fiction-Ungeheuers?
Mit Alien schufen Regisseur Ridley Scott (Der Marsianer, Gladiator) und Drehbuch-Autor Dan O’Bannon (†2009) einen zeitlosen Klassiker, der einen auch heute noch sofort in den Bann zieht. Dabei fängt das Raumschiff Nostromo im Jahr 2122 ein Funksignal vom Planetoiden LV 426 auf. Als sich der vermeintliche Hilferuf als Warnung entpuppt, ist es schon zu spät und der Horror nimmt seinen Lauf. Erstmal an Bord bringt das Alien in seinen verschiedenen Entwicklungsstufen ein Besatzungsmitglied nach dem anderen zur Strecke, ehe es von “Last-Woman-Standing” Ellen Ripley (Sigourney Weaver) zurück ins All befördert wird.
Der Film (O’Bannons Drehbuch hieß ursprünglich Star Beast) wurde aus vielen Gründen zum Meilenstein. Die klaustrophobische Stimmung, die das Alien an Bord erzeugt, ist einzigartig. Die meiste Zeit versteckt und nicht zu sehen, weiß es seine Opfer äußerst hinterlistig zu überraschen. Dazu spielen der Bordcomputer Mutter und der Androide Ash ihr eigenes Spielchen und heben die Handlung auf eine weitere Ebene. Das Raumschiff ist keine glattpolierte Zukunftsfantasie mit strahlenden Helden, sondern ein dreckiger, düsterer Arbeitsplatz – in Betrieb gehalten von einer Gruppe “Normalos” mit ihren gewöhnlichen zwischenmenschlichen Problemchen. Auch der Trailer ist bis heute legendär – In Space No One Can Hear You Scream:
Darüber hinaus etablierte Scott mit Sigourney Weaver eine weibliche Heldin im männerdominierten Action-Genre. Sie gab der Franchise auch mit gelungenen Auftritten in den drei Fortsetzungen ein Gesicht. Nicht weniger Anteil am Kult hat der 2014 verstorbene Schweizer Künstler HR Giger – der mit dem Alien ein schauerhaft abstraktes Wesen erschuf. Der Italiener Carlo Rambaldi, später auch verantwortlich für die Puppe für E.T., erweckte das All-Monster mit seiner komplizierten Kopfkonstruktion (Kiefer im Kiefer) zum Leben. Dafür gab es 1979 den Oscar für die besten visuellen Effekte. Und der sehr klassisch gehaltene Soundtrack von Jerry Goldsmith spielt gelungen auf der Klaviatur unserer Nerven und ist uns noch heute im Ohr.
Mit dem zweiten Teil Aliens – Die Rückkehr (1986) gelang abermals ein Hit – diesmal unter der Regie von James Cameron (Terminator, Avatar, Alita: Battle Angel). Er wurde sowohl von Kritikern als auch Fans gefeiert und schaffte es trotz gestiegenem Action-Anteil, wieder eine bedrückende Stimmung der Angst zu erzeugen. Alien 3 (1992) von David Fincher (Fight Club, Sieben) konnte trotz einer ebenfalls starken Sigourney Weaver nicht mehr derart überzeugen. Alien – Die Wiedergeburt gilt für viele als schwächster Teil der Serie – und bei den zwei Alien Vs. Predator Filmen scheiden sich überhaupt die Geister.
Ebenso gespalten sind die Meinungen bei Ridley Scotts neuer Alien-Filmreihe Prometheus und Alien: Covenant. Unsere Kritik zu Letzterem fiel noch vergleichsweise positiv aus.
Zweifellos das Beste, das in den letzten Jahren aus dem Alien-Franchise geschlüpft ist, ist das Videogame Alien: Isolation. Warum? Weil es sich (im Gegensatz zu vorigen Videospiel-Umsetzungen) ganz auf das Katz und Maus Spiel zwischen Mensch und Alien auf einem Raumschiff konzentriert und ebenso die beklemmende Stimmung der Angst einfängt, ohne das Alien oft zu zeigen. Lest hier in unserem Review, warum dieses Game jedem Alien- und Videospiel-Freund nur wärmstens zu empfehlen ist.
Ohne Zweifel ist die Faszination um das unheimliche Wesen trotz mancher durchwachsenen Filmfortsetzung ungebrochen. Zur Feier von 40 Jahre Alien ließ 20th Century Fox die Fans selbst ihre Ideen umsetzen und wählte von über 500 Einreichungen sechs Kurzfilme aus, die inzwischen bereits alle zur kostenlosen Ansicht auf YouTube veröffentlicht wurden. Auch wenn sie sich sehr klassisch in der Alien-Welt bewegen, können sie sich durchaus sehen lassen.
Zudem dürfen sich Fans auf ein brandneues Table-Top-Spiel freuen, das noch 2019 das Alien-Universum um einen weiteren Aspekt erweitert. Alien The Roleplaying Game wird ein komplexes RPG der Schwedischen Entwickler von Fria Ligan/Free League – bekannt durch ihren Bestseller Tales from the Loop. Das Spiel setzt nach den Ereignissen von Aliens an und wird einerseits im Cinematic Modus das Nachspielen von typischen Alien-Szenarios ermöglichen, andererseits die Spieler in einer langen Kampagne in eine Open World entführen.
Stellt sich zuletzt die spannende Frage, was Neues auf uns zukommt? Eine Serie oder doch vielleicht wieder ein neuer Film? James Cameron zeigte sich zuletzt immer wieder interessiert. Dazu stellt sich die Frage, was Disney nach der Übernahme von 20th Century Fox mit dem Franchise vor hat. Immerhin wurde schon grundsätzlich bestätigt, dass man vor hat, neuen Stoff zu liefern.
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Der Chefredakteur der Helden der Freizeit hat das Onlinemagazin 2016 ins Leben gerufen und ist seit 2000 als Sportjournalist im Einsatz. Bei heldenderfreizeit.com ist er spezialisiert auf actiongeladene Outdoor-Aktivitäten, Ausflüge, Videos, Spiele, Filme, Serien und Social Media.